Von der Einstellung her finde ich mich am ehesten bei mudman (gell, wir sind beide 59er?) und DéDé wieder. Eigentlich wollen wir doch alle das fahren, was in unserer Jugend in den 70ern angesagt war (Easy rider usw.). Die erste EVO-Sporty der 80er vibrierte mit ihren 4 Gängen bei 100, als würde sie gleich auseinanderfliegen und hatte die Drehfreudigkeit eines Diesels (ohne Turbolader). Das Ankicken meines Early shovels im wishbone-Rahmen war 1991 noch ein klares Unterscheidungsmerkmal zu den Blockheadfahrern, die damals das Image der heutigenTC-Fahrer hatten. Außerdem konnte/mußte man mit jedem Defekt fertig werden, der unterwegs auftrat, denn es gab nicht die nahegelegene Vertragswerkstatt. Für die ganz schlimmen Fälle war man im ADAC. Den habe ich aber weder auf meinen Fahrten nach Südfrankreich noch durch die gerade aufgemachte DDR nach Berlin gebraucht. In Berlin war dann die Steckachsmutter ausgeleiert. Wenn der 4. Gang beim Beschleunigen nicht mehr reinging, mußte man halt Gas wegnehmen, um ihn reinzuheben. Das Versagen der Kickerverzahnung hat die Kniescheibe auch überlebt (auaaua). Aber ehrlich, Jungs: irgendwann hatte man die Schnauze voll vom ewigen Schrauben. Man konnte auch mit so einem Teil überall ankommen und wurde bewundert, aber irgendwann hat s genervt. Und so bin ich jahrelang fremdgegangen: die Evos wurden in den 90ern durch die verschärften Bestimmungen immer schwächer (der Tiefpunkt war.glaube ich, sage und schreibe 47PS). Harley hat eigentlich immer am längsten an den klassischen Prinzipien festgehalten und so lange wie möglich den Kunden augenzwinkernd die Möglichkeit der (illegalen) Rückrüstung auf die ursprünglich gewollte Leistung/Lautstärke ermöglicht (so wie jetzt Piaggo mit der Vespa PX). Aber bei 47 PS war einfach Schluß. Bei der Sporty wurde der Vergaser so lange als irgend möglich (bis 2003) beibehalten. Bei den heutigen Abgasgrenzwerten kommt man am Einspritzer halt nicht mehr vorbei, oder man muß Oldtimer fahren. Gut ist, wenn es wie bei Harley oder BMW noch für die ältesten Kisten nachgefertigte Ersatzteile gibt. So kann man die Dinger ewig am Laufen halten. Über die Poser kann auch ich lächeln, aber eigentlich sollten wir ihnen auf Knien danken, daß es sie gibt. Ohne sie würde Harley wirtschaftlich nicht überleben, die altgedienten Hardcorebiker waren schon immer viel zu wenige. Das konnte man in den 70ern sehen, als nur noch der harte Kern Harley kaufte und alle anderen von der Qualität geschockt waren. Gerade einer, der keine Technik-Ahnung hat, fühlt sich dieser ausgeliefert und hat viel mehr Horror davor, liegenzubleiben. Und dann kauft er eben nur ein Bike, welches ein zuverlässiges Image hat. Seien wir froh, daß Harley das wieder erreicht hat. Immerhin können wir noch OHV und luftgekühlt fahren, das wird allmählich auch schon zur Ausnahmeerscheinung. Schlimmer als die Elektronik finde ich, dass Harley unnötigerweise bei den Dynas und den E-Glides den Öltank unterm Sitz abgeschafft hat. Auch die Steuerketten des TwinCam sind ne reine Sparmaßnahme, die Sporty zeigt, daß es nach wie vor ohne geht. Man muß sich halt beizeiten ein (oder mehrere) Schätzchen zulegen, die man von Anfang an so behandelt, daß sie ewig halten (kein Winter, immer warmfahren, fristgerechte Wartungsarbeiten usw.). Interessanterweise spricht auch der Joghurt-Becherkram eher Leute im gesetzteren Alter (mit fallender Tendenz wegen der zunehmenden Gebresten) an. Die Ju gend kann sich dasdoch gar nicht mehr leisten und steht nach meiner Beobachtung eh mehr auf die alten Schätzchen (vor allem SR500 und Zweiventil-BMW. weil die bezahlbar sind.