4. Teil:
Weitere 3 Tage später konnte ich mein Schmuckstück dann holen. Handy klingelt – Mucke aus. Mein erstes Telefonat über die Freisprechanlage, wichtiger Kunde HB: „Frau F. können wir später nochmal telefonieren. Die Nebengeräusche sind ja unerträglich“. OK, lassen wir jetzt so stehen.
Einige Tage später stehe ich am Schreibtisch von Chef 2 und sehe unter der Vielzahl von Geschäftspost was von Opel. Ich: „Was wollen die denn schon wieder?“. Chef2: „Die Rechnung für deine Freisprechanlage, 500 Euronen“ Ich: „Was? Haben die ne Macke. Das Ding sollte für Lau eingebaut werden. Steht doch im Kaufvertrag, dass die Karre mit ausgeliefert wird. War aber keine drin. Also deren Problem. Ich ruf da mal eben an.“
Tusse von Opel: „Autohaus blablabla, meine Name ist Bla bla bla, was kann ich für sie tun?“. Ich: „D.!“ Sie: „Wie bitte?“. Ich: „Ich will sofort Herrn D. sprechen, sonst ist hier Einmarsch in Polen“ Sie: „So geht das aber nicht!“ Ich: „Wie bitte? Jetzt hau´n Sie die Hacken in den Teer und holen mir den D. ans Telefon“….tüdeldüdel dü…“D. am Apparat, hallo Frau F. ist was nicht in Ordnung?“ Ich: „Ob was nicht in Ordnung ist? Was soll die Nummer mit der Rechnung? 1. Vereinbart war für lau 2. Das Ding ist totale Sch*** 3. Haben Sie es grad geschafft, mich richtig traurig zu machen“ Er: „Ja, ähm das muss ich dann wohl klären. Kann sich nur um ein Missverständnis handeln. Ich ruf zurück.“
Hat mich natürlich nicht zurück gerufen – hat sich wohl nicht getraut. Hat aber bei meinem Chef angerufen. Rechnung nur über die Freisprechanlage, nicht für den Einbau, dafür die nächsten beiden Inspektionen kostenfrei. Zu diesem Thema später noch was.
Endlich war alles so, wie ich es mir wünschte. Mein Baby war komplett und lief wie Sau. Jetzt folgten die ersten Autobahn-Härtetests. A1 Feuer frei (da wo es erlaubt war). 230 lt. Tacho. Wo es ging, hab ich die Karre bis zum Anschlag getreten.
Mit dem Sportfahrwerk kam ich mir vor wie im Porsche. A555 Richtung Köln 210km/h auf dem Tacho, gefühlte 300km/h. Wildes Blinken in orange und rot. Scheiße, Druckverlust Reifen vorne rechts. Leichter Adrenalinschub, harte Bremsung. Vorsichtig bis zur nächsten Autobahnraststätte und Luftdruck messen. Hä? Nix Druckverlust. Weiter gefahren. Kein Alarm mehr. Kann ja mal passieren.
Passierte danach leider ca. 10 bis 12 mal am Tag. Nimmt einem ein gewisses Sicherheitsgefühl. Wozu habe ich diese blöden Reifensensoren, wenn die dämliche Spielchen mit mir spielen? Gut. System ein paar mal „resetet“. Cheffe hat mich schon für ein wenig paranoid gehalten. Bis er die Karre dann mal über die Bahn gejagt hat. Es passierte wieder. Ich saß mit einem gewissen Maß an Genugtuung auf dem Beifahrersitz. Cheffe: „Fahr mal zu Opel“.
So langsam wurden die regelmäßigen Besuche in der Opelwerkstatt zur festen Einrichtung in meinem Leben.
Ich ließ den Verkaufsraum mit einem fröhlichen: „Morgen! Ich bin´s. Meinen Kaffee bitte wie immer, schwarz! Wo ist Herr D.?“ erhallen. Komisch, alle verdrehten die Augen und hatten plötzlich tierisch viel zu tun. Die 17jährige Azubine wurde mit mir allein gelassen. „Ich geh dann gleich mal durch in die Werkstatt. Ich kenn ja den Weg“. Azubine: „Ja aber um was geht es denn?“. Ich „Nichts dolles. Klär ich mal eben. Gibt´s frischen Kaffee?“.
Ab durch die Mitte zu meinem liebsten leitenden Werkstattmeister. „Morgääääähn. Alles frisch.“ Man hatte ja mittlerweile schon eine persönliche Ebene geschaffen. Seinem Gesicht war anzusehen, dass er mich irgendwie nicht toll fand. „Frau F. was ist denn jetzt schon wieder?“ Hmmm, nicht mal guten Morgen?
„Herr K., geht es ihnen nicht gut? Sie machen einen leicht leidenden Eindruck! Ist diesmal auch nichts Schlimmes. Die Reifendruckanzeige spinnt ein bisschen. Ist ja nicht so wild. Ich bin zwar von Haus aus ein Adrenalinjunky, aber zwei bis drei mal am Tag (von den eigentlichen 10 bis 12 mal am Tag wagte ich ja schon gar nicht zu berichten), dass macht mein Herz auf Dauer nicht mit!“ *grins*
„Wie meinen Sie das denn jetzt?“ Ich: „Ich erklär mal kurz: 220 oder 230 auf der Bahn, wilde Lightshow, Druckverlust, Luftdrucküberprüfung…nix Druckverlust“. „Ja, dann ist es doch ok“. „Nix ist ok. Wenn ich so nen teuren Mumpitz schon in der Karre habe, dann will ich auch, dass er funktioniert und mich nicht in den Wahnsinn treibt“. „Ja haben Sie den mal resettet?“.
Und da war er wieder, der Tasmanische Teufel in mir, er gierte nach Blut. Er wollte ein Massaker. Ich beruhigte ihn, streichelte ihn, erklärte ihm, dass das alles gar nicht schlimm sei. Ich hielt ihn unter Kontrolle. Es fiel mir schwer meine Mimik unter Kontrolle zu halten und freundlich zu wirken als ich dann zu Herrn K. sagte: „Ich kann Sie gleich mal resetten. Entweder sind die Sensoren in den Reifen fratze, oder der Nehmer ist im Eimer. Prüfen und gegebenenfalls austauschen. Alles klar?“ „Ja, wenn Sie meinen. Sie müssen es ja wissen. Ist ja wohl ihr Tagesgeschäft.“ Ende!
Der Tasmanische Teufel war nicht mehr aufzuhalten. .....den dann folgenden Ausbruch klemme ich mir jetzt mal, war nicht sehr ladylike....Ich schäme mich ja auch ein wenig dafür...ICH SCHWÖRE!!!!
So und jetzt schauen Sie mal in Ihr schlaues Buch und sagen mir, wann ich mein Auto bringen kann. Ende der Durchsage!“ . „Ähm, lassen Sie ihn gleich hier!“. „Geht doch!“. Ich also mit hochrotem Kopf zurück in den Verkaufsraum. „Auto, ich brauch ein Ersatzauto! Und zwar keinen Agila!“. „Wir haben aber grad nichts da!“. „Ist mir egal, ich nehm jetzt das Cabrio mit“. „Das ist aber ausgebucht.“ „Ist mir auch egal, sagen Sie die Termine ab. Sonst machen Sie nie wieder einen Termin für Probefahrten.“
Abteilungsleiter Herr R. (eigentlich ein total netter älterer Typ trabt an). „Frau F. was ist denn los?“. Ich versuchte ihm die Vorkommnisse der letzten Wochen in kurzen Worten (ich versuchte sogar sachlich zu bleiben) zu erläutern. Er hatte volles Verständnis, sprach kurz mit der unfreundlichen Kuh von der Info und überreichte mir den Schlüssel vom Cabrio.
Geile Sache, wir hatten über 30 Grad und ich musste am nächsten Tag nach Hamburg. Herr R. teilte mir mit, dass alle Probefahrttermine bis Übermorgen abgesagt seien und wünschte mir viel Spaß. Ich war beschwichtigt und freute mich auf meinen Geschäftstermin in Hamburg.