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Eine Woche im Bikerhotel

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Eine Woche im Bikerhotel

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Stitch ist offline Stitch · 4793 Posts seit 19.02.2008
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Neuer Beitrag 04.04.2009 15:21
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schöne Geschichte, schönes Wochenende..... großes Grinsen großes Grinsen : großes Grinsen

Gruß stitch...

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Neuer Beitrag 08.04.2009 10:32
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...Oben ist dann immer ein beliebter Haltepunkt. Dort am Silvretta-Stausee gibt es große Parkflächen. Busse, Pkws und immer eine große Anzahl Zweiräder. Erstaunlicherweise kann man dort immer viele ältere Biker antreffen.
Es ist wirklich verblüffend, aber als leicht Angegrauter gehört man hier noch zur Bikerjugend. Weiß ist dort die dominierende Farbe.
Es ist immer wieder ein Erlebnis die diversen Abfahrtprozeduren beobachten zu dürfen. Bevor die Senioren dann endlich davonrollen, müssen zahlreiche Handgriffe vorgenommen werden.
Sehhilfen werden auswechselt - Hörgeräte und Herzschrittmacher werden neu justiert - Korsetts und Kopfhörer werden gerade gerückt - die Navis und Stereoanlagen eingeschaltet.
Der Höhepunkt ist dann immer die Besteigung des Soziasitzes. Wenn dann noch die schon leicht osteoporotischen Hüften und Beinknochen irgendwie zwischen Fahrer und Topcase eingefädelt werden müssen, dann erinnert das Ganze an eine Sumoveranstaltung.
Die etwa gleichaltrigen Insassen der Reisebusse bewundern dann auch immer staunend ihre Altersgenossen bei diesen sportlichen Höchstleistungen.
Die alten Füchse parken ihre Gefährte aber fast immer so geschickt, dass größere Rangiermanöver vermieden werden können.
Nur ganz selten fällt mal einem dieser Veteranen sein Schiff auf die Sturzbügel.
Kommt schon mal vor, aber eher selten.
Wem dass noch nie passiert ist- beim Rangieren auf engstem Raum mit 300kg Trockengewicht- der hat bisher einfach nur Glück gehabt.

Da möchte ich mal den Zwanzigjährigen sehen, der mehr als eine halbe Tonne Goldwing mit Besatzung, rückwärts mit den Fußspitzen aus einer Parknische manövriert. Womöglich noch bei leichtem Gefälle. Ohne den eingebauten Rückwärtsgang ist das nahezu unmöglich.
Deshalb ist ein gewisser Respekt angebracht. Viele haben nämlich keinen Rückwärtsgang. Erst mal selber ausprobieren-dann lachen.

So in etwa, versuchte ich einem grinsenden Jüngling aus unserer Gruppe den angemessenen Respekt vor dem Alter zu vermitteln. Es war schon irgendwie seltsam-wie ein Vater, der von seinem Sohn ein wenig Respekt vor dem Opa einforderte.
Rein generationstechnisch gesehen. Den Respekt vor seiner Vatergeneration hatte ich dem Kollegen schon im letzten Jahr beigebracht. Bei einigen gemeinsamen Passfahrten. Da ist dem Kawasaki-Jüngling das mitleidige Grinsen schnell vergangen.
Ob das nun pädagogisch sinnvoll war, möchte ich mal dahingestellt sein lassen, aber ich bin ja auch kein Fahrlehrer.
Wenn überhaupt, dann tauge ich höchstens als abschreckendes Beispiel.

Dies war dann auch die einzige Erkenntnis, die ich mit Sandra gemeinsam hatte. Zumindest zu diesem Zeitpunkt. Wie es der Zufall so wollte, hatten wir uns denselben Tisch ausgesucht. Sie funkelte mich mit ihren nun grünen Augen an, und erklärte mir, warum sie meinen Fahrstil für inakzeptabel hielt.

Der Vortrag enthielt keinerlei Begründungen, die ich nicht schon vorher irgendwann einmal gehört hätte. Deshalb konzentrierte ich mich mehr auf ihre schönen grünen Augen.
Eine Farbe, wie sie momentan auch der Silvretta-Stausee aufwies. Wenn man so eine gewisse Zeit lang, einer emotional leicht erregten Frau in die Augen gesehen hat und ihr dann lediglich mitteilt, dass ihre Augen die Farbe dieses Sees haben, dann … ja dann …
Dann gibt es zwei mögliche Reaktionen.
Entweder sie fühlt sich verarscht-oder sie verliert den Faden und wendet sich kurzfristig ab. Letzteres wäre dann schon mal ein Teilerfolg.
Strategie und Taktik. Immer einen Schritt nach dem anderen.
Und …? Tatsächlich, ein Punkt für mich.
Na also, geht doch!
Es war jetzt nicht so, dass ich sie unbedingt aufs Kreuz legen wollte. Überhaupt nicht … na gut … jedenfalls nicht um jeden Preis. Aber wenn der Jagdtrieb erst einmal geweckt ist, dann nimmt die Sache eben ihren Lauf.
Das ist nun mal so. Da kann man großartig auch nichts weiter machen.

Ich hängte dann noch ein wenig den Romantiker raus, aber nur ganz wenig.
Diese: -“Ich bin nun mal ein emotionaler Typ …“- Nummer. Das erklärt dann auch ein bisschen meinen doch mehr emotionalen Fahrstil.
Die Sache lief allmählich ganz gut an. Da ging noch was!

Aber zurück auf die Straße. Die Gruppen blieben, wie sie waren. Eine Umgruppierung schien nicht notwendig zu sein. Alle waren zufrieden.
Der Reschenpass ist nun nicht unbedingt ein fahrerisches Highlight, aber immerhin ein Pass. Und Passfahrten sind allemal interessanter als die ewigen Überholmanöver der Autokolonnen auf den Landstraßen.
Auf der Südseite kommt dann irgendwann der Reschensee. Wenn mich nicht alles täuscht, dann ist das der See, auf dessen Grund ein ganzes Dorf liegt. Nur ein Kirchturm ragt noch zur Hälfte aus dem Wasser.
Dieser Gag ist touristisch noch nicht voll erschlossen, aber das wird noch. Da bin ich mir ganz sicher.
Wir hielten natürlich an, um diesen Brüller zu fotografieren. Warum auch nicht.
Über relativ gut befahrene Landstraßen ging es dann in Richtung Samnaun. Dieses Tal gehört zur Schweiz. Aus irgendwelchen obskuren Gründen haben es die Bewohner geschafft, dass ihr Tal seit über 100 Jahren eine zoll-oder steuerbefreite Zone geblieben ist. Jedenfalls kann man dort sehr günstig alle möglichen Waren einkaufen. So ähnlich wie in diesen Duty-free-Shops.
Das ganze Dorf ist ein einziger Duty-free-Shop. Benzin, Zigaretten, Rolex-Uhren, Parfum -das volle Programm.
In fast allen Häusern haben die Bewohner ihr Erdgeschoss zu einem Shop umfunktioniert. Die verdienen sich wahrscheinlich dumm und dusselig.
Die Schweizer- ein cleveres Bergvolk. Aber hier haben wenigstens alle Beteiligten was davon- auch die Kunden.

In Italien und in der Schweiz fährt man besser gesittet, wenigstens auf den Landstraßen. Sonst hat nur der jeweilige Finanzminister was davon. So viele Zigaretten kann man gar nicht schmuggeln, um die ortsüblichen Geldstrafen wieder zu kompensieren. Die Zöllner an der Grenze überprüfen auch lieber die Pkws und weniger die Moppeds. Von daher … aber trotzdem, immer schön an die Vorschriften halten, dann klappt’s auch mit den Nachbarn.

Aus taktischen Gründen blieb ich in der Nähe der Fazer. So konnte auch die kritische Sandra meinen vorschriftsmäßigen und angepassten Fahrstil zur Kenntnis nehmen.
Ich kann auch anders … und dann noch -q.e.d- wie die toten Lateiner sagten ...
-quod est dubitandum-oder so ähnlich.
So kann man eben manchmal auch das Unangenehme mit dem Nützlichen verbinden.

Wir machten noch ein paar Schlenker, fuhren dann aber wieder schnurstracks zurück zum Hotel. Die gelbe Weste hatte ich schon in Samnaun an den dankbaren V-Rod-Fahrer weitergegeben. Der hatte nämlich so gut wie nichts eingekauft, der Geizkragen. Eine Ehekrise pro Woche reichte mir. Und wenn man helfen kann …

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Neuer Beitrag 08.04.2009 14:57
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is guat Freude Freude Freude Freude Freude

weiter so.....

Danke Bruchi....

Gruß aus´m "POTT" vom stitch....

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Neuer Beitrag 10.04.2009 00:35
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...Nachdem wir unser Basislager dann wieder erreicht hatten, versammelten wir uns wieder an den beliebten Holztischen neben dem Eingang.
Die Sonne schien immer noch und auch die Temperatur war durchaus sommerlich. Die Berge, der blaue Himmel-alles wie im Katalog.
Ein schöner Spätnachmittag vor dem Bikerhotel. Es war eigentlich alles in bester Ordnung. Die Moppeds liefen, die Knochen waren noch heil und das Bier war kühl. Herz- was willst du mehr!
Gut, dies alles entsprach den Erwartungen und deshalb kommt man auch immer wieder hier hin. Wenn sich dann auch noch nebenbei irgendwas ergibt, dann tut das der Stimmung keinen Abbruch.
Thomas und Veronika setzten sich zu uns. Ich schloss die Augen und entspannte mich. Die Geschichte, die Thomas dann von sich gab, überraschte mich nicht im Mindesten.
Claudia und Ramona hatten sich aus dem Staub gemacht. Vorher noch ein wenig Zickenterror; so mit Geschrei und Sachen herumwerfen und danach dann das heulende Elend. Kennt man ja …!
Dann eben so. Auch gut.
Thomas wirkte auch irgendwie entspannt.
Man muss manchmal eben Prioritäten setzten. Ehefrau ist Ehefrau, da beißt die Maus keinen Faden ab. Spaß muss sein, aber man darf die Sache auch nicht übertreiben.
„Willkommen im Klub“, nuschelte Charly mit geschlossenen Augen.
Veronika sah ihn nachdenklich an. Sie schien mir durchaus lernfähig zu sein.

„Russland ist groß … und der Zar ist weit“, verkündete ich entschlossen und erhob mich. Sandra beugte sich nämlich gerade über ihre Fazer um irgendwelche Einstellungen zu überprüfen. Frauen und Technik. Vielleicht kann man ja helfen.
„Was ’ n für ein Zar?“, wollte Rolf überrascht wissen.
„Ach so … schon klar“, murmelte er dann, als er meine Blickrichtung bemerkte.

Es ist ja so eine Sache, mit diesen Schlüsselreizen. Als sie da, so halb über ihrem Mopped hing, da konnte man durchaus von einem Schlüsselreiz reden.
Aber man soll sich ja auch einem Pferd nicht von hinten nähern. Da sollen die sensibel sein und schreckhaft. Die Pferde … meine ich.
Auch wenn ich keine Ahnung von Pferden habe, aber diese Vorgehensweise scheint mir grundsätzlich logisch zu sein.
Also löste ich schweren Herzens meinen Blick und näherte mich von der anderen Seite. Ich bückte mich und setzte den technischsten Blick auf, den ich zu bieten hatte. Sie hob den Kopf und sah mich überrascht an. Ihre roten Haare hingen ihr etwas unordentlich im Gesicht herum, aber gerade das, gab ihr den gewissen …
Und dann noch diese unglaublichen grünen Augen.
Mir fällt selten nichts mehr ein, aber dies war solch ein Moment. Ich starrte also, im tiefsten Innersten erschüttert, auf die blöde Kette dieser Yamaha und schwieg. Was hätte ich auch sagen sollen?
Vielleicht:- Schön stramm! - oder: - Besser zu viel geschmiert als zu wenig! -
Mir kam das alles plötzlich völlig unpassend und missverständlich vor.
Also schwieg ich. Sandra erhob sich und strich sich die Haare glatt.
Ich hockte da unten und starrte weiter auf die blöde Kette. Mir war ein bisschen schwindelig und ich wollte mich nicht am Mopped festhalten, um aufstehen zu können. Die Kniepads sorgten dafür, dass die Blutzufuhr etwas abgeschnitten wurde. Sie sah schweigend auf mich herunter.
Blöde Situation!
Rolf tauchte auf der Bildfläche auf und wedelte mit dem Schlüssel. Ich nutze schnell den Moment und kämpfte mich mühsam auf die Beine. Sandra hatte sich kurz zur Seite gedreht und meine Rentnergymnastik hoffentlich nicht registriert.
Mann, Mann, Mann … man wird nicht jünger.
Immer noch etwas schwummerig musste ich mich an der Fazer abstützen.
„Schön handlich, aber für mich etwas niedrig“, kommentierte ich etwas gezwungen meine Grapscherei.
„Bis nachher“, lächelte ich so gut ich konnte. Unter Aufbietung sämtlicher Reserven stakste ich nur sehr leicht schwankend in Richtung des Eingangs.
„ Was soll denn das schon wieder werden?“, fragte Rolf. Aber es war ganz eindeutig eine rhetorische Frage.

Nach dem Duschen inspizierte ich Rolfs Schminkutensilien. Der sah mir erst erstaunt zu, aber hielt mir dann eine kleine Sprühflasche hin.
„Black Beauty … da sind Pferdhormone drin“, erklärte er verständnisvoll.
„Du meinst … Pheromone“, erwiderte ich.
„Die hat gesagt … Pferdhormone“. Rolf ließ sich nicht beirren.
„Von mir aus … dann eben Pferdehormone. Ist doch scheißegal.“
Nach einer kleinen Riechprobe tendierte ich dann allerdings auch eher in seine Richtung. Aber Hauptsache … die Stuten finden es gut.

Nach dem Essen sammelten wir uns dann wieder auf der Terrasse. Auch ohne Grill war es hier deutlich gemütlicher als im Thekenraum. Was mich immer wieder erstaunt, ist die Tatsache, dass am Abend fast nie über Motorräder gesprochen wird. Dieses Thema scheint irgendwie ein typisches Tagesthema zu sein. Am Abend geht es dann immer um alle möglichen anderen Dinge.
Politik und Berufsleben, andere Urlaubsorte und ähnliche Themen.
Aber fast nie um Motorräder. Schon eigenartig. Aber das ist jedes Jahr gleich.

Charly und Dietmar waren wieder in Form. Sie unterhielten die halbe Terrasse mit ihrer leicht abgewandelten -Dick und Doof- Nummer.
Es war mal wieder entsetzlich. Keine Zote wurde ausgelassen. Die anwesenden Frauen machten gute Miene zum zotigen Spiel. Dietmar balancierte immer ganz knapp am geschmacklichen Abgrund entlang.
Ich machte mich auf die Suche nach Sandra. Die hatte relativ schnell das Weite gesucht. Schon nach dem berüchtigten :“ Da kommt eine Nonne zum Frauenarzt … „-Witz hatte sie entsetzt die Flucht ergriffen. Mit Dietmars Hardcore-Witzen konnte man auch eine altgediente Barfrau in einer Rotlichtspelunke zum Erröten bringen.

Gut eingesprüht mit den Pferdehormonen, pirschte ich mich heran. Ich vertraute auf „Black Beauty“ kombiniert mit schöngeistigem Wortwitz.
Das wäre doch gelacht, wenn ich derart ausgerüstet keinen Volltreffer landen würde. Eine Frage der Ehre … gewissermaßen.

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Neuer Beitrag 10.04.2009 10:39
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Wiiiiaaaaahhhhhh....

frohe Ostern.... Zunge raus Zunge raus Zunge raus Zunge raus

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Neuer Beitrag 10.04.2009 10:44
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Danke Bruchpilot. fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich

Frohe Ostern

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Neuer Beitrag 16.04.2009 17:38
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...Im Thekenraum herrschte eine lockere Atmosphäre. Sandra wurde bereits von einigen potenziellen Konkurrenten umlagert. Das war auch kein Wunder, denn wie immer war das Angebot kleiner als die Nachfrage.
Die wenigen attraktiven Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts hatten wie so oft- die Qual der Wahl. Dies verursacht dann wahrscheinlich auch den meist gequälten Gesichtsausdruck der Umworbenen.
Das Balzverhalten der Konkurrenz war wie immer … sehenswert. Das gesamte Spektrum des modernen Humanoiden wurde dargeboten.
Die Qualität der individuellen Darbietung war natürlich vom jeweiligen Promillestatus geprägt.
Ab einer gewissen Grenze empfiehlt es sich, doch lieber mehr sportliche Fähigkeiten zu demonstrieren. Liegestützen können auch noch bei deutlich vermindertem Sprachvermögen, halbwegs ordentlich praktiziert werden.
Das wurde uns von Dieter bewiesen. Dieter war der riesige Typ, der schon am ersten Tag von Dietmar veräppelt worden war.
Ich schätze seine Körperoberfläche auf mindestens sechs Quadratmeter. 2m hoch, 1m breit und ungefähr 0,5m tief. Ganz grob geschätzt.
Für dessen Lederkombi hatte wahrscheinlich eine ganze Ziegenherde dran glauben müssen. Der Brüller war allerdings, dass dieser Hulk eine Suzuki 1000 TL fuhr. Diesen Ducatiblender aus Japan. Der hockte auf dem Teil wie Nicolai Valujev auf einem Kinderfahrrad.
Angeblich kam er prima zurecht- mit seinem Gefährt. Aber was sollte er auch sonst sagen.
Ein klein wenig Verständnis konnte ich schon aufbringen, denn ich hatte damals auch immer behauptet, dass mir die Sitzposition auf meiner HD-Sportster behagen würde. Das war ein glatte Lüge, aber wer macht sich schon gerne zum Deppen. Jetzt mal abgesehen von diesen Custom……

Sandra schien jedenfalls nicht sonderlich beeindruckt zu sein, von dieser Demonstration körperlicher Fitness. Ich vermute, dass der Anblick auch ein wenig abschreckend gewirkt haben durfte. Auf Frauen sicherlich deutlich mehr als auf Männer. Man brauchte nicht viel Fantasie….um sich vorzustellen…..aber egal.
Das war jedenfalls schon mal voll daneben - Herr Kollege.
Während sich also die Konkurrenz selbst ins Abseits manövrierte, bugsierte ich die derart ungeschickt Umworbene ein wenig aus der Schusslinie.
Als der schwitzende Riese, nun mit hochrotem Kopf, den Applaus für seine Vorstellung abholen wollte, hatte ich die blasse Rothaarige bereits in Sicherheit gebracht.
Schön abgeschirmt in einer Ecke und der einzige Platz daneben - war meiner.
Ich lächelte ihn bewundernd an und beglückwünschte ihn zu seiner Leistung.
Das war zwar nicht der Applaus, den er wohl erwartet hatte, aber manchmal muss man eben nehmen, was man kriegen kann.
Er unternahm zwar noch einige Vorstöße, aber ich verteidigte meine Position erfolgreich. So schnell lasse ich mich nicht abdrängen, nicht auf der Straße und auch nicht am Tresen. Und dann noch von einem Suzukifahrer-das wäre ja noch schöner!
Während die Konkurrenz nun zum demonstrativen Kampftrinken überging, nippte ich nur gelegentlich an meinem Bier. Nur ein klarer Kopf behält die Übersicht.
Der Suzuki-Riese beeindruckte währenddessen alle übrigen Anwesenden mit seinem enormen Durchzug. Er saugte in Rekordzeit und mit einem Zug einen halben Liter Bier weg. Da wäre selbst eine KTM-Superduke bei Vollgas nicht mitgekommen. Und die saugt schon ordentlich was weg.
Wir ignorierten dann demonstrativ dieses spätpubertäre Imponiergehabe und versuchten ernsthafte Themen anzusprechen.
Das heißt, eigentlich habe ich diese Aktivitäten so bezeichnet, um den notwendigen Kontrast herzustellen. Das war vielleicht nicht ganz fair, aber wen interessiert das schon. Der Zweck heiligt die Mittel. Nicht immer, aber in diesem Fall sicherlich.
„Wenn du schon von Imponiergehabe sprichst, was veranstaltet ihr denn hier?“ Sandra sah mich ernst und fragend an.
„Wer ist IHR..?“, wollte ich wissen.
„Na, du und deine drei Freunde.“
„Also, was die Jungs angeht. Die sind immer so. Das ist quasi deren Normalzustand. Und ich verhalte mich doch eher …naja …eher normal. Oder..?“
An ihrer Reaktion konnte ich gewisse Zweifel ablesen.
„ Der Typ mit dem Bart hat doch ein schweres Alkoholproblem und dieser Dietmar- der benimmt sich doch ständig …. Unterirdisch … würde ich sagen.!“
So ganz falsch lag sie natürlich nicht, mit dieser Diagnose, aber immerhin sprach sie von meinen Freunden. Ich schwieg und machte ein betroffenes Gesicht.
„Dieser Rolf geht ja so. Aber diese beiden Typen. Völlig unmöglich!“

Irgendwie konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich das Gespräch in eine völlig falsche Richtung entwickelte.
„Vielleicht ein bisschen auffällig. Aber völlig unmöglich … finde ich nun doch übertrieben.“
Ich hatte den Satz noch nicht ganz ausgesprochen, als sich die Terrassengruppe grölend näherte. Denen war es wohl inzwischen zu kalt geworden, an der frischen Luft.
Rolf hatte mich entdeckt und schwankte fröhlich heran. Er trug wie immer sein Lieblings-Harleyhemd und legte mir den Arm um die Schultern.
Dann deutete er auf das Harley-Emblem und verkündete laut, lallend und überzeugt: „Harleyfahrer … üble Typen … voller Sperma!“
Ich verschluckte mich und hustete in mein Bierglas und bemerkte zeitgleich, wie sich Sandra entsetzt und auch enttäuscht abwandte.
Charly glotzte schon wieder mit toten Augen in die Runde und Dietmar stimmte irgendein Kölner Stimmungslied an.
Wer solche Freunde hat…..
Aber was soll’ s!
Ich legte Rolf ebenfalls den Arm um die Schultern und trank mein Glas leer. Frauen gibt es viele, aber gute Freunde sind selten. Auch wenn sie manchmal ein wenig aus der Rolle fallen.
Ich grinste Sandra zum Abschied achselzuckend an und stimmte in den Gruppengesang mit ein:
„Ja…da simmer dabei … ja datt is priihiimaa….Viva Colonia …!“

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Neuer Beitrag 16.04.2009 18:53
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fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich

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Neuer Beitrag 24.04.2009 15:18
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...An diesem Abend mieden wir die härteren Getränke. Irgendwann ist auch die strapazierfähigste Leber am Limit.
Auch Charly ist immerhin nur ein Mensch. Auch wenn gewisse Zweifel daran angebracht waren. Selbst Dietmar ließ es ruhiger angehen. Für seine Verhältnisse jedenfalls.
Die Jungs schwächelten tatsächlich ein wenig. Aber bei dem Pensum der letzten Tage war das auch kein Wunder. Die waren konditionell auf die normale Karnevalskernzeit trainiert. Also vom Altweiberdonnerstag bis zum Dienstag der Folgewoche. Rein aus langjähriger Gewohnheit.
Mehr geht auch nicht. Jedenfalls nicht mit einer handelsüblichen organischen Grundausstattung.
Wenn man dann noch das Alter und die Belastung durch die Tagestouren berücksichtigt … keine schlechte Gesamtleistung.
Rein physiologisch gesehen - sogar eine Spitzenleistung.
Jetzt nicht unbedingt eine Leistung, mit der man großartig Eindruck schinden kann, aber immerhin trotzdem beeindruckend. Rein sportlich betrachtet.
So ein VauZwo-Wettbewerb ist auch nicht gesünder oder sinnvoller. Macht aber deutlich weniger Spaß. Finde ich jedenfalls.
Vor Mitternacht ins Bett. Ungewohnt aber unvermeidlich. Morgen ist die letzte organisierte Tour. Ein halbwegs belastbarer Organismus ist da keine schlechte Empfehlung. Am ersten und am letzten Tag … da muss man ganz besonders auf Draht sein. Rein statistisch gesehen.

Beim Frühstück waren jedenfalls alle pünktlich. Nicht mehr so ganz frisch und dynamisch wie vor fünf oder sechs Tagen, aber durchaus einsatzfähig.
So eine Biker-Week hinterlässt eben Spuren. Nicht nur am Profil der Reifen sondern auch am Profil der Fahrer.
Ein ganz gefährlicher Tag. Einerseits hat die Fitness gelitten, andererseits hat man sich an die Strecken und den Fahrstil gewöhnt. Die natürliche Vorsicht und der Respekt vor den Passfahrten sind fast völlig verschwunden.
Selbstüberschätzung kombiniert mit nachlassender Reaktionsfähigkeit … eine nicht ganz ungefährliche Kombination.

Diese Erkenntnisse brauchte ich Charly und Dietmar nicht mitzuteilen. Da hätte ich auch direkt einem Schimpansen aus der Bibel vorlesen können.
Die werden wie immer ihren eigenen Stil fahren, völlig unbeeindruckt vom Rest der Menschheit. Wenn sie gut drauf sind, dann zügig und gleichmäßig. Wenn sie nicht gut drauf sind, dann eben etwas verhaltener. Was der Rest der Truppe macht - interessiert die nicht.
So sind sie eben und am letzten Tag werden die sich auch nicht mehr ändern. Soviel war sicher.

Die heutige Streckenführung war nicht von schlechten Eltern. Der Walter bemüht sich immer den Teilnehmern am letzten Tag einen bleibenden Eindruck zu vermitteln. Da sind dann schon mal ein paar Leckerbissen dabei.
Marketingtechnisch durchaus nachvollziehbar. Wer den Tag heil übersteht, kommt dann meist auch wieder. Fast immer sogar.
So gesehen - ein bewährtes Verfahren.

Die Gruppen sorti2erten sich auf dem Vorplatz. Es war trocken und nur wenig bewölkt. Ein optimales Wetter. Rolf und ich gesellten uns zu Rudi. Charly und Dietmar schienen unentschlossen, entschieden sich dann aber auch unserem Beispiel zu folgen.
Thomas wollte unbedingt bei Walter mitfahren. Warum auch immer. Klaus mit seiner R 850 R gesellte sich dann auch noch zu uns. Sechs Kühe ergeben schon eine kleine Herde. Ein schönes Bild.
Leider blieb es nicht dabei. Der riesige Dieter mit seiner TL 1000 und der Kawasakijüngling wollten auch noch mit.
Kühe ärgern, war wohl deren Plan.
Na …mal sehen.

Wir kamen ziemlich gut voran. Rudi auf dem Pacebike ignorierte stoisch sämtliche Geschwindigkeitsbeschränkungen und überholte, was es zu überholen gab. Die 850er fuhr direkt hinter ihm und hatte Mühe zu folgen.
Die Lücke wurde größer und die 1150er zogen an ihm vorbei. Systematisch wurde der arme Kerl dann nach hinten durchgereicht.
Wer zu wenig Leistung hat, der muss eben sehen, wo er bleibt.
Die 1150er sind nun auch keine PS-Giganten, aber Charly und Dietmar waren an diesem Tag scheinbar gut drauf. Rolf hatte seine Leihkuh mittlerweile auch gut im Griff und so ging es dann zügig über die Dörfer.
Wir erreichten das berüchtigte Tal und Rudi scheuchte seine Kuh über die Strecke, dass es eine Freude war. Es war gar nicht so leicht, die beiden 1150er einzufangen. Wenn die Jungs einmal richtig in Schwung sind, dann hat man auch mit 20 PS mehr, richtig Mühe. Aber das Tal ist keine richtige GS-Strecke.
Die Kawasaki hatte hier Vorteile. Hier zählt nur die nackte Motorleistung.
Lange Geraden und weit geschwungene Kurven. Eine echte High-Speed-Strecke.

Ich gebe es nicht gerne zu, aber wir mussten die Kawa vorbei lassen. Wenigstens hier konnte der in Papageienleder gewandete Bursche mal so richtig das Knie heraushängen. Man muss auch gönnen können.
Die Gelbe galoppierte durchs Tal, als ob es um ihr Leben ginge. Ich war schon im Fünften mit der Drehzahl am Anschlag, als laut kreischend irgendein Joghurtbecher an mir vorbei schoss. Der muss mindestens 250 Sachen drauf gehabt haben.
Meine Fresse … hier geht wirklich die Post ab. Irgendwo ist dann auch mal Schluss mit lustig- und Geschwindigkeiten von mehr als 200 km/h fallen nicht mehr unter artgerechte Haltung. Da muss man auf einer GS wirklich die Kirche im Dorf lassen. Eierlegende Wollmilchsau hin oder her, aber diese Geschwindigkeitsbereiche sollte man auf einer Landstraße meiden … als verantwortungsbewusster Kuhtreiber.
Meiner Meinung nach jedenfalls.
Rolf war wohl anderer Meinung, denn er wollte unbedingt vorbei. Der wild gewordene Harleyfreund.
Wehe, wenn sie losgelassen.

Damit er sich nicht den Arsch abfuhr, zügelte ich die Gelbe deutlich. Nun hatte er auch seinen Spaß und konnte mir mal sein Rücklicht zeigen.
Wenn es dann der Gesunderhaltung dient. Von mir aus.
Manchmal muss man eben für die Anderen mitdenken.
Die Jungs auf ihren XYZ-Geschossen katapultieren sich ohnehin von der Strecke. Wenn nicht an diesem, dann eben an einem anderen Tag. Mit oder ohne unser Zutun. Aber so ist das eben … was soll man da lange lamentieren.
Hilft ja nichts.

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Neuer Beitrag 24.04.2009 15:18
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...Da heißt es dann nur: Ruhig Blut und Augen auf!
Was bringt es denn schon, wenn man einen von diesen wild gewordenen Möchtegern-Rossis am Überholen hindert?
Rolf legte sich mit einem von diesen Joghurtbechern an. Mir wurde ganz schlecht.
Er blieb vor einer Rechtskurve ziemlich in der Mitte der Straße und hinderte dadurch einen der bunten Kamikaze daran, in Schräglage die Schallmauer zu durchbrechen.
Der Bucklige kreischte und zuckte hin und her, aber er traute sich nicht die Gegenfahrbahn zu benutzen. Das war auch ziemlich clever, denn die wurde dann auch in voller Breite von einem seiner Artgenossen beansprucht.
Der kam aus der Gegenrichtung und schmirgelte mit seinem Knie fast über die Mittellinie.
Scheinbar war in Tirol gerade die Woche der Organspender ausgerufen worden.
Rolf hatte alle Mühe seinen gen Himmel zeigenden Ventildeckel vor dem entgegen kommenden Helm in Sicherheit zu bringen. Kaum hatte er seine torkelnde Kuh wieder unter Kontrolle, als ihm sein drängelnder Hintermann fast den linken Handschützer abrupfte.
So muss sich ein Geländewagenfahrer fühlen, der falsch abgebogen ist und sich plötzlich zwischen den Kontrahenten einer Rallye-Etappe befindet.
Die heizen hier wirklich auf der allerletzten Rille durch, diese Wahnsinnigen.
Learning by doing, ist hier die Devise. Rolf war lernfähig, denn er blieb von da an am rechten Rand der Straße.
Besser ist das - hier im Tal!
Die empfohlene Richtgeschwindigkeit liegt hier wohl wirklich bei 180. Sonst überholt dich tatsächlich jede Sau. Aber das hatte uns der Rudi ja schon gesagt. Ganz zu Anfang.
Mir geht es da eher wie der kleinen Heidi. Meine Welt sind die Berge und nicht der Nürburgring.
Aber die war auch in der Schweiz und nicht in Tirol.
Um in diesem Bild zu bleiben … unser Alm-Öhi … also unser Charly, schien sich auch auf typischen Bergstrecken wohler zu fühlen. Der war irgendwie zurückgeblieben. Rein physisch, natürlich.
Dietmar war im Rückspiegel deutlich sichtbar. Charly fehlte. Sehr untypisch.
Aber wenn ich mir um Einen keine Sorgen mache, dann ist es Charly. Der kommt schon noch. Der ist bisher immer noch gekommen.
Genau wie Dietmar und Rolf. Aber bei denen ist das eher zweideutig gemeint.
Aber immer der Reihe nach. Erstmal die heutige Tour überstehen.

Nachdem wir das Tal überlebt hatten, wurde es dann auch wieder schön bergig.
Die nächste Passauffahrt war schön schräg und kurvig. Die Gelbe erkannte ihr vertrautes Terrain und bemühte sich im vollen Galopp die Höhe zu erklimmen.
So haben wir es gerne. Schöne enge Wechselkurven bei mindestens 50 Prozent Steigung.
Der mit der Kuh tanzt!
Während wir so hinter Rudi hertanzten, überkam uns dann doch plötzlich der Übermut. Rudi fuhr irgendwie ziemlich verhalten.
Den packen wir uns jetzt mal.
Ist ja nicht verboten - hier bei der Express-Week.
Die Gelbe stürmte begeistert an ihrer farbgleichen Artgenossin vorbei und ich achtete währenddessen nicht so richtig auf die Straße.
Da lagen auf einmal ziemlich viele Steinbrocken herum.
Man soll ja nicht hinsehen … vor allem nicht auf die dicken Brocken. Einer stach mir ganz besonders ins Auge. Ein richtiger Brummer.
Dieses typische schmatzende Ploppen, wenn das Vorderrad einen Stein wegkatapultiert, blieb aus. Statt dessen gab es einen harten trockenen Schlag.
Aber wir reden von einer GS … nicht von einem gewöhnlichen Motorrad. Die steckt ordentlich was weg, so eine GS … Long way round …und so.
Kennt man doch.
Nun war mir auch klar, warum Rudi langsamer geworden war. Steinschlag kommt immer mal wieder vor, hier an den Felswänden. Die Eingeborenen haben dafür wohl ein Gefühl entwickelt.
Blitzartig bekehrt, ließ ich mich wieder brav zurückfallen. Soll doch lieber der Rudi die Brocken aus dem Weg räumen. Der kennt sich damit besser aus.

Es ging rauf und es ging runter, so wie es sein soll. Hier in den Alpen.
Rauf ist natürlich besser, aber eben immer nur die schönere Hälfte des Vergnügens.
Außer wenn eine Kawasaki versucht, bei der Abfahrt Plätze gut zu machen.
Mit dem ganzen Gewicht auf den abgewinkelten Handgelenken. Dieser bucklige Optimist …dieser Hellgrüne.
Long way down … das muss doch weh tun, an den Handgelenken. Die durch höhere Raiser zusätzlich optimierte Ergonomie einer GS verschont deren Fahrer vor solchen Erfahrungen. Da kann man dann auch mal etwas kräftiger und deutlich später den Anker werfen. Tut ja nicht weh; und so ein ABS verhindert dann auch noch das Blockieren des Hinterrades.
Das Gesamtpaket muss eben stimmen.
Nichts gegen Kawasakis ... aber bei einer zügigen Passabfahrt …
Aber die Dinger haben auch ihre Vorteile. Mir fällt nur im Moment keiner ein.

Nach der Abfahrt wurde die Gelbe etwas schwammig auf den Vorderhufen.
In jeder Kurve verließ sie ihre sonst saubere Linie. Völlig von der Rolle, das gute Stück. Der vordere Reifen war nicht mehr so ganz taufrisch, irgendwann löst sich eben auch das beste Profil in Wohlgefallen auf.
Aber dass sich das derartig bemerkbar macht. Sehr erstaunlich, dieses veränderte Fahrverhalten.

Dann endlich - Mittagspause mit Tankstopp. Nachdem ich dann der Kuh ordentlich was zu Saufen in den Bottich gefüllt hatte, beäugte ich mein vorderes Profil.
Nun- nicht mehr ganz neu, aber auch noch nicht runter. Ratlos befingerte ich den schwarzen Ring. Dieter, der mit der Suzuki, kam interessiert näher.
„Was’ n das hier?“, fragte er erstaunt und kniete sich hin. Ich wechselte auf seine Seite und entdeckte sofort die Ursache seines Erstaunens.
Da hatte es die Felge ordentlich erwischt. Der dicke Brocken, den ich so toll angepeilt hatte, hatte seine Spuren hinterlassen.
Schön eingedrückt und hochgebogen war der Rand der Alufelge. Sogar einen schönen Riss hatte sie. Auch der Reifen war an dieser Stelle sichtbar in Mitleidenschaft gezogen worden.
Die Druckmessung ergab dann noch beachtliche 0,8 bar. Immerhin!
Ich pustete ihn wieder auf 2,5 bar auf und beobachtete die demolierte Flanke.
Keine sichtbare Veränderung.
Rudi kam heran und kratzte sich am Kopf.
„Damit konnst nicht mehr weiterfoarn!“. Er klang ziemlich glaubwürdig.
Na prima, und nun?
Rudi zuckte mit den Schultern. Ich verfiel ins Grübeln und wartete auf eine Eingebung. Die kam dann auch, in Gestalt von Rainer.
In Tirol gibt es eine ganze Menge Motorradwerkstätten. Sogar eine von BMW.
Ja nun, immerhin besser als gar keine.
Macht ja auch Sinn, eine reicht doch. So groß ist Tirol ja nun auch wieder nicht.
Im letzten Jahr ist mir hier die fast neue Original-Batterie krepiert. Während der Fahrt, einfach so.
Da hat mir diese einzige Werkstatt den telefonischen Rat erteilt, mir einfach irgendwo eine neue Batterie zu kaufen. Mobilitätsgarantie hin oder her.
100 km Anfahrt, nur wegen einer Batterie … das könnte dauern. Außerdem hätte man die kaputte Batterie samt Mopped einschleppen und durchmessen müssen. Ganz so einfach wäre das dann auch wieder nicht - mit diesen Garantiebestimmungen.
Die Leute im nächsten Honda-Laden haben nur gelacht, als ich ihnen die kaputte Batterie auf den Tresen gelegt habe. Die hatten in den letzten Tagen vier kaputte Original-BMW-Batterien gesehen. Irgendwie beruhigend, dass ich nicht der Einzige war. Aber ich will diese Geschichte hier nicht weiter auswalzen. War ja nur die Batterie. Wenn’ s weiter nichts ist.
Aber wie gesagt, auf das Gesamtpaket kommt es an.

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Neuer Beitrag 26.04.2009 21:43
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Danke Bruchpilot. fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich

Freue mich schon auf die nächste Folge. fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich fröhlich

__________________
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Lebe deine Träume!

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Neuer Beitrag 30.04.2009 11:36
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..Da heißt es dann nur: Ruhig Blut und Augen auf!
Was bringt es denn schon, wenn man einen von diesen wild gewordenen Möchtegern-Rossis am Überholen hindert?
Rolf legte sich mit einem von diesen Joghurtbechern an. Mir wurde ganz schlecht.
Er blieb vor einer Rechtskurve ziemlich in der Mitte der Straße und hinderte dadurch einen der bunten Kamikaze daran, in Schräglage die Schallmauer zu durchbrechen.
Der Bucklige kreischte und zuckte hin und her, aber er traute sich nicht die Gegenfahrbahn zu benutzen. Das war auch ziemlich clever, denn die wurde dann auch in voller Breite von einem seiner Artgenossen beansprucht.
Der kam aus der Gegenrichtung und schmirgelte mit seinem Knie fast über die Mittellinie.
Scheinbar war in Tirol gerade die Woche der Organspender ausgerufen worden.
Rolf hatte alle Mühe seinen gen Himmel zeigenden Ventildeckel vor dem entgegen kommenden Helm in Sicherheit zu bringen. Kaum hatte er seine torkelnde Kuh wieder unter Kontrolle, als ihm sein drängelnder Hintermann fast den linken Handschützer abrupfte.
So muss sich ein Geländewagenfahrer fühlen, der falsch abgebogen ist und sich plötzlich zwischen den Kontrahenten einer Rallye-Etappe befindet.
Die heizen hier wirklich auf der allerletzten Rille durch, diese Wahnsinnigen.
Learning by doing, ist hier die Devise. Rolf war lernfähig, denn er blieb von da an am rechten Rand der Straße.
Besser ist das - hier im Tal!
Die empfohlene Richtgeschwindigkeit liegt hier wohl wirklich bei 180. Sonst überholt dich tatsächlich jede Sau. Aber das hatte uns der Rudi ja schon gesagt. Ganz zu Anfang.
Mir geht es da eher wie der kleinen Heidi. Meine Welt sind die Berge und nicht der Nürburgring.
Aber die war auch in der Schweiz und nicht in Tirol.
Um in diesem Bild zu bleiben … unser Alm-Öhi … also unser Charly, schien sich auch auf typischen Bergstrecken wohler zu fühlen. Der war irgendwie zurückgeblieben. Rein physisch, natürlich.
Dietmar war im Rückspiegel deutlich sichtbar. Charly fehlte. Sehr untypisch.
Aber wenn ich mir um Einen keine Sorgen mache, dann ist es Charly. Der kommt schon noch. Der ist bisher immer noch gekommen.
Genau wie Dietmar und Rolf. Aber bei denen ist das eher zweideutig gemeint.
Aber immer der Reihe nach. Erstmal die heutige Tour überstehen.

Nachdem wir das Tal überlebt hatten, wurde es dann auch wieder schön bergig.
Die nächste Passauffahrt war schön schräg und kurvig. Die Gelbe erkannte ihr vertrautes Terrain und bemühte sich im vollen Galopp die Höhe zu erklimmen.
So haben wir es gerne. Schöne enge Wechselkurven bei mindestens 50 Prozent Steigung.
Der mit der Kuh tanzt!
Während wir so hinter Rudi hertanzten, überkam uns dann doch plötzlich der Übermut. Rudi fuhr irgendwie ziemlich verhalten.
Den packen wir uns jetzt mal.
Ist ja nicht verboten - hier bei der Express-Week.
Die Gelbe stürmte begeistert an ihrer farbgleichen Artgenossin vorbei und ich achtete währenddessen nicht so richtig auf die Straße.
Da lagen auf einmal ziemlich viele Steinbrocken herum.
Man soll ja nicht hinsehen … vor allem nicht auf die dicken Brocken. Einer stach mir ganz besonders ins Auge. Ein richtiger Brummer.
Dieses typische schmatzende Ploppen, wenn das Vorderrad einen Stein wegkatapultiert, blieb aus. Statt dessen gab es einen harten trockenen Schlag.
Aber wir reden von einer GS … nicht von einem gewöhnlichen Motorrad. Die steckt ordentlich was weg, so eine GS … Long way round …und so.
Kennt man doch.
Nun war mir auch klar, warum Rudi langsamer geworden war. Steinschlag kommt immer mal wieder vor, hier an den Felswänden. Die Eingeborenen haben dafür wohl ein Gefühl entwickelt.
Blitzartig bekehrt, ließ ich mich wieder brav zurückfallen. Soll doch lieber der Rudi die Brocken aus dem Weg räumen. Der kennt sich damit besser aus.

Es ging rauf und es ging runter, so wie es sein soll. Hier in den Alpen.
Rauf ist natürlich besser, aber eben immer nur die schönere Hälfte des Vergnügens.
Außer wenn eine Kawasaki versucht, bei der Abfahrt Plätze gut zu machen.
Mit dem ganzen Gewicht auf den abgewinkelten Handgelenken. Dieser bucklige Optimist …dieser Hellgrüne.
Long way down … das muss doch weh tun, an den Handgelenken. Die durch höhere Raiser zusätzlich optimierte Ergonomie einer GS verschont deren Fahrer vor solchen Erfahrungen. Da kann man dann auch mal etwas kräftiger und deutlich später den Anker werfen. Tut ja nicht weh; und so ein ABS verhindert dann auch noch das Blockieren des Hinterrades.
Das Gesamtpaket muss eben stimmen.
Nichts gegen Kawasakis ... aber bei einer zügigen Passabfahrt …
Aber die Dinger haben auch ihre Vorteile. Mir fällt nur im Moment keiner ein.

Nach der Abfahrt wurde die Gelbe etwas schwammig auf den Vorderhufen.
In jeder Kurve verließ sie ihre sonst saubere Linie. Völlig von der Rolle, das gute Stück. Der vordere Reifen war nicht mehr so ganz taufrisch, irgendwann löst sich eben auch das beste Profil in Wohlgefallen auf.
Aber dass sich das derartig bemerkbar macht. Sehr erstaunlich, dieses veränderte Fahrverhalten.

Dann endlich - Mittagspause mit Tankstopp. Nachdem ich dann der Kuh ordentlich was zu Saufen in den Bottich gefüllt hatte, beäugte ich mein vorderes Profil.
Nun- nicht mehr ganz neu, aber auch noch nicht runter. Ratlos befingerte ich den schwarzen Ring. Dieter, der mit der Suzuki, kam interessiert näher.
„Was’ n das hier?“, fragte er erstaunt und kniete sich hin. Ich wechselte auf seine Seite und entdeckte sofort die Ursache seines Erstaunens.
Da hatte es die Felge ordentlich erwischt. Der dicke Brocken, den ich so toll angepeilt hatte, hatte seine Spuren hinterlassen.
Schön eingedrückt und hochgebogen war der Rand der Alufelge. Sogar einen schönen Riss hatte sie. Auch der Reifen war an dieser Stelle sichtbar in Mitleidenschaft gezogen worden.
Die Druckmessung ergab dann noch beachtliche 0,8 bar. Immerhin!
Ich pustete ihn wieder auf 2,5 bar auf und beobachtete die demolierte Flanke.
Keine sichtbare Veränderung.
Rudi kam heran und kratzte sich am Kopf.
„Damit konnst nicht mehr weiterfoarn!“. Er klang ziemlich glaubwürdig.
Na prima, und nun?
Rudi zuckte mit den Schultern. Ich verfiel ins Grübeln und wartete auf eine Eingebung. Die kam dann auch, in Gestalt von Rainer.
In Tirol gibt es eine ganze Menge Motorradwerkstätten. Sogar eine von BMW.
Ja nun, immerhin besser als gar keine.
Macht ja auch Sinn, eine reicht doch. So groß ist Tirol ja nun auch wieder nicht.
Im letzten Jahr ist mir hier die fast neue Original-Batterie krepiert. Während der Fahrt, einfach so.
Da hat mir diese einzige Werkstatt den telefonischen Rat erteilt, mir einfach irgendwo eine neue Batterie zu kaufen. Mobilitätsgarantie hin oder her.
100 km Anfahrt, nur wegen einer Batterie … das könnte dauern. Außerdem hätte man die kaputte Batterie samt Mopped einschleppen und durchmessen müssen. Ganz so einfach wäre das dann auch wieder nicht - mit diesen Garantiebestimmungen.
Die Leute im nächsten Honda-Laden haben nur gelacht, als ich ihnen die kaputte Batterie auf den Tresen gelegt habe. Die hatten in den letzten Tagen vier kaputte Original-BMW-Batterien gesehen. Irgendwie beruhigend, dass ich nicht der Einzige war. Aber ich will diese Geschichte hier nicht weiter auswalzen. War ja nur die Batterie. Wenn’ s weiter nichts ist.
Aber wie gesagt, auf das Gesamtpaket kommt es an.

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Neuer Beitrag 30.04.2009 11:37
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…Die Batterie machte mir jedenfalls momentan keine Probleme. Kein Wunder, es war ja auch keine Originalbatterie.
Rainer bot mir an, mich zu einer freien Werkstatt zu begleiten. Mit deren Inhaber hatte er wohl schon gelegentlich zu tun gehabt. Die wären sehr flexibel und könnten bei Bedarf auch Ersatzteile für sämtliche Marken beschaffen.
Der Laden war nur etwa 20 km entfernt und diese Entfernung dürfte bei vorsichtiger Fahrweise wohl kein Problem darstellen.
Das klang vernünftig, denn die einzige Alternative wäre Innsbruck. Das war deutlich weiter entfernt. Was hatte ich schon zu verlieren?

Während sich der Rest der Truppe wieder auf den Weg machte, fuhren wir also los, um die defekte Felge vom freien Experten in Augenschein nehmen zu lassen.
Vorsichtige Fahrweise ist relativ. Rainer legte vor, so wie Rainer eben immer vorlegte. Bei guter Gesundheit … kein Thema. Aber in der stillen Gewissheit, jeden Moment einen totalen Druckverlust am Vorderrad zu erleben, verkrampft man sich dann doch ein wenig.
Es ist kein schönes Gefühl, wenn man dann versucht, einer davoneilenden R1 durch die üblichen Tiroler Kurven zu folgen. Obwohl ich mir mittlerweile sicher bin, dass sich Rainer sehr zurückgehalten hat, kam es mir in diesem Moment völlig anders vor.
Ich hörte Abrollgeräusche, die mir zuvor niemals aufgefallen waren. Jede Schräglage wurde zu einem schweißtreibenden Ereignis. Ständig versuchte ich mir vorzustellen, welche Handgriffe und Fußaktionen nötig wären, um bei dem nun jederzeit zu erwartenden Supergau einen Abflug zu verhindern.
Es war wirklich kein schöner Ritt. Ich eierte durch die Landschaft wie ein Fahrschüler bei der ersten Fahrstunde. Ein Auge ständig auf dem Vorderrad und das andere suchte ununterbrochen die Landschaft nach potenziellen Auslaufzonen ab.
Mein internes Notfallprogramm sah vor, bei einem plötzlichen starken Flattern des Vorderrades den Lenker mit aller Kraft zu fixieren und nur mit der hinteren Bremse zu verzögern. Nicht sofort voll auskuppeln, sondern zunächst das Tempo reduzieren. Alles mit Gefühl natürlich.

Keine Ahnung, ob mich dieses Programm gerettet hätte, aber genau so hätte ich es versucht.
Rainer blieb rücksichtsvoll immer im unteren dreistelligen Geschwindigkeitsbereich. Die gute Seele!
Ich schwitzte Blut und Wasser aber Hals und Bein blieben ungebrochen.
20 km können verdammt lang werden, aber irgendwann hatten wir es dann endlich geschafft.

Der Karl kam auch sofort angeschlurft. Rainer hatte erst im letzten Jahr hier sehr günstig irgendwelche Anbauteile für seine R1 geschossen. Ohne Rechnung zwar, aber dafür wirklich sehr günstig. Warum auch nicht, wer braucht schon eine Rechnung für Moppedteile.
Karl befummelte ausgiebig meine kaputte Felge und schüttelte dann sein weises aber ölverschmiertes Haupt.
„Die is hin, dafür zohlst bei BMW mindastöns 500 … mindastöns, und den Gummi noch doazu “, verkündete er dann und schlurfte davon.
Tja, guter Rat scheint tatsächlich teuer zu sein.

Rainer sah mich fragend an. Ich überlegte und rechnete.
Karl telefonierte inzwischen außerhalb unserer Hörweite. Nach etwa fünf Minuten kam er wieder herangeschlurft.
„ 400 … oaber mit dem normalen Turanz …foast neu“.
„Dreifuffzig…“, reflexte Rainer.
„Poahhh…dann foahrts doch noach BMW“, grunzte der ölige Schrauber und drehte sich auf dem Absatz um.

Ich starrte auf meinen inzwischen fast wieder luftlosen Reifen und die demolierte Felge.
„O.k … aber nur wenn das Teil einwandfrei ist“, willigte ich ein.
Eine klare Rechnung. Ich kannte die Originalpreise.
Karl nickte und schlappte in seine unordentliche aber gut ausgestattete Schrauberhöhle. Dort standen einige gecrashte und halb zerlegte Moppeds herum. In den Ecken lagen diverse Motoren und andere schwer identifizierbare Bauteile herum. Eine spezielle Vorliebe für eine bestimmte Marke schien der Karl nicht zu haben.
Der Universalschrauber telefonierte schon wieder mit seinem Handy und wir bestaunten inzwischen einen kopflosen Vierzylinder. Das Ding schien nagelneu zu sein.
„Der Karl ist in Ordnung, den kenne ich schon länger“, beruhigte mich Rainer.
In Ordnung- ist eine ziemlich unexakte Definition. Ich kenne eine Menge Leute, die in Ordnung sind. Aber einen Gebrauchtwagen würde ich von diesen Kollegen trotzdem nicht kaufen.

Wir warteten geduldig auf das, was noch kommen würde.
Was dann nach etwa einer Stunde kam, war ein alter Kombi.
Ein Typ, der aussah, als ob er sonst Kamele verkaufen würde, brachte tatsächlich ein fast neues Vorderrad mit Reifen.
Ich fand ihn in Ordnung. Aber ein Kamel hätte ich dem auch nicht abgekauft.
Gemeinsam nahmen wir das gute Stück unter die Lupe. Tatsächlich, Felge und Reifen machten einen fast ladenneuen Eindruck.
Die Bremsscheiben waren noch besser als meine.
Der Karl klopfte dem Kameltypen auf die Schulter und der verschwand daraufhin genauso schnell, wie er aufgetaucht war.
Der Umbau dauerte etwa 10 Minuten.
Holzkiste unter die Sturzbügel- altes Rad runter-neues Rad drauf. Fertig!
Ich hatte genau aufgepasst. Für den Ausbau brauchte der Karl keine fünf Minuten. Ohne Bühne oder sonstige Hilfsmittel.
Nur das richtige Werkzeug griffbereit und dann geht das …ratzfatz…!
Jetzt mal … nur so … als kleine Denksportaufgabe. Was fällt einem unbedarften Zeitgenossen hier auf?
Genau … dieser Gedanke kam mir auch in den Sinn.
Jetzt kann man aber auch an das Gute im Menschen glauben. Rainer hatte es ja auch schon erwähnt. Der Karl ist in Ordnung.
Der Preis war zumindest Ordnung und das Teil war einwandfrei.
Man muss auch nicht immer grundsätzlich misstrauisch sein, nur weil der Zufall diesmal ausgerechnet …
Rainer hatte auch noch ausreichend Kleingeld dabei und deshalb passte es dann auch. Der Karl gab mir keine Rechnung, aber habe ihn auch nicht danach gefragt.

Wir machten uns dann auf die Rückfahrt zum Hotel. Da wir noch genügend Zeit hatten, fuhr Rainer nicht auf dem direkten Weg zurück. Es wurde dann noch eine schöne entspannte Fahrt.
Mein neues Vorderrad funktionierte sofort perfekt. Kein Unterschied- bis auf den anderen Reifen. Aber die Mischung zwischen normalem Tourance und EXP ist ja erlaubt. Glaube ich wenigstens!
Auf halber Strecke ereilte uns dann auch mal wieder die -Pest der Alpen-, wie Walter diese Radfahrergruppen so treffend bezeichnet.
Die oft erschöpften und torkelnden Strampler machen einem eine zügige Passfahrt fast unmöglich. Rainer scheuchte die Bande hupend an die Seite.
Bei mir sorgte der Zach dafür, dass die rücksichtlosen Gesellen Platz machten.
Gegenseitige Rücksichtnahme ist eben unbedingt erforderlich, gerade hier in den Alpen. Und das Rechtsfahrgebot gilt auch in Tirol. Oder etwa nicht?
Leben und leben lassen. Das kann man auch ruhig mal wörtlich nehmen.
Obwohl es mir so vorkam, als ob Rainer diesen Spruch noch nie gehört hatte.
Viele neue Freunde hat er sich an diesem Tag nicht gemacht, jedenfalls nicht unter den radelnden Bevölkerungsteilen.

Wir nahmen dann noch das Tal mit … wenn schon-denn schon.
Er war eindeutig schneller geworden, der Rainer. Ich hatte keine Chance. Aber das lag auch sicherlich an diesem Tourance-Vorderreifen. Der EXP ist eindeutig besser. Ein bisschen wenigstens.

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fährt: R1250GS Adventure
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fährt: R1250GS Adventure
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Recht hat er, der Kuhtreiber

Man muss im Leben nicht alles hinterfragen. Es ist wie es ist Augenzwinkern

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