Alles schön und gut, was Du sagst.
Es ist aber doch tatsächlich so, dass in den letzten Jahrzehnten die Preise von Harleymotorradcompany jährlich immer um ähnliche, viel geringere Beträge angehoben wurden, während sie jetzt, also in den letzten beiden Jahren, unverhältnismäßig sprunghaft hochgeschnellt sind !!
Das muss einen doch wohl noch wundern dürfen.

Preise für Neufahrzeuge und Preise für Gebrauchte sollte man separat betrachten. Die Preise für Gebrauchte gehen nämlich komplett an der Company vorbei. Auch dann, wenn sie beim Vertragshändler verkauft werden. 

Es war schon immer so, das Menschen sich eine Harley kaufen. Dann bauen sie einen anderen Lenker auf, ne vorverlegte Fußrastenanlage und Stahfleybremsleitung. Nach einem Jahr und 4000 km versuchen sie dann den Hocker 2 bis 3 Tausend über dem Neupreis zu verkaufen. Obwohl die Teile nur mal ein Tausi gekostet haben. Und dann gibt es Menschen die kaufen es, weil sie entweder zuviel Geld haben oder nicht warten wollen bis eine Bestellte eintrudelt. 
Aber beim PKW oder ner Japanesin haben sie Stacheldraht in der Tasche und wollen nicht für Anbauteile extra zahlen. 

Aber hier geht es um Neufahrzeuge und den exorbitant gestiegenen Einstandskosten bei immer weiter zusammen geschrumpfter Modellpalette und Ausstattung der Fahrzeuge. Klar, Energie- und Beschaffungskosten für Materialien und Teil von Zulieferern sind gestiegen. Aber da muss man differenzieren. Die Kosten werden nämlich auf einen bestimmten Produktionszeitraum gerechnet und nicht per Fahrzeug. Es ist die Sucht nach der Gewinnmaximierung, die es den Unternehmen leicht macht, dem Kunden 20% mehr aus der Tasche zu leiern. 

Ich kann es nicht verstehen, wie man weltweit 40 Märkte auf der Welt nicht mehr bedienen will, aber den Mythos Harley Davidson trotzdem weltweit transportieren will. Ds führt zwangsläufig zur höheren Preisen auf den restlichen Märkten. Denn vorher wurde die Produktion auf die Zahl der Bestellungen umgestellt um keine Fahrzeuge mehr auf Halde zu produzieren. Die Schließung von Märkten führt dazu, das aus den wegfallenden Ländern keine Bestellungen mehr kommen. Das muss kompensiert werden. Und das geht nur mit einer Preiserhöhung in den verbleibenden Märkten. 

Ob das der richtige Weg ist? Ich jedenfalls habe meine Bikes immer sehr lange gefahren. Und der Gebrauchtmarkt wurde sich auch irgendwann wieder beruhigen. Aber meine Dyna ist jetzt gerade erst 10 Jahre alt, da können noch gut und gerne 20 dazu kommen.

Schrumpfen ist halt mit weniger Kosten/Aufwand verbunden als Erweitern.
Die Geiz ist Geil Mentalität liegt nicht bei uns Käufern, sie ist bei der Company.

Wir haben für 2 Gänsekeulen Weihnachten, ca. 1kg Fleisch mit Knochen, 50,00 Euro gezahlt, was ist heutzutage nicht extrem teuer geworden? Da habe ich auch kräftig schlucken müssen.

Die großen drei im Automobilsektor sind unbezahlbar geworden und die kleineren Modelle, z.b. bei Daimler die A-Klasse, werden eingestampft weil sie keine Marge mehr bringen.

Oder Handwerker, gut das ich keinen brauche, die haben inzwischen Stundenlöhne von 100 Euro, oder die Vertragswerkstatt fürs Auto, kein Service mehr unter 1000 Euro. Ich habe meinen schönen 5er verkauft und fahre jetzt einen alten Benz. So muss halt jeder Prioritäten setzen. Verarschen lasse ich mich nur da, wo es auch Spaß macht, alles andere verkneife ich mir.

Bedankt euch bei unseren fähigen Politikern, die uns auch kräftig in die Tasche greifen um den Sozialstaat am Leben zu erhalten.
Und das Ende ist noch lange nicht erreicht, siehe Bürgergeld. Wer da noch arbeiten geht hat selber schuld.

