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Eine Woche im Bikerhotel

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Eine Woche im Bikerhotel

Gerd ist offline Gerd · 3896 Posts seit 13.02.2008
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fährt: R1250GS Adventure
Neuer Beitrag 24.05.2009 20:18
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Das große Fragezeichen spricht für dich Su Augenzwinkern

Hätte mich doch sehr gewundert wenn die Dame von Welt sich mit den Gegebenheiten in solch zwielichtigen Etablissements ausgekannt hätte Augenzwinkern

Gewisse Sachen sollten doch unter Männern bleiben.

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Neuer Beitrag 27.05.2009 18:38
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…In dem Umkleidebereich herrschte zu dieser Stunde doch ein ordentlicher Andrang.
Wie beim Schichtwechsel im Bergwerk.
Eine Menge nackter und unansehnlicher Kerle mit großen Handtüchern drängelten sich an den Spinden. Einige noch voller gedämpfter Vorfreude und andere wiederum nicht gerade ernüchtert, aber doch ziemlich abgearbeitet.
Schnell und schweigend zieht man sich entweder an oder eben aus. Viel zu reden gibt es nicht. Im Grunde genommen ist es ja doch immer dasselbe. So ähnlich wie ein Besuch bei MacDonalds.
Der Hunger ist zwar weg, aber 10 Minuten später erinnert man sich noch nicht einmal mehr an den Geschmack.

Appetit kann man sich ruhig draußen holen-gegessen wird dann zu Hause.
So ein blöder Spruch! Wer den wohl in die Welt gesetzt hat?
Man hört ihn ja häufig von scheinbar glücklichen Ehefrauen. Die lächeln dann auch immer dabei. Halb verständnisvoll und halb warnend. Die anwesenden ebenfalls scheinbar glücklichen Ehemänner nicken dann auch immer dazu.
Halb verständnisvoll und halb gelangweilt.
Dieselben Typen, die sich jetzt hier an den Spinden drängeln. Vermutlich deshalb, weil Mutti nicht mehr so häufig kocht.
Vielleicht aber auch, weil sich die Essgewohnheiten der Männer in den letzten 50.000 Jahren nicht großartig verändert haben. Wer weiß das schon so genau?

Draußen auf dem Parkplatz trafen wir dann auch auf die beiden Motorradfahrer. Nur mit einem Saunatuch bekleidet, konnte man sie vorher schlecht identifizieren. Thomas fachsimpelte noch mit dem Hondafahrer herum. Wobei die Betonung mehr auf simpel, als auf Fach lag. CB-Fahrer unter sich, eben.
Wir erfuhren dann noch so ganz nebenbei, dass wohl die Motorradräuber in der Gegend unterwegs waren.
Da hatte man doch gestern erst, zwei Motorräder direkt vom Parkplatz eines anderen Bikerhotels geklaut. Eines davon war eine fast neue GS.
Vermutlich mit Alufelgen, dachte ich.
Aber davon gibt es ziemlich viele hier. Das muss noch nichts heißen.
„Die zerlegen die Dinger in ihre Einzelteile und verkaufen die dann überall hin!“, empörte sich der CB-Fahrer.
„Internet..!“, schnaufte Charly. Er kann mit dem Internet nichts anfangen, und hält das World Wide Web für die Quelle allen Übels auf dieser Welt.
„Das sind solche Balkanindianer“, behauptete der andere Motorradfahrer.
„Albaner, Rumänen, Zigeuner, oder weiß der Teufel- was für Völkerstämme“.
Wir nickten verstehend und beklagten dann gemeinsam und traurig den Untergang des Abendlandes.
„Hast du schon mal einen Zigeuner auf einem gekauften Motorrad gesehen?“, fragte Rainer empört.
Nun, eine sicherlich interessante Frage, aber mir wollte sich auf Anhieb der tiefere Sinn nicht erschließen. Rainer deutete meine nachdenkliche Miene in seinem Sinne.
„Na also, ich auch nicht!“, verkündete er triumphierend. Womit das dann auch geklärt war. Immer noch leicht unsicher stieg ich in den Passat.
„Was ist denn, wenn die Helme tragen?“, fragte ich Rainer.
„Wer trägt Helme?“
„Diese Sinti und Roma … wenn die Helme tragen kannst du sie doch überhaupt nicht erkennen?“
„Eben..!“, entgegnete der. „Die sind eben schlau, mit einem Helm auf dem Kopf kannst du sie nicht erkennen. Die ziehen sich einen Helm an … klauen dein Motorrad … und weg sind sie.“
„Verstehe …!“, sagte ich. „Ganz schön raffiniert … diese Typen.“

Rainer verkündete nur noch, dass er sich nicht verschaukeln lassen würde, und schwieg dann beleidigt. Wir würden schon sehen, wohin uns das alles bringen würde. Diese Ostblockerweiterung und so.
„Deine sah auch aus wie eine Zigeunerin“, bemerkte Charly und drehte sich zu mir hin.
„Aber ich bin sicher, dass die keine Motorräder klaut“, verteidigte ich die Ehre meiner schwarzhaarigen Kurzzeitfreundin.
„Alle klauen die auch nicht“, wusste Rolf dann auch. Damit hatten wir dann wohl auch das Maximum der Vorurteilslosigkeit an diesem Abend erreicht.

Rolf nahm dann eine Abkürzung. Auf irgendeiner Karte hatte er wohl gesehen, dass es eine direkte Verbindung zwischen dem Ort, in dem wir uns gerade befanden und der Hauptstraße die zum Hotel führt geben musste.

Wie so oft war auch diese unbekannte Abkürzung die wohl längste Verbindung zwischen zwei Punkten.
Rein geografisch betrachtet.

Aber wer nicht den Mut hat neue Wege zu gehen, der wird auch niemals unbekannte und neue Gegenden entdecken.
Rein erkenntnistheoretisch betrachtet.

Durchdrungen von diesen ewig gültigen Wahrheiten trafen wir dann noch vor dem Morgengrauen im Hotel ein.
Es war genau genommen doch noch lange hin, bis zum Morgengrauen.
Das Abendgrauen hatten wir zum Glück nicht miterleben müssen. In der Kellerdisco hatten sie noch einen Karaoke-Wettbewerb veranstaltet. Der Sieger hatte wohl durch seine profunden Kenntnisse des deutschsprachigen Stimmungsliedgutes überzeugt.
Es war nicht schwer zu erraten, wer wohl zum Helden des Abends gekürt wurde.
Dietmar war heiser und Dietmar war schwer zu verstehen. Nicht etwa nur wegen seiner zerfransten Stimmbänder, sondern auch und überwiegend wegen der Einwirkungen alkoholhaltiger Substanzen.
Ob er vor dem mentalen Knock-out noch seine selbst auferlegten Pflichten gegenüber Veronika erfüllen konnte, blieb zunächst unklar.
Die hatte wohl auch ordentlich zugelangt, schien aber auch noch Bedarf zu haben. Tonight or never … schien ihre Devise zu sein.
Hocherfreut bei unserem Anblick näherte sie sich in eindeutiger Absicht.
Das kann ich deshalb mit Gewissheit behaupten, weil sie sich eines doch wohl einengenden Kleidungsstückes entledigt hatte und dieses über dem Kopf schwenkte.
Die gewöhnlich von diesem Kleidungsstück verdeckten Körperteile drängten gewissermaßen zum Licht. Nur die unteren Knöpfe der halb geöffneten Bluse verhinderte das Schlimmste.
Veronika war völlig außer Rand und Band. Sie umklammerte mich mit erstaunlicher Kraft und stammelte mir mit einem betäubenden Atem irgendwelche unverständlichen Worte ins Ohr.
Das kommt gelegentlich vor, dass einem völlig betrunkene Frauen am Hals hängen. Nicht so wahnsinnig oft, aber gelegentlich schon.
Da tue ich mich dann immer ein wenig schwer. Es gibt natürlich Exemplare, bei denen man da weniger Probleme hat. Leider kommt das eher selten vor.
Bedauerlicherweise sind es aber meistens die weniger inspirierenden Vertreterinnen des anderen Geschlechts.
Nachts sind zwar alle Katzen grau, aber irgendwann geht auch mal wieder das Licht an. Da wird dann aus einer grauen Katze ganz schnell ein grauenhafter Katzenjammer.
Wer das schon mal hatte, der braucht das nicht mehr.
Ich hatte das schon.

Ob Thomas das auch schon mal hatte, weiß ich nicht. Vermutlich schon, aber ich hängte sie ihm trotzdem einfach um. Unsere Veronika.
Der war ja in dieser Beziehung relativ schmerzfrei. Soll er doch sehen, wie er klarkommt!

Bei Sandra wäre ich allerdings über meinen Schatten gesprungen. Das wäre auch nicht allzu schwierig gewesen. So einen großen Schatten werfe ich nun auch wieder nicht, wenn es um derartige Dinge geht.

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Neuer Beitrag 28.05.2009 07:00
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fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich

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Neuer Beitrag 28.05.2009 07:00
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fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich

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Neuer Beitrag 28.05.2009 08:58
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Ich wiederhole mich gerne:

Wie immer super, danke Bruchpilot.

fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich

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Lebe deine Träume!

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Neuer Beitrag 28.05.2009 11:58
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immer wieder schön !

Diese herbe Mischung aus Lebensweisheiten, männlichem Einfühlungsvermögen und überkochenden weiblichen Emotionen.

Da weiß man doch gleich, wo man(n) selbst im Leben steht großes Grinsen großes Grinsen großes Grinsen

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Neuer Beitrag 17.06.2009 19:12
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…Zu meinem großen Bedauern befand sich Sandra allerdings nicht mehr unter den späten Gästen. Mit ein wenig Glück kann ich dann am morgigen Abreisetag noch einmal einen Versuch starten.
Es ist selten zu früh und nie zu spät! Oder war das jetzt andersrum?
Die universelle Gültigkeit dieses Spruches wurde von Dietmar eindeutig infrage gestellt. Völlig unabsichtlich zwar, aber eindeutig. Bei dem war ganz klar –wirklich alles zu spät.
Charly nahm sich Dietmars, nur noch schwach und unregelmäßig atmenden Überreste an, und bugsierte ihn vorsichtig in Richtung der Zimmer. Veronika starrte traurig hinter ihrer letzten großen Hoffnung her, schien aber noch nicht völlig aufgegeben zu haben.
Bei der Saunagruppe kam ihr Angebot nicht an. Da hatten wir noch ganz andere Bilder im Hinterkopf.
Erst den süßen und dann den sauren Wein.
Das mag vielleicht bei der Hochzeit von Kanaan funktioniert haben, hier im Keller des Bikerhotels hatte dieses biblische Gleichnis keine Gültigkeit.
Jedenfalls nicht an diesem Abend. So richtig sauer war Veronika nun auch wieder nicht, aber ganz sicher auch nicht trocken.
Manchmal geht eben nichts … da kann man nichts machen. Wer kennt das nicht!

Walter, der Hotelboss, trieb sich auch noch im Keller herum. Am letzten Abend war das Ehrensache. Wir hatten nun leider nicht nur die sensationelle Karaokeveranstaltung verpasst, sondern auch die Wahl zum „Wahnsinnigen der Woche“.
Traditionell wird am letzten Abend immer ein Teilnehmer ausgeguckt. Die exakten Beurteilungskriterien bleiben zwar nach wie vor im Dunklen, aber bisher hatten sie fast immer den Richtigen getroffen.
Rainer hätte eigentlich ein Abonnement auf diesen Titel, aber der läuft hier außer Konkurrenz.
Dieses Mal hatte man sich für Joachim entschieden. Den etwas unglücklichen, aber dennoch eindeutig wahnsinnigen Ducatipiloten.
Ehre wem Ehre gebührt.

Im vorletzten Jahr war ich zum ’’WdW“ ernannt worden. Das war zwar bei einer normalen Biker-Week…aber trotzdem. So richtig stolz kann man auf solch eine Auszeichnung eigentlich nicht sein. Aber wer weiß … vielleicht gibt es ja mal eine ’’WdW-Woche“ hier im Hotel.
Alle anderen Teilnehmer haben die Möglichkeit ein “Survivor“ T-Shirt käuflich zu erwerben. Auch nicht schlecht, aber leider sind die Dinger in leuchtendem Orange gehalten. Passt sicher gut zu einer Harley oder zu einer KTM…aber nicht zu einer gelben GS. Da bin ich etwas pingelig.
Rolf hat direkt zwei genommen.

Weitere Highlights waren an diesem Abend nicht mehr zu erwarten und so machten wir uns dann auch zügig vom Acker.
„So schlimm finde ich die Veronika eigentlich auch wieder nicht“, offenbarte mir Rolf kurz vorher und starrte auf deren immer noch halb geöffnete Bluse.
Ich versetzte ihm einen Stoß in den Rücken und trieb ihn vor mir her in Richtung des Ausgangs.
„Mitleid ist keine Basis für eine Beziehung“, erklärte ich, während ich ihn herausbugsierte. Rolf schien kurzfristig verwirrt. Aus diesem Blickwinkel schien er die Sache noch gar nicht betrachtet zu haben.
So kann man mithilfe geflügelter Weisheiten aus dem Hartz IV Fernsehprogramm scheinbar doch gelegentlich schlimmere Dinge verhindern. Wer hätte das gedacht!

Die Nacht verlief zwar ohne Störungen aber wir waren trotzdem guter Dinge.
Beim Frühstück machte sich allerdings bereits Abschiedsstimmung breit, weil es einige der Teilnehmer scheinbar gar nicht erwarten konnten, endlich wieder in die gewohnte häusliche Umgebung zu gelangen.
Ein Riesentheater und die üblichen Verabschiedungsrituale.

„Was machen wir denn heute noch so?“, wollte Rolf wissen und gähnte herzhaft. So richtig dynamisch kam das aber nicht rüber.
Charly kaute müde und in aller Gemütsruhe auf einer Semmel herum und schwieg. Der alte Morgenmuffel.
Dietmar hatte sichtlich Probleme mit der Orientierung und irrte ziellos um das Büfett. Der arme Kerl lief sicherlich immer noch auf Notstrom.
„’ nen Krieg kann man mit euch nicht mehr gewinnen!“, beurteilte ich den Zustand der Truppe kritisch, wenn auch sicherlich realistisch.
In Topform war ich allerdings auch nicht mehr, nach dieser Woche. Aber wieder zurück ans Band … also in die Tretmühle … das sollte man auch nicht überstürzen.

„Bloß keine Hektik … in der Ruhe liegt die Kraft!“
Thomas schien es auch nicht eilig zu haben, mit der Heimreise. Im krassen Gegensatz zu den Kollegen quoll ihm die Spannkraft aus allen Knopflöchern.
„ Wie spät is’ n das eigentlich?“, gähnte Dietmar.
„Nicht spät … mehr früh … wir sind hier beim Frühstück“, erklärte ich ihm.
„Ach so … na klar … irgendwie bin ich noch nicht ganz dabei“, murmelte er schläfrig. Dann starrte er wieder mit verquollenen und geröteten Augen auf seinen etwas eigentümlich sorti2erten Teller.
Da hockten wir also nun und hatten erkennbar ein wenig von unserem Drive verloren. Ein paar Tage Urlaub wären jetzt wohl nicht schlecht.
Veronika tauchte dann auch auf. Strahlend eilte sie an unseren Tisch. Thomas erhob sich zuvorkommend und rückte ihr einen Stuhl zurecht. Ungewohnt damenhaft nahm sie Platz und strahlte uns an. Thomas erntete einen langen und dankbaren Blick.
Rolf sah mich kurz an und grinste. Schon klar … da hat sich wohl in der vergangenen Nacht doch noch jemand geopfert. Ich schaute unmerklich zu unserem Ruhrgebietsfreund hinüber. Der musste eine ganze Klinikpackung Viagra dabeigehabt haben. Wirklich unglaublich dieser Typ!
Rolf war wohl auch voller Tatendrang und wartete immer noch auf die Beantwortung seiner Frage.
„Was ist denn jetzt, wie ist denn nun der Plan?“, bohrte er weiter.
„Nachher eine kleine gemütliche Abschiedsrunde wäre doch nicht schlecht“, versuchte ich die Truppe zu motivieren.
„Danach ein kleines Glas Bier, schön ausschlafen und dann in aller Ruhe in Richtung Heimat“, ergänzte Rolf meinen ausgefuchsten Plan.
Charly grummelte vor sich hin, schien aber einverstanden zu sein. Dietmar starrte immer noch auf seinen Teller und hatte offenbar keine Meinung.
Thomas war wie immer zu allem bereit und nickte zustimmend.
Na also, dann hatten wir jetzt wenigstens einen Plan.

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Neuer Beitrag 17.06.2009 19:14
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…Wir schlurften dann zunächst in aller Ruhe nach draußen und hockten uns in die freundliche Vormittagssonne.
Warum irgendwas überstürzen.

Auf dem Vorplatz waren die meisten Leute mit den Vorbereitungen für ihre Abfahrt beschäftigt. Entweder wurden die Motorräder auf den mitgebrachten Anhängern verzurrt oder sie wurden mit allerlei Packsäcken und Gepäckrollen bestückt.
Nachdem die jeweiligen Fahrer dann die Formalitäten an der Rezeption erledigt hatten, begann erneut das bereits bekannte Abschiedsritual.
Wir hatten eine bequeme Touristenposition eingenommen und beobachteten gelangweilt das Geschehen.

„Ach ja …“, seufzte Charly und legte die Füße auf einen Klappstuhl.
So wie es aussah, waren wir anscheinend die einzigen, die noch eine weitere Nacht hier verbringen würden. Die nächste offizielle Biker-Week war wohl erst in 14 Tagen und deshalb waren nicht viele Neuankömmlinge zu erwarten.
Veronika hatte ebenfalls damit begonnen ihre TDM startklar zu machen. So wie es aussah, würde sie uns also auch verlassen.
„Ach ja …“, seufzte nun auch Dietmar und legte die Füße hoch.
Das klang nun wirklich nicht nach einem schwermütigen Abschied. Aber das war schon richtig so. Man sollte solche Dinge auch nicht unnötig komplizieren.

Rainer rannte hektisch herum. Er war mal wieder damit beschäftigt, seine R1 auf Hochglanz zu polieren.
Emsig schleppte er diverse Sprühdosen, Lappen und Eimer heran um sein Gerät zu bearbeiten. Da war er äußerst gründlich, wenn es um den Glanz seiner geliebten Yamaha ging.
„Ach ja … der Rainer“, seufzte nun auch Rolf und suchte nach seiner Harley-Sonnenbrille.
„Wenn du fertig bist, dann kannst du bei meiner weitermachen“, rief Thomas über den Vorplatz.
Rainer polierte inzwischen wie ein Irrer an den Felgen seiner R1 herum. Er war derartig in seine sinnfreie Tätigkeit vertieft, dass er den Zuruf überhaupt nicht wahrnahm.

Nach und nach rumpelten die Abreisenden hupend davon. Wir winkten jedes Mal freundlich hinterher. Aber eher verhalten und nicht so richtig begeistert. Wie man eben so hinterher winkt, wenn irgendwelche Leute abreisen.
Rainer winkte ebenfalls hinterher, aber deutlich engagierter. Womöglich wollte er einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Obwohl ich sicher bin, dass er ohnehin bei den meisten Teilnehmern einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatte.
Unser wild gewordenes Rumpelstilzchen mit seinen 180 PS.
Nachdem er fertig war und sein Mopped tatsächlich glänzte wie ein Ausstellungsstück, schlich er tatendurstig heran.
„Kommt ihr mit ins Tal?“, wollte er wissen. Wir öffneten zeitgleich die Augen und sahen ihn neugierig aber eher lustlos an.
„Wochenende … Holländer …!“, zischte er fast diabolisch.
„Wie … Holländer?“, wollte Rolf wissen.
„ Oranje boven, Oranje boven“, trällerte Dietmar. Aus einem bekennenden Fußballfan bricht das scheinbar reflexartig heraus.
„Ja … und?“ Charly starrte den R1-Piloten ratlos an. Rainer schien überrascht, dass wir seine Andeutungen nicht entschlüsseln konnten.
Er erklärte uns dann detailliert, wie er gewöhnlich an den Wochenenden die arglosen und zumeist kurvenunerfahrenen Holländer in Grund und Boden führe. Mit offenen Mündern lauschten wir seinen Erzählungen.
Verschmitzt hob Rainer nach Abschluss seines Vortrages den Daumen und hüpfte aufgeregt davon.
Wir sahen uns schweigend und ratlos an. Charly hob langsam seine flache Hand vor die Stirn und zeigte den Scheibenwischer.
„Oh … Mann!“, stöhnte Rolf und schüttelte den Kopf.
Was sollte man da noch sagen?
Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen. Da wäre selbst Ludwig Wittgenstein nichts mehr eingefallen. Aber der fuhr auch keine R1.

Veronika zwar auch nicht aber sie schien trotzdem in gewisser Weise den methodischen Naturalismus zu verkörpern. Zumindest den Naturalismus.
Irgendjemand musste sie nun angemessen verabschieden. Sie stand mit dem Helm in der Hand vor unserem Tisch und wartete.
Dietmar erhob sich und breitete die Arme aus. Na also … geht doch!
Kurze Zeit später rollte sie traurig davon. So schlimm war sie eigentlich auch nicht. Da hatten wir schon ganz andere Kaliber.
„Wenn ich da an die Schwestern denke..“, murmelte Rolf leise.
Manchmal scheint es mir, als ob er meine Gedanken lesen kann.

Kaum war die TDM verschwunden, da tauchte ein alter Transit auf dem Vorplatz auf. Schwarz lackiert und mit reichlich vielen Airbrush-Kunstwerken verziert. Dumpf wummerte eine extrem wattreiche und basslastige Anlage in der Kiste. Die Seitenwände des alten Ford vibrierten im einfältigen Rhythmus von AC/DC.
Als die Türen geöffnet wurden, erfüllte „Highway to hell“ die schöne warme Morgenluft. Zwei Typen in klassischem Bürgerschreck-Outfit kletterten heraus und stiefelten in Richtung Eingang. AC/DC gaben weiter Gas.
„Was steht’ n da auf der Seite?“, wollte Charly wissen.
„ Streetfighters (B)EAST“, buchstabierte Thomas angestrengt.
„Versteh ich nich“, sagte Dietmar.
„Ein Wortspiel“, vermutete Rolf und musterte den Transporter interessiert.

Rainer erschien nun auch wieder auf der Bildfläche. Er hatte sich seinen Helm übergestülpt und marschierte entschlossen auf sein Heizgerät zu.
“I’m, on the Highway to hell … No stop signs, speed limit … Nobody’s gonna slow me down…”, wummerte der Ford.
Eine wirklich schöne musikalische Untermalung. Ein dramaturgisch perfekter Auftritt. Mir fiel die Hubschraubersequenz aus „Apocalypse now“ ein.
Die Stelle, wo Wagners „Walkürenritt“ ertönt. Er ist schon irgendwie ein Künstler, unser Rainer.
Der etwas andere Streetfighter ließ den Hochleistungsmotor seiner R1 kontrolliert aufheulen. Er kauerte angespannt auf seinem Hobel und rollte langsam auf eine unsichtbare Startlinie zu.
Nervös zappelte er sich in eine passende Position.
Voller unterdrückter Kraft wedelte er immer schneller werdend auf die Straße zu.
„I’m, on the Highway to hell … “, dröhnte es bassig hinter ihm her.

Solche Szenen brennen sich ins Gedächtnis ein.

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Neuer Beitrag 17.06.2009 19:14
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Gut dass Du wieder da bist Freude

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Neuer Beitrag 17.06.2009 19:23
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Jep, sehe ich genauso. Was habe ich das vermißt. großes Grinsen

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Neuer Beitrag 17.06.2009 20:07
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zum zitierten Beitrag Zitat von Blaubär
Gut dass Du wieder da bist Freude

Wer von uns war denn nicht schon mal fehl geleitet großes Grinsen

Hallo Bruchi, weiter gehts!

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Neuer Beitrag 17.06.2009 21:39
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Bruchi Klasse, das war die richtige Entscheidung Freude

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Viele Grüße aus Berlin-Lichtenberg
Rudi

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Neuer Beitrag 17.06.2009 23:53
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Willkommen zurück du Künstler der Tastatur.

Schön, daß du uns wieder aufheiterst. fröhlich fröhlich fröhlich

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Neuer Beitrag 20.06.2009 08:15
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…Der Rainer war nun also mit einem Kampfauftrag unterwegs.
Was auch immer ihn zu derartigen Aktionen treibt … man weiß es nicht.
Wir standen jedenfalls da und blickten hinter ihm her.

In dem Klassiker “Luftschlacht um England“ stehen einige Piloten am Rande des Flugfeldes und beobachten wie ihre Kameraden abheben, um sich dem bösen Feind entgegenzuwerfen.
Konzentriert, entschlossen … aber beherrscht. So stehen sie da und warten auf ihren Einsatz, die englischen Spitfire-Piloten. In diesem Film. Eine wirklich gut gemachte Szene.

„Ich kann die Holländer auch nicht leiden!“, ließ Charly verlauten.
Wir konnten trotz AC/DC hören, wie Rainer seine R1 hochdrehte.
Ganz allein würde er sich nun dem Feind entgegenwerfen.
Und wir standen dort herum und hielten Maulaffen feil.
Wobei ich nicht die geringste Ahnung habe, was zur Hölle wohl Maulaffen sein könnten.
„Ich mag sie auch nicht, die haben den Völler angespuckt“, fiel Dietmar noch ein. Der kam eigentlich aus Leverkusen und Rudi Völler war dort Sportdirektor … bei Bayer 04. Fußball ist Dietmars große Leidenschaft, aber das hatte ich wohl schon erwähnt.
Er meinte wohl die Holländer … von den Maulaffen konnte er ja nichts wissen.

Nach AC/DC folgte ein lautes, hartes und ziemlich aufpeitschendes Stück.
Den Titel und den Namen der Gruppe habe ich vergessen.
„Wir sollten mal so langsam los!“ Rolf sah auffordernd in die Runde.
„Hat irgendjemand ’ne Idee?“, fragte ich. Obwohl mir eigentlich längst klar war, wohin die Fahrt gehen würde. Niemand antwortete.
Na gut, dann also los!
Wir holten unsere Helme und den Rest der Klamotten. Unsere vier BMWs standen schön nebeneinander … fast wie eine Staffel startklarer Spitfires.
Im besagten Film würde jetzt “Battle of Britain“ erklingen. Aber der alte Transit schwieg inzwischen. Schade eigentlich … aber dieses Stück hatten die Streetfighter mit Sicherheit auch nicht im Programm.

Ich machte den Wing Commander. Weniger aus Überzeugung als vielmehr aus Gründen der besseren Ortskenntnisse.
Manchmal trauere ich ein wenig meiner Goldwing hinterher. Wenn man da die bordeigene Stereoanlage richtig bestückt, dann pflügt man mit dem Dickschiff über die Landstraße, wie die Jungs aus „Das Boot“, mit ihrem lahmen Kahn durch die Straße von Gibraltar. Subjektiv am Limit … von außen betrachtet eher bescheiden schnell.
Alles eine Frage des Standpunktes bzw. Sitzpunktes.
Aber meine GS hat nun mal keine Stereoanlage … sondern nur den Außenlautsprecher des Herrn Zach. Der spielt allerdings immer das gleiche Stück. Mir gefällt’s … aber unbeteiligte Zuhörer reagieren gelegentlich mit Unverständnis. Die Geschmäcker sind eben verschieden!

Im Formationsflug näherten wir uns dem Tal. Einige der entgegenkommenden Zweiräder warnten uns mit der Lichthupe. Schon klar … Wochenende!
Laserpistolen waren eindeutig gefährlichere Gegner … als die spuckfreudigen und hochgewachsenen Amateurbiker von der Nordseeküste.
Am Besten ist immer … man fährt die komplette Strecke einmal gemütlich ab. Gemütlich und sehr aufmerksam. Dann kann man sie immer gut erkennen … die Kameraden mit ihren Laserpistolen auf dem Dreibein. Die wechseln zwar gelegentlich den Standort … aber das dauert eben. Da muss man dann einfach schneller sein. Schneller als die Polizei erlaubt … natürlich.
Aber das waren die meisten Bikerkollegen sowieso!
Einen konnten wir entdecken. Ziemlich gut getarnt … hinter einem Stapel aufgeschichteter Baumstämme, knapp hinter, fast noch in einer schönen schnellen Kurve.
Fette Beute würde er an diesem Tag machen … das stand schon mal fest. Von der anderen Seite konnte man ihn überhaupt nicht erkennen … noch nicht einmal erahnen. Ein strategisch perfekter Standort. Weiter unten würden sie dann eingesammelt … die Opfer der modernen Lasertechnik. Entkommen war nahezu unmöglich. Zahltag in Tirol!

Und da kamen sie schon angeflogen, die bunten Jockeys. Schön bunt, schön schräg und … schön schnell.
Ganz im Stil der alten Jagdflieger betätigten wir die Knöpfe unserer Lichthupen. In unserem Fall allerdings in eindeutig pazifistischer Absicht.
Diesen Kurvenflug schlagartig zu verlangsamen … da brauchte es allerdings schon einige Erfahrung. Vielleicht waren es ja Holländer … in diesem Fall würde die Kasse ordentlich klingeln. Aber die alten Österreicher waren ja Verbündete … damals … als die Holländer noch die Spitfires flogen. Einige Wenige wenigstens. Holländer meine ich… aber die heißen ja eigentlich Niederländer. Wir wollen doch politisch korrekt bleiben.
Aber Schluss jetzt … mit diesem revanchistischen Zeug!

Am oberen Ende der Strecke sammelten wir uns auf einem Parkplatz. Wir waren dort allerdings nicht allein. Eine ganze Menge speedhungriger Kollegen trafen dort ihre Startvorbereitungen. Rainer korrigierte gerade seine Federvorspannung. Oder er tat zumindest so … als ob. Rainer hat eigentlich immer ein optimal justiertes Fahrwerk. Reine Show … vermutlich.
Seine Taktik war klar. Die hatte er mir irgendwann anvertraut.
Abwarten, bis eine Gruppe Holländer … ich meine natürlich Niederländer … startet … und dann … hinterher und hetzen.
Da hat er Spaß dran … der Verrückte!
„ Laser … der Holzstapel … in der Kurve nach der Försterbude …!“, raunte er mir im Verschwörerton zu. „Da jage ich sie rein … die Pappnasen!“
Rolf stand neben mir und kratzte sich am Kopf.
Wir sahen uns an. Ne, wirklich nicht!
Auch wenn kein direkter Personen-oder Maschinenschaden zu erwarten war. Das ist nicht die Art eines stolzen GS-Fahrers. Holländer hin oder her.
Jetzt mal ganz abgesehen davon … dass es nicht unbedingt einem Sektfrühstück gleichkommt … eine Horde „Fireblades“ oder andere hochkarätige PS-Boliden durch dieses Tal zu scheuchen.
Mit einer Kuh!
Dazu musste man schon ein paar Pferdchen mehr unter dem Tank haben … und zusätzlich ein paar Schrauben locker…im Oberstübchen.
Rainer und seine R1 erfüllten all diese Bedingungen.
Wir nur teilweise.

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Neuer Beitrag 20.06.2009 08:16
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…Wir formierten uns in zwei Rotten. Die 1200er vorne … die 1150er bildeten die zweite Welle. Die Rottenführer leicht rechts versetzt in Front … die Flügelmänner deckten jeweils die linke Flanke, scharf am Mittelstreifen.
Wenn der Rottenführer dann durchstartet schirmt ihn sein zweiter Mann nach hinten ab. Das ist nicht ganz unwichtig, denn gerade die Holländer neigen dazu auf längeren geraden Abschnitten überraschend und mit Vollgas … ganze Kolonnen in einem Rutsch zu überholen. In geschlossener Formation natürlich …
Wenn sie von hinten kommen … sind sie unkalkulierbar.
Da ist es dann besser die Oranjes nach links außen zu dirigieren. Das kann sonst ziemlich eng werden … auf so einer Tiroler Landstraße.
Vor uns plötzlich … gelbe Nummernschilder.
Wer dreimal durch die Prüfung fällt … bekommt ein gelbes Nummernschild. Ein Horde buckliger Geradeaus-Raser.

Die Straße schlängelte sich hier in schönen Kurven durch die sonnige Landschaft.
Als führender Mann war es nun meine Aufgabe den Angriff einzuleiten.
Die Holländer versuchten angestrengt ihrem Frontmann zu folgen. Schön hintereinander und immer brav hinterher … wie ein Haufen Entenküken hinter ihrer Mutter.
Wir kamen direkt aus der Sonne … die klassische Angriffsposition.
Ich schaltete in den Kampfgang und blinkte kurz links … Rolf reagierte sofort und blockte die linke Spur. Ich musste nun ziemlich nah am Mittelstreifen für Panik sorgen um die Bande nach rechts zu drängen. Meine drei Kollegen brauchten im Notfall ein wenig Platz um wieder auf die rechte Spur zu kommen.
Das mir die drei blind folgen würden … war klar. Mir auf alle Fälle … den Holländern wahrscheinlich nicht.
Die Linkskurve wartete ich noch ab … die nächste Rechts war meine.
Die Ententruppe hatte uns vielleicht noch gar nicht bemerkt … die brauchten wahrscheinlich ihre gesamte Konzentration um nicht von der Straße abzukommen.
Laut brüllend und auf der maximalen Drehmomentwelle surfend … jagte die Gelbe an der Ententruppe entlang.
Schön knapp war’s.
Vermutlich haben wir einigen der Nordseehelden die Linie versaut. Die zuckten teilweise ordentlich herum. Es wurde dann doch noch ein wenig eng … vor allem wegen des doch ziemlich schnell entgegenkommenden Reisebusses.
Aber sie sind brav nach rechts gegangen ... die Freunde mit den gelben Schildern. Aber das war ja auch so geplant. Auch wenn die das gar nicht wussten.

Zwangsläufig sprengten wir deren Formation ein wenig auf. Aber damit muss man leben … als Holländer in Tirol. Der geschockte feindliche Anführer winkte wie blöd mit der linken Hand. Es sah fast so aus, als würde er uns nach vorne wegschaufeln wollen.
Ist schon gut … Kollege … wir sind dann auch schon wieder weg.
In Doppelzweierformation zogen wir davon. In Richtung des nächsten Passes.
In die eigentliche natürliche Umgebung unserer GSen.
Aber dort muss man sie dann einzeln vernaschen … die Holländer … immer schön einen nach dem anderen. So ist das eben … in Tirol.

So...das dazu .. ob das noch in die Story kommt..weiß ich noch nicht. Erstmal nur als Intermezzo.

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Neuer Beitrag 20.06.2009 08:17
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…Charly und Dietmar schienen ebenfalls nicht begeistert zu sein. Mit unseren GSen gehörten wir hier im Tal nicht zu den Favoriten auf einen Podiumsplatz.
Viel Feind … viel Ehr’… galt hier nicht.
Wenn ich mir Charly und seine 1150er so ansah … im direkten Vergleich mit einem gerade startenden Hightech-Joghurtbecher … zu alt … zu schwer … zu schwach.
Die 1150er natürlich … relativ gesehen!
Wenn man es absolut betrachtet, dann … naja … ein bisschen älter waren er und sein Mopped schon. Ein wenig Übergewicht war auch nicht zu übersehen.
Und 85 PS sind nun auch nicht gerade das, was man sich ganz allgemein unter unbändiger Kraft vorstellt. Wie man es auch dreht und wendet … hier würden wir den berühmten Blumentopf nicht gewinnen können.
Wenn man nichts zu gewinnen hat, dann kann man bestenfalls etwas verlieren.
Wir beobachteten trotzdem noch eine ganze Weile die laut aufheulenden und zügig davoneilenden bunten PS-Monster. Manche tauchten nach ungefähr 20-30 Minuten wieder auf, alle anderen hatte wohl der Blitz getroffen oder sie waren direkt weiter geflogen … zu den nächstgelegenen Pässen.
So ist das hier eben … an einem sonnigen Wochenende in Tirol.

Dietmar nörgelte herum. Er hatte einen dicken Schädel und war überhaupt nicht in Bestform. Einen mörderischen Brand hatte er wohl auch.
Wen wundert’s!
Wir ließen unseren heizblütigen R1-Kollegen auf seinem Spielplatz zurück und fuhren zur nächstgelegenen Tränke. Nachdurst ist grausam.
Wir machten es uns dort, unter einem Sonnenschirm bequem. Kreischend und heulend zogen gelegentlich einige Moppeds vorüber.

Es waren auch zahlreiche GSen unterwegs. Aber die kreischten und heulten nicht, sondern blubberten boxend ihrer Wege. Gelassen thronten die Fahrer auf ihren Kühen und hinterließen irgendwie einen fast majestätischen Eindruck.
„Die sind schon was besonderes , diese GS“, erklärte mir plötzlich Rolf, der überzeugte Harleyfan. Erstaunt, aber eigentlich nicht wirklich verblüfft, öffnete ich ein Auge.
„Die Spitze der zweirädrigen Nahrungskette!“, kommentierte ich gelassen seine weise Erkenntnis.
„Zweirädrige Nahrungskette … du redest immer ein Zeug“, stöhnte er.
„Na gut, dann eben anders. Wenn du es mit einem Pkw vergleichen willst, dann ist die GS eben der X5 unter den Motorrädern. Nicht so schnell wie ein Ferrari, nicht ganz so bequem wie eine Mercedes-Limousine … aber in der Summe der Eigenschaften … der optimale Kompromiss. Perfektes Fahrwerk und toller Antrieb, hohe Zuladung und dazu noch geländetauglich. Auf der Autobahn gehörst du auch nicht zu den Schleichern … mehr braucht kein Mensch.“
Das fiel mir in diesem Moment einfach so ein, dieses Beispiel. Bei solchen Dingen … da bin ich spontan ziemlich kreativ.
Rolf überlegte. Mein Vergleich leuchtete ihm wohl ein. Mit Autos kannte er sich eindeutig besser aus als mit Motorrädern.
„Außerdem zieht ein X5 auch mehr als ein Ferrari!“, steuerte Dietmar bei.
Der hatte die erste Hälfte der Diskussion verpasst und wollte trotzdem mitreden.
„Der Ferrari ist dann sowas wie die R1“, grübelte Rolf. „Wenn eine R1 ’ne Hängerkupplung hätte, dann würde eine GS auch sicher mehr ziehen.“
Darüber hatte ich zwar noch nie nachgedacht, aber es klang plausibel.

Charly schlurfte wieder heran. Er war kurzfristig für Königstiger … und hatte überhaupt nichts mitbekommen.
„Wo willst du denn an ’ner GS ’ne Hängerkupplung montieren … geht doch gar nicht“, empörte er sich.
„ Darum geht’s doch überhaupt nicht … die GS ist wie ein X5 und die R1 wie ein Ferrari“, versuchte Rolf Ordnung in die Diskussion zu bringen.
„ Scheiß Ferrari, da kriegste auch keine Hängerkupplung dran“, wusste Charly.
„An eine Harley aber schon“, erklärte Rolf stolz.
Charly überlegte kurz. „Stimmt … “, sagte er: “ … an ’ne Harley schon!“
Rolf lehnte sich entspannt zurück und sah mich triumphierend an.
„Natürlich … schon klar!“, stöhnte ich und trank ergeben mein Glas leer.

Ein Krankenwagen heulte blinkend und leuchtend vorbei. Er raste in die Richtung, aus der wir vorhin gekommen waren. Wir nahmen es schweigend zur Kenntnis.
„Man muss schon höllisch aufpassen“, ächzte Dietmar nach längerem Nachdenken. Eigentlich musste er sich am wenigsten Sorgen machen. So wie er im Moment aussah, würde garantiert niemand auf die Idee verfallen ihn als Organspender zu verwenden. Selbst die Ösis nicht.
„Kannst du nicht wieder den Helm aufsetzten …“, forderte ihn Rolf auf:„…du siehst so scheiße aus, du versaust das ganze Bild!“
Er hatte seine Kamera hervorgekramt und versuchte einige Beweisfotos anzufertigen. Dietmar drehte sich beleidigt zur Seite.
„Du meine Güte … glotz bloß nicht mich an …“, nörgelte Charly: „ … sonst wird mir auch noch schlecht !“
Die Jungs hatten Recht. Dietmar sah aus wie ein Zombie.
Wenn der sich auch nur halb so schlecht fühlte, wie er aussah, dann sollten wir vielleicht langsam zum Hotel zurückfahren.
War zwar schade bei dem schönen Wetter, aber immer noch besser als am letzten Tag noch eine GS zu verlieren.
Dietmar war eindeutig fertig. Fix und fertig!
„Um ihn ist es nicht schade, aber denkt doch auch mal an sein Mopped“, versuchte ich meine Eingebung zu verkaufen. Das leuchtete dann auch allen ein.
Dietmar widersprach auch nicht. Er hing eben an seiner GS.
Wir packten das menschliche Wrack in die Mitte des Rudels und trödelten also zurück.
Auf halber Strecke stoppte unser Zombie plötzlich … und spuckte ohne abzusteigen … irgendein unappetitliches Zeug an den Straßenrand.
Und wieder mal ein praktischer Beweis für die Vorteile eines Klapphelms. Nicht auszudenken, was in einem konventionellen Helm los gewesen wäre.
Aber trotz Einhandbedienung wäre er dabei samt seiner Kiste fast in den Graben gefallen. Rolf hatte geistesgegenwärtig direkt neben ihm angehalten und stützte die wackelnde 1150er selbstlos mit seinem Vorderrad ab.
Das ist echte Kameradschaft. Wer weiß, was sonst alles kaputtgegangen wäre. An dem unschuldigen Motorrad.
Ohne weitere Eskapaden erreichten wir dann das Hotel.
Der schwarze Transit stand immer noch auf dem Vorplatz.
Um ihn herum … ein Ansammlung von merkwürdig aussehenden Motorrädern.
So wie es aussah … waren die Streetfighter eingetroffen.

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