Kleine historische Ergänzung:
das mit den Bremsen nur am Hinterrad gab es nicht nur bei den Starrahmenchoppern, sondern auch bei allen Harleys bis weit in die Zwanziger. Das funktionierte so einigermassen, weil Harleys durch den fetten hinteren Zylinder und durch den langhubbedingten langen Triebwerksblock einen deutlich weiter hinten liegenden Schwerpunkt als andere Motorräder haben, was die dynamische Radlastverteilung nach vorne etwas mehr entschärft. Bis in die Zwanziger war das sogar als "Steinzeit-ABS" gedacht, weil die Fernverbindungen zwischen amerikanischen Städten ausnahmslos Schotterstrecken waren. Da sollte nach der damaligen allgemeinen Motorrad-Sicherheitsphilosophie das bewußte Weglassen der Bremse ein Überbremsen des Vorderades samt Sturz verhindern. Erst die Besetzung von D ab 1945 brachte die Amis auf die Idee, ihre Städte mit geteerten Schnellstrassen zu verbinden. Damit das für die Autoindustrie nicht notgedrungen zu teuren Aufrüstungen ihrer Modelle führte, wurde auf deren "Bitten" ein rigides Tempolimit von "55" mls/hr, also eine von durchschnittlichen KFZ auf dem Stand von 1939 leistbare deutsche Autobahngeschwindigkeit, verhängt
Die extrem schmalen Reifen eines echten Starrahmen-Choppers könnten ohnehin nur eine äußerst mäßige Bremsleistung übertragen. Allerdings stammt die entsprechende deutsche Vorschrift zur minimal zu bringenden Bremsleistung aus den 50ern (genauso ein Kuriosum wie die Helmanforderungen), sodass hiesige Chopper keine monströsen Vorderradbremsen zur Zulassung brauchen.
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„I don‘t like valves that look like golf tees. Intake valves should be the size of trash can lids, and pistons should be the size of manhole covers“ (Jay Leno)
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