07.04.13, Tacho 2222,9 Meilen
9:00 Uhr: Aufbruch ist nun angesagt. Maschinen beladen, das Wetter ist klasse, kühle Luft, blauer Himmel und die Sonne wärmt schon ganz gut. Wir bewegen uns auf die alte Route 66 um erst einmal dem berühmten Hotel El Rancho einen guten Tag zu sagen.
Hier haben sie alle übernachtet, die Westernstars von damals. Grund genug für viele Leute, dort ebenfalls Ihre Zelte aufzuschlagen. Uns reicht die Optik von aussen und wir tanken an einer der typischen Route 66 Tankstellen nebenan.
Mit vollem Tank wollen wir der historischen Route 66 ein wenig folgen. aber das stellt sich als nicht so einfach heraus. Am Anfang können wir noch die tollen alten Westerngebäude der Stadt Gallup am Straßenrand bewundern aber dann endet irgendwann die Straße und wir landen wieder auf der Interstate 40. So kommen wir zügiger voran und enießen die Weite der Landschaft rechts und links neben der Autobahn. Was für ein Land, was für eine Weite.
Gegen Mittag erreichen wir Arizona. Das Welcome Center dieses Bundesstaates liegt diesmal eingebettet in einer gigantischen Kulisse.
Zu diesem atemberaubenden Blick auf die Felsen hält das Touristenbüro ein weiteres kleines Highlight parat. man bekommt den Route 66 Reisepass, der eine Art Pilgerbuch für die Freunde dieser Starße darstellt. Wir bekommen den Arizona Stempel hineingedrückt und freuen uns über diese originelle Idee.
Ein paar Meilen weiter steht der erste offizielle Nationalpark bei uns auf dem Programm. Es ist, wenn man es genauer betrachtet sogar eine Kombination aus zwei Sehenswürdigkeiten. Zum einen gibt es die painted Deserts zu sehen, zum anderen den Petrified Forest, den versteinerten Wald. Wir zahlen gerne die 5$ Eintritt pro Motorrad, werden aufgefordert, keine Steine zu klauen und rollen los. Aussichtspunkte noch und nöcher gibt es und wir schweigen atemlos ob der gigantischen Landschaft. Steine in verschiedenen Farben, wieder weites Land.
Nach 20 Meilen kommt dann der versteinerte Wald. Wir halten an und schauen uns die versteinerten Baustücke an. man ist sprachlos, was uns die Natur immer wieder für Überraschungen bietet.
Zwischenzeitlich hat einer meiner Mitfahrer Probleme mit seiner Heritage. Der Warnblinker ist angegangen und geht nicht mehr aus. Gar nicht mehr, auch bei abgestellter Maschine. Wir rätseln, drücken immer wieder die Blinkerschalter, einzeln, zusammen, gleichzeitig. Nichts. Die Blinker blinken weiter. Als ich gerade überlege, die Hauptsicherung zu ziehen fällt mir ein kleiner, mir unbekannter Schalter am Gasgriff auf. Ich drücke drauf und der Warnblinker hört auf. Ist schon lustig, wie eingefahren man ist. Wenn eine Motorradhersteller von einem Jahr zum anderen seine Funktionen ändert, muss der Fahrer dies erstmal mitbekommen.
Wie verlassen beeindruckt den Park und rollen wieder in Richtung Interstate. Zuvor haben wir in Holbrook ein kleines Mittagessen genossen.
Bevor wir Flagstaff, unser Tagesziel erreichen, kommen wir noch an ein paar kleineren Orten und indianersiedlungen vorbei. In Winslow fahren wir von der Interstate runter. Ein Rätsel von meinem Stammtischbruder Ironbutt liegt mir im Kopf und ich frage mich, ob wir die Lösung finden. Er hatte mir mehrmals mitgegeben "Standing on the Corner in Winslow Arizona". Ich weiß zwar, dass dies eine Textzeile aus einem Lied der Eagles ist, mehr weiß ich aber nicht. So fahren wir die Hauptstraße entlang, schauen links und rechts und sehen ausser alten Gebäuden nichts. An einer Tankstelle frage ich vorsichtig, ob es einen bekannten Platz in Winslow gibt und der Tankwart lacht. Zwei Straßen weiter links und dann drei Blöcke zurück sollen wir mal nachschauen. Gewendet und schon sind wir da:
Neben dem Riesen Route 66 Logo gibt es eine Bronzestatue und einen Laden, der den ganzen Tag nur Eagles Musik spielt.
Flagstaff liegt nun vor uns und wir finden nach einigem Hin- und Her ein Motel, was unseren Ansprüchen genügt. Es ist früh am Tag. Wir entscheiden, dass der Rest der Zeit bis zum Abend für jeden zur freien Verfügung steht. Der eine will in Flagstaff bleiben, der andere Mitstreiter will Sedoina, eine Westernstadt im Süden besuchen, die über den schönen Highway 89 zu erreichen ist und ich entscheide mich, enem Tipp meines Stammtscihfreundes Bernd zu folgen, der mich auf die Spuren von Easy Rider bringen soll. Dzu fahre ich ebenfalss den Highway 89, aber nördlicher Richtung. Das ist die Richtung zum Grand Canyon. Nach ca. 15 meilen zweigt eine Seitenstraße in einen Statepark ab. Hier geht es zum Suset Vulkankrater und zum Wupatki National Monument. Die Eingangskontrolle ist schon nicht mehr besetzt, das Welcome Center hat ebenfalls gerade geschlossen. damit entfällt für mich der Eintritt und ich rolle in den Park. Was mich dort erwartet hätte ich mir vorher im Traum nicht ausgemalt. Eine Landschaftsfülle wie in einem surrealen Tram. Erst links und rechts Vulkanaschereste hoch aufgetürmt, dann ein Bergauf, Bergab durch tolle Wälder.
Jetzt eine Heidelandschaft. Alles immer mehr beleuchtet von der untergehenden Sonne. Ich meine einige Streckenabschnitte aus dem Film Easy Rider wiederzukennen. Die Landschaft wird immer abwechslungsreicher in der Vegetation um dann final nach einem Anstieg durch ein Felstor hindurch einen fantastischen Blick auf den schneebedeckten Sacred Mountain zu gewähren.
Ich bin tief bewegt, fahre den Rest dieser Runde bis ich die 89 wieder erreiche. Zeit umzukehren, die Sonne ist schon der tief. Nach ca. 5 meilen wieder in Richtung Flagstaff kommt das letzte Highlicht des Tages zum Vorschein. Die alte Trading Post, bei der im Film Easy Rider getankt wurde, als der Anhalter mitgenommen worden ist.
Ich halte an, mache ein paar Fotos. da öffnet sich die Tür und ein Mann kommt auf mich zu. Er bietet an, mich vor dem Gebäude zu fotografieren und ich erfahre, dass er der Bestzer der Trading Post ist. Er kennt die Hintergründe zum Film und wir lächeln beide.
PS: Nochmals Dank an FLH56 und ironbutt für diese tollