@Spritpit
hab ich im Transfer Thread schon geschrieben. Eine „dichtere“ Pumpe mit mehr Fördervolumen beseitigt gerade mal eine von 5 Ursachen, die ich dort aufgelistet habe. Wie Chris_NDB oben schreibt, wenn schon mehr Öl im Sumpf ist, erzeugen die hochgehenden Motorkolben - laienhaft gesprochen- auch einen höheren „Gegenunterdruck“ . Wenn der den Ansaug - Unterdruck, den die Pumpe schafft, unterschreitet, saugt die garnix mehr an.
Fachlich korrekt hinterhergeschoben: Bei der Pumpe steht die nötige Druckdifferenz von Kurbelgehäuse bis Pumpen einlauf leider fest ( dieses Ro/Öl mal g mal h), die im Kurbelgehäuse mindestens als Überdruck gegenüber dem Pumpeneinlauf benötigt wird, um das Öl die Saugleitung hoch bis in den Einlauf der Pumpe zu drücken, das Öl im Sumpf kann demgegenüber in gewissen Kurbelgehäuseleckage-Grenzen den Kurbelhausunterdruck bei hochgehenden Kolben beliebig tief absenken: Wenn unter (Ro/Öl mal g mal h) abgesenkt, reicht der Kurbelhausunterdruck eben nicht mehr aus, das Öl die Saugleitung komplett hoch bis zum Einlauf der Absaugpumpe zu drücken. Am obersten Spiegel, den das Öl in der Saugleitung noch hochgedrückt werden kann, herrscht bereits Druck „Null“ der über das Lecköl aus der Pumpe das Öl aus dem Öltank (!!!) zurück ins Kurbelgehäuse saugt und das Sumping so eskaliert. Mit dem Breather Valve des Evo wurde dieses Rücksaugen noch abgeblockt. Das ist die Gemeinheit der Situation. Eine „stärkere“ Pumpe hilft nix, wenn es das Öl nicht mal vom Sumpf bis in ihren Einlauf schafft.
Die S&S- Pumpe kann also nix anderes, als ihren Unterdruck im Einlauf etwas näher an die absolute Null-bar-Grenze bringen, weil die präziser gefertigt und damit Dichter ist und damit weniger Lecköl zurückströmen lässt, was den Einlaufunterdruck bei der Serienpumpe sinnfrei erhöht. Auf diesen niedrigeren Einlaufunterdruck der S&S-Pumpe muss ich also die magischen (Ro/Öl mal g mal h) draufschlagen, um den Mindestdruck im Kurbelgehäuse zu errechnen, der es noch schafft, das Öl die komplette Höhe h der Saugleitung bis in den Pumpeneinlauf zu drücken. Damit darf der Mindestdruck genau um den kleinen Betrag der Absenkung ihres Einlaufunterdrucks gleichfalls niedriger sein, bis das Sumping startet. Mehr isses nich .
Immer mehr Öl im Kurbelgehäuse bedeutet aber gleichzeitig immer weniger Luft im Kurbelgehäuse. Das heißt, die Motorkolben expandieren beim Hochgehen immer weniger Luft um die gleichen 107 cui ( nur eben mit der Unterseite der Kolbenböden). Mit mehr Öl und weniger Luft im Kurbelgehäuse wird zwangsläufig die wenigere expandierte Luft immer dünner, der Druck fällt bis irgendwann unter den Mindestdruck = (Einlaufunterdruck resultierend aus Lecköl strom den die Pumpe schafft) + (Ro/Öl mal g mal Saughöhe h) , der nötig ist, das Öl die Höhe h hoch bis in den Einlauf der Pumpe zu drücken. Die Absaugpumpe dreht hohl,der Öltank wird über den Leckölstrom der Pumpe in das Kurbelgehäuse abgesaugt, das Sumping startet zu seiner Kettenreaktion, bis der Öltank leer ist. Das steigert natürlich auch den Sog über den Wellendichtring (WDR) zum Primär. Die Dichtlippe wird gegen ihre Spiralfeder vom linken Kurbelwellenhauptzapfen abgehoben und durch die Primärkette aufgewirbeltes Öl wird ins Kurbelgehäuse gesaugt und steigert weiter das Sumping, weil noch weniger Luft um gleichbleibend 107 cui expandiert wird. Wenn ich das freie Kurbelgehäuseinnenvolumen also vergrößern würde, würde mehr Luft um 107 cui expandiert und der Kurbelgehäuseunterdruck bliebe in einem größeren Sicherheitsabstand über der Summe aus (Pumpeneinlaufunterdruck) + (Ro/Öl mal g mal h). Das System wäre also fehlertoleranter.
Im Transferthread hatte ich geschrieben, dass man auch über ein Rückschlag- Ventil im Kurbelgehäuse mit einem künstlichen Leckluftstrom das Ölrückströmen verhindern kann. Vielleicht kommt das ja irgendwann als Fix. Problem ist wohl, die zusätzliche Luft über die Kurbelgehäuseentlüftung in den Zylinderköpfen und den Luffi und die Brennräume umweltgerecht zu entsorgen. Dadurch wird das Gemisch nämlich magerer, ich muss also das Mapping anpassen, wozu ich aber für jedes Kästchen der Tabelle den Effekt genau kennen muss. Fahrzeugbau zeichnet sich üblicherweise durch solch einen Rattenschwanz aus, den gute Fahrzeugbauer komplett im Griff haben.
Das genaue Gegenteil erreiche ich natürlich, wenn ich die gleiche Menge Luft im Kurbelgehäuse statt um 107 um 114 oder 117 oder 120 cui (?) expandiere. Noch mehr Unterdruck führt noch schneller ins Sumping
Die angebotenen Pumpen tuen also nix anderes als den Pumpeneinlaufunterdruck ein wenig absenken und damit den Sicherheitsabstand zum Kurbelgehäuseunterdruck zu erhöhen. Angesichts des Gesamtszenarios ein äußerst bescheidener Hebel, wie ich finde.
Übrigens, dieses Fachgebiet nennt man Strömungslehre. Obwohl es das schon seit der Dampfmaschinenzeit gibt, hat das bis heute nur höchst rudimentär Eingang in den Kanon der Meisterausbildung gefunden. Nimm es Deinem Händler also nicht übel. Er weiß es nicht besser und muss den Behauptungen aus Milwaukee vertrauen. Er hat ja nix anderes.
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„I don‘t like valves that look like golf tees. Intake valves should be the size of trash can lids, and pistons should be the size of manhole covers“ (Jay Leno)
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