zum zitierten Beitrag
Zitat von Döppi
Alles Vermutungen . Da ich nichts anderes mehr tanke als E10 , kann ich ja berichten wenn aufgrund des Sprits was verreckt .
... musst selber wissen, was Du deiner HD zumutest, aber denke bitte auch an Deine Familie, Kinder, Enkel, Umwelt, usw., denn:
Ab Januar 2011 kann man an der Tankstelle den Biosprit E10 tanken, bei dem es sich um Super-Benzin mit 10% Ethanolanteil handelt, das aus Pflanzen wie Zuckerrohr oder Mais hergestellt wird. Bisher waren nur 5% erlaubt, mit der Änderung setzt die Bundesregierung nun die Richtlinie der EU um, von der sich die Poliker vor allem weniger Emissionen und eine sinkende Abhängigkeit von erdölexportierenden Ländern erhoffen. Auch die Biokraftstoffindustrie freut sich natürlich über deutlich mehr Umsatz und Gewinn und lobt den Beschluß daher als gut für Mensch und Umwelt.
Genau da setzt aber die Kritik von Umweltschützern an, denn nur weil “Bio” bei Lebensmitteln oder Baumwolle besonders umwelt- und klimafreundlich ist, gilt es bei Kraftstoffen nur bedingt. Während Bioethanol aus heimischer Produktion unbedenklich und tatsächlich besser als die Verbrennung von Erdöl sein, muss nach Schätzungen aber rund ein Drittel des deutschen Bedarfs an Bioethanol über Importe aus dem Ausland gedeckt werden. In Exportländern wie Argentinien, Brasilien oder Indonesien würden skrupellose Produzenten dann riesige Waldflächen roden oder Weideflächen in Anbauflächen für Energiepflanzen umgewandeln um am lukrativen Geschäft mit Biosprit zu verdienen.
Ebenso wie Umweltschutzverbände und Umweltexperten hat sich aus diesem Grund auch der Rat für Nachhaltige Entwicklung bereits frühzeitig für eine konsequente Ausrichtung der Biospritproduktion an Nachhaltigkeitskriterien ausgesprochen und in einer der Bundesregierung im Frühjahr 2008 vorgelegten Empfehlung auf “gravierende Mängel” bei der Überwachung und Zertifizierung der Nachhaltigkeit von Biomasse hingewiesen. Die Energie aus Biomasse bietet der Menschheit zwar zweiffellos enorme Chancen, um sie nachhaltig zu nutzen, müssten aber nicht nur die eingesparten Emissionen sondern auch die indirekten Effekte einer Landnutzungsänderung beachtet werden. Andernfalls droht eine weitere Abholzung der Regenwälder, ein damit zunehmender Verlust der Artenvielfalt und laut dem Nachhaltigkeitsrat auch eine “Gefährdung der Kohlenstoffbindung in Böden und die Vertreibung lokaler Bevölkerungsgruppen zugunsten der Gewinnung von Agrokraftstoffen”.
wenn das nicht reicht, kannst das bitte auch noch lesen:
E10 ist eingeführt worden, um den Klimaschutz voranzutreiben und die Abhängigkeit vom Öl zu reduzieren. Diese Ziele sind richtig, doch Agrosprit ist der falsche Weg dorthin.
Schlechte Umweltbilanz
Für die Umwelt ist Agrosprit häufig schlechter als konventioneller Kraftstoff. Seine CO2-Bilanz ist nicht so positiv ist wie vielfach dargestellt. Denn Kraftstoff aus Ackerpflanzen ist nicht klimaneutral. Zwar binden Pflanzen wie Weizen und Zuckerrüben CO2 aus der Luft, der erst bei der Verbrennung im Motor wieder frei wird. Doch bei der Feldarbeit der Landmaschinen, bei der Stickstoffdüngung und der Herstellung von Mineraldünger werden große Mengen an Klimagasen frei. Und bei der Weiterverarbeitung der Ernte zu Ethanol wird nochmals viel Energie benötigt. Daher ist der positive Klimabeitrag von Agrosprit selbst unter optimalen Bedingungen nur gering.
Der Agrarökonom Martin Hofstetter warnt zudem vor den Folgen für die Urwälder: "Zwar dürfen Pflanzen zur Ethanolherstellung laut EU-Richtlinie nicht von frisch gerodeten Urwaldflächen stammen. Das nützt aber nicht viel. Der Flächenbedarf für die Ethanolherstellung ist so riesig, dass nur durch eine weltweite Ausdehnung des Ackerbaus der zusätzliche Bedarf gedeckt werden kann. Es werden indirekt dann doch in Indonesien oder Argentinien Urwälder zerstört werden."
Das heißt, es findet eine Umnutzung statt. Alte Flächen werden für Agrospritpflanzen genutzt, um den zusätzlichen Bedarf an Pflanzenöl und Ethanol für europäische Autotanks zu decken. Für andere Nutzungsarten - zum Beispiel Palmöl für die Kosmetikindustrie - werden neue Flächen gerodet oder abgefackelt. So wird Klimaschutz zur Farce. Denn Urwälder sind natürliche CO2-Speicher. Sie abzuholzen oder gar brandzuroden, erhöht den weltweiten CO2-Ausstoß sogar noch.
Zudem ist Agrosprit absolut nicht bio, sondern wird konventionell angebaut. Die Pflanzen für den Agrosprit stammen also von stark mit Stickstoff und Pestiziden behandelten Monokulturen. Der Verlust an Artenvielfalt ist besonders in den Ackerbauregionen dramatisch. Und durch die Überdüngung werden Gewässer belastet. Die EU-Richtlinien für die Landwirtschaft reichen nicht aus, um dies zu verhindern.
Sprit statt Nahrung
Laut UN-Ernährungsorganisation FAO sind die Preise für Lebensmittel im Februar 2011 weltweit auf neue Rekordhöhen gestiegen. Daran hat auch der Agrosprit seinen Anteil. Er treibt die Preise für Getreideprodukte in die Höhe und fördert so den Hunger auf der Welt.
Die Konkurrenz zwischen Tankfüllung und Ernährung könnte sich weiter verschärfen. Die weltweit vorhandene Agrarfläche reicht nicht aus, um konventionellen Kraftstoff durch Agrosprit zu ersetzen. Noch viel weniger könnte beispielsweise Deutschland den inländischen Spritverbrauch aus eigenem Anbau decken.
In Deutschland muss niemand hungern. Doch Agrosprit zu importieren, heißt den Hunger in anderen Teilen der Welt zu verschärfen. Schon jetzt braucht die EU umgerechnet 35 Millionen Hektar Ackerland von außerhalb, um den Bedarf an Nahrungs- und Futtermitteln und den Agrospritbedarf in Europa zu decken.
Immer größer, immer schneller
Die Automobilindustrie ist gefordert, den CO2-Ausstoß ihrer Fahrzeugflotten zu senken. Das tut sie in viel zu geringem Maße. Agrosprit führt dazu, dass der Druck auf die Autohersteller eher noch sinkt. Heutzutage könnten ohne Weiteres Kleinwagen mit einem CO2-Ausstoß von etwa 50 Gramm pro Kilometer gebaut werden. Tatsächlich sind es 90 bis 100 Gramm. Und der Drang zum schweren, elektronisch hochgerüsteten Fahrzeug ist ungebremst.
"An der Tanksäule hat der Autobesitzer die Wahl zwischen Agrosprit und fossilem Öl und damit zwischen Pest und Cholera. Was wirklich der Umwelt helfen würde, wird dort nicht angeboten: Fahrzeuge mit deutlich gesenktem Spritbedarf", sagt Greenpeace-Experte Hofstetter.
Automobil und Klimaschutz werden sich erst vertragen, wenn Lösungen wie Leichtbauweise und Tempolimit durchgesetzt sind. Den CO2-Ausstoß im Verkehr mit Agrosprit zu senken, ist eine Scheinlösung. Und auch das E-Auto wird noch lange keine Alternative sein. Zumal wenn der Strom im Kohlekraftwerk erzeugt wird.
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Eine Werkstatt sollte der Platz sein, wo ein Mann in Frieden mit sich selbst sein kann. Seine Hände beschäftigen, den Kopf zur Ruhe und sich mit etwas verbinden kann, das über den Alltag hinausgeht.
Member of Bavaria Stammtisch Munich
Dieser Beitrag wurde schon 5 mal editiert, zum letzten mal von Shovelhead am 05.09.2011 12:54.