Wer weiß was die nächste Stufe von Euro 5 nächstes Jahr für Harley bedeutet. Vielleicht wird der Europäische Markt für Harley nächstes Jahr auch uninteressant.

Wie hier weiter oben schon im Nebensatz erwähnt, ist das Ärgerlichste an den Preiserhöhungen, dass bei der  Austattung gegenüber den TC-Baureihen von Modelljahr zu Modelljahr immer drastischer eingespart wird, und das soll dann „Premium“ sein. Ich zähle mal in freier Erinnerung und damit durchaus unvollständig quer über die Modellreihen auf, was mir einfällt, auch vermeintliche Kleinigkeiten, die aber das Gesamtbild vervollständigen  (Rev Max - Modelle natürlich nicht):

- Seitenständer schwarz statt verchromt 
​​​​​​- Auspuffanlagen bis auf wenige Ausnahmen schwarz statt verchromt 
​​​​​​- billigste Mini-LCD-Anzeigen statt kostspielige Zeigerinstrumente bei den unteren Softails.
- Bei Softail- Modellen mit verbliebenen analogen Zeigerinstrumenten Ersatz der jahrzehntelang HD-typischen graphisch aufwendigen, weil kleinteiligen  Ziffernblätter mit langen Zeigern durch designtechnisch minderwertige Allerweltsziffernblätter mit kurzen Zeigern (sieht aus wie ein Standardprodukt, was auch bei chinesischen Marken im Einsatz ist)
- Entfall von Öldruckanzeige (bei FXD nachrüstbar) und bei Tourern auch Öltemperaturanzeige im Cockpit
- Kleiner 15 ltr-Tank (statt 17) ohne Mittelleiste bei den unteren Softails
- billigst vereinfachter Ochsenkopf 
- Entfall Montagefähigkeit der Sissybars mit Gepäckträger zum Gepäckstransport bei den unteren Softails, weil gegenüber den TC-Dynas nun das deutsche Nummerschild zu hoch steht = dem Gepäckträger im Weg steht 
- Billige offensichtliche  Cantileverschwinge statt wie beim TC / Evo aufwendige (Komplexe Schwingenform, zwei Zugstossdämpfer versteckt unterm Triebstrang) Imitation eines Straightleg-Starrahmens bei den Softails (Das haben BMW und Triumph trotz gleichfalls billigem oberem Stoßdämpfer bei der Schwinge selber wesentlich aufwendiger und damit authentischer gelöst)
​​​​​​- „Timercover“ mit Zwei statt fünf Schrauben befestigt (wann kommen die Blechnieten wieder? Das ist dann eine Authentizität, die ich mir nicht wünsche)
- einer statt zwei „Tankdeckeln“, Entfall der aufwendigen Zeigeranzeige für den Kraftstoffstand und der kostspieligen Einbringung des imitierten Tankdeckels in einen eigenen Tankstutzen für den Sensor. Bei einigen Modellen an der Stelle billige, lediglich aufgeschraubte Attrappe nach Vorbild der Indian Tourer
- Ersatz des aufwendigen, authentischen  Horseshoe-Öltanks durch eine billige, peinliche Attrappe bei den Softails 
​​​​​​- dadurch deutlich verschlechterter Zugang zur Batterie, gegenüber den Dynas sogar geradezu dramatisch 
- Reduktion der Flansche für Fussrastenträger pro Seite von drei auf zwei
​​​​​​- Entfall der höchst aufwendigen und höchst authentischen Springergabel statt Update auf ABS
- kein Anzeichen für Kurven-ABS bei den Softails 
​​​​​​- Rückkehr zur Single Cam: Das könnte man mit Zahnradantrieb authentisch nennen, aber die Billig-Lösung mit der langen Steuerkette, damit die Kettenspannschuhe nicht mehr zu kurz sind, führt wegen dem gegenüber allen bisherigen Big Twins stark hochgezogenen „Timercover“ zu einem starken Schrägversatz der Stösselschutzrohre gegenüber den Zylindermittelachsen, was optisch weder Authentizität bietet noch unabhängig davon gut aussieht. Warum dann noch ein Big Twin klassischer Bauart, wenn seine Authentizität eh aus Kostengründen optisch demoliert wird?
- Rückkehr zu Seilzugkupplung. Die ist zwar akzeptabel, aber dann noch für dieses jämmerliche Scheitern ohne jegliche Innovation  mehr Geld verlangen?
- praktisch Entfall der klassischen Harley Flachschulter-Stahlspeichenfelgen (oder gibts da noch einen Überlebenden?)


Wenn alle diese Verschlimmbesserungen aus Kostengründen einen Premiumanspruch mit drastischen Preiserhöhungen begründen sollen, sollten sich die Kunden eigentlich verarscht fühlen. Vor der Einstellung der Sportster gingen die Verkaufszahlen wieder leicht (aber nicht so, wie erwartet)  nach oben, aber man gewinnt den Eindruck, dass wie bei Mercedes und neuerdings auch Ford   (kein Focus-Nachfolger, kein Mondeo-Nachfolger) und VW  (kein Lupo-, kein Polo-Nachfolger) der Umsatz nicht mehr das Ziel ist, sondern nur noch die Gewinnmarge pro Einheit. Wenn dann wie bei Rolex (auch unser Lokaler Freundlicher hat unter der Hand interessanterweise diesen Strategievergleich gemacht) wenigstens die Gegenleistung für den Kunden stimmt, dann könnte man Harley ja zumindest zugestehen, dass sie sich ihre Zielgruppen schon noch selber aussuchen dürfen. 

Wenn aber wie hier, das als „Premium“ angepriesene Produkt gegenüber der dramatisch preisgünstigeren Vorgängerbaureihe im wesentlichen immer mehr im Gegenwert reduziert wird, dann sollte sich auch der solvente Kunde überlegen, ob er sich durch ein künstlich verknapptes Neumodell verarschen lässt oder zur Gebrauchten der wesentlich hochwertigeren und authentischeren Vorgängerbaureihe greift. Da es vielen so gehen wird, sehe ich auch da, wie andere vor mir, deutliche Preissteigerungen voraus.

Um es ganz deutlich zu machen:  es kann hier nicht darum gehen, ob der Einzelne hier Mitlesende die oben gelisteten Features schön findet, braucht oder das Gegenteil, oder sich wegen seiner persönlichen Produktentscheidung von mir gekränkt fühlt, sondern gemäß dem Thema dieses Threads einzig und allein um das Aufzeigen der über die Modelljahre immer mehr verstärkten Reduktion des Gegenwertes bei nun sogar drastisch steigendem Preis. Bitte seht daher freundlicherweise von überflüssigen - weil nicht zum Thema gehörenden - Kommentaren ab wie: „Mein schwarzer Seitenständer gefällt mir“ oder „Ich komme auch ohne analoge Tankanzeige aus bzw. finde die hässlich …“   Für die vielen Korrekturen bitte ich gleichfalls freundlich um Verständnis. Sie sind der Tatsache geschuldet, dass mir nicht gleich alle Features meiner Liste eingefallen sind und ich sie deswegen nachträglich einfügen musste 

Foto 1: Während die Stößelstangen beim M8 zwangsläufig stark schräg stehen müssen, …

Foto 2: stehen sie bei TC symmetrisch zur jeweiligen Zylindermittelachse.

Beim Big Twin bis Evo standen die Stößelstangen wesentlich paralleler zur Zylindermittelachse, allerdings wurde das unter Inkaufnahme verstärkten Verschleißes erreicht durch eine ziemlich starke Anwinkelung der Stößel selber gegenüber den Stößelstangen. Insofern bot der TC optisch und technisch die ideale, aber mit zwei Nockenwellen offensichtlich zu teure Lösung.

Also auch hier wieder viel mehr Geld für deutlich weniger Produktionskosten verlangen. Genau darauf will ich hinaus.

Vielleicht sind die krassen jüngsten Preissteigerungen bei allen alten Modellen auch der Quersubventionierung der Enwicklungskosten der neuen Modelle mit mehr Elektronik und neuen Motoren etc. geschuldet. Wäre ja auch kein ungewöhnliches Vorgehen. So könnte man deren Preise im Rahmen halten. 🤷

Wird wohl so kommen, inklusive Rückkehr der Breakout auf den US-Markt...