zum zitierten Beitrag
Zitat von Chris_Ndb
1.) Wieviel setzt sich denn so ein Ventil im Laufe von wieviel Kilometer und wie groß ist die zu erwartende Differenz der Setzungen zwischen den beiden Ventilen?
Das kann kein Mensch sagen, da dabei der Temperaturverlauf beim Heißwerden, die Hebellängen der Kipphebel, die Kräfte, mit denen das Ventil auf den Ventilsitz einschlägt , etc einen Einfluß haben. Bei dem perfekten Ventil wird der Ventilsitz im Laufe der Zeit genauso weit eingeschlagen, wie das Ventil am Schaft kürzer wird. Da hilft nur mal nach 100.000 km einen Kopf zu zerlegen und genau nachzumessen.
Bei einigen Moto Guzzi-Typen der 1970er-Jahre schreibt der Hersteller ein regelmäßiges Wartungsintervall bei den Ventilen von gerade mal 3000 Kilometern vor, bei der Honda CBR 600F sind es wohl alle 24.000 km. Daher hab ich in diesem Thema mal geschrieben, wenn es machbar wäre müßte man es wohl jede normale Inspektion, also alle 8000 km machen.
2.) Ab welcher "Setzungsdifferenz" wirkt sich das in welcher Form überhaupt aus?
Das Problem liegt in der Balance. Von unten korrigiert der Hydrostößel mit einem auf 2 Ventile abgestimmten Druck das Ventilspiel. Wenn jetzt die Kipphebel nur bei einem Ventil anliegen, weil das andere 0,1 mm Spiel hat, kann dieses Ventil durch den Druck des Hydrostößels minimal geöffnet werden. Bleiben die bei zu engem Ventilspiel leicht offen stehen, können sie am Ventilteller durchbrennen, da bei jedem Verbrennungstakt eine Flamme um den Ventilschaft „züngelt“. Außerdem geht die Wärmeableitung über die Kipphebel verloren. Gerade die Auslassventile benötigen diesen Kontakt, um die aufgenommene Wärme der verbrannten Abgase abführen zu können.
Ist aber alles nix, was das Moped innerhalb der Garantiezeit killt, daher auch egal. Außer man will sein Moped länger als 4 Jahre fahren.
3.) Wie viel Toleranz (anders gesagt "hineinkonstruiertes Spiel") ist im Ventiltrieb des luftgekühlten Harleymotors von Haus aus enthalten, um die bauartbedingten Ausdehnungen / Spannungen zu kompensieren und spielen dann solche Erscheinungen wie eine Setzungsdifferenz zweier Ventile unter einem Kipphebel überhaupt eine Rolle?
Bei Ventilen, die keine Hydrostößel haben - wie z.B. meine alte SR - war kalt 0,1mm Spiel am Einlass und 0,2mm am Auslassventil. Auf diese Weise gab es kein Spiel im warmen Zustand. Bei der Harley ist aufgrund der Hydrostößel kein Spiel an den Ventilen vorgesehen, da dies immer ausgeglichen werden soll. Das funktioniert halt auch prima, wenn ein Hydrostößel ein Ventil bedient.
Bei allen Systemen - einstellbare Ventilschrauben, austauschbare Ventilplättchen (shims), Hydrostößel - ist die Abstimmung so, dass im warmen Motor kein Spiel vorgesehen ist. Wenn aber kein Spiel als Sollwert angesehen wird, ist jegliches Spiel ein Fehler.
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Ein Motorrad muss einen Vergaser haben. Mehr gibt es da nicht zu sagen.
Was man erträumen kann, kann man auch bauen.