Also ich würde eine so gute = unverbastelte Substanz möglichst weitgehend in den Originalzustand zurückversetzen, sowas ist heute der Hingucker, nicht der n+ 1. Shovelumbau .
Was die Alltagstauglichkeit der Shovels angeht, kann ich die ( verständlichen) Beschönigungen der Fans in diesem Fred leider nicht nachvollziehen. Ich helfe schon seit längerem bei meinem Harleyschrauber aus, und wir sind einer Meinung: im Unterschied zu einem BMW - Zweiventiler sieht man deswegen praktisch keine Shovels mehr auf der Straße, weil der Wartungs- und Reparaturaufwand einfach viel zu groß ist. Schon der spätestens alle 20 Tkm erforderliche Sekundär-Kettenwechsel bei einer Quasi-Unverbastelten ist ein Aufwand, der auf keine Kuhhaut geht , denn um das vordere Ritzel zu wechseln, muss man ja Fußraste, Schalthebel-und Gestänge, den gesamten Primär samt Kette und Kupplung abbauen, und wieder anbauen und die Kupplung neu grundjustieren und das Öl wechseln und und und.Das ist schon mit Schlagschrauber eine aufwendige Sache, mit den Mitteln des Garagenschraubers ist es geradezu ätzend. Das sparen sich daher die meisten und bleiben dann irgendwann mit überspringender Kette liegen und schimpfen auf Harley, obwohl die Info ja vorher bekannt ist, was zum Betrieb erforderlich ist. Wenn ich das gesamte Triebwerk nach dem Ausbau wieder einbauen will, muss ich großen Aufwand treiben, damit die quasi " frei" (= separat) im Rahmen verschraubten Kurbel-, Primär-, und Getriebegehäuse exakt fluchten, was es so seit 1970 sonst nur noch bei Royal Enfield gibt. Erst beim TC sind diese drei Gehäuse direkt zu einer Einheit verschraubt und das lästige justieren entfällt. Die Elektrik ist nun auch nicht gerade die zuverlässigste. Die Ventilführungen schlagen bei mehr als 3000/ min gaaanz gaanz schnell aus, was dann zum Abriss des Tellers und Zerstörung von Zylinder, Kolben und Kopf führt ( wir haben einige da liegen). Der Kickerfreilauf versagt gerne, was an der rechten Kniescheibe ganz böses Aua macht. Das offizielle Werkstattmanual schweigt sich genau an den Stellen hartnäckig aus, an denen es unangenehm, weil von den Konstrukteuren verbaut, wird. Generell zerstören die Vibs mit schöner Regelmäßigkeit die gesamte Peripherie des Triebwerks. Wenn man den vorschriftsmäßigen Wartungaufwand treibt, ist das Ding natürlich halbwegs zuverlässig , aber gerade dieser schon in den 60 ern völlig übertriebene Wartungsaufwand ist ja das Problem, warum schon damals viele Amis zu den Japsen wechselten. Wenn ich bei einem 30 er-Jahre Flattie, wie vorgeschrieben, alle 6000 km die Ventile neu in den Sitzen einschleife und alle Naslang das Öl wechsele, ist der auch relativ betriebssicher. Aber angesichts dieses Aufwandes zu behaupten, Vor-Evo -Harleys könne man als " Alltagsfahrzeug" gebrauchen, ist mir zuviel verklärte, rosarote Brille. Deswegen hat wohl auch das hier vorgestellte Fahrzeug weniger als 8 Tkm ( wenn das mal stimmt), weil dem Besitzer der Aufwand schnell zuviel wurde.
Ich schreibe das hier so ausführlich, damit unser Neukäufer in diesem Thread nicht völlig falsche Erwartungen suggeriert bekommt. Ein Shovel ist technisch ein Oldtimer, der auch von der jährlichen bezahlbaren !!! Km-Leistung als solcher verstanden werden sollte, sonst ist man wie ich Anfang der 90 er abwechselnd ein Wochenende am Schrauben und eins am Fahren. Von der Fahrweise muss man einen solchen Oldtimer Minimum 20 km mit Max. 2500/ min warm fahren, und mehr als Dauertempo 90 ( das frühere USA -Tempolimit) führt auch schnell zu erheblichen Schäden.
Dieser Beitrag wurde schon 15 mal editiert, zum letzten mal von niterider am 07.09.2015 19:26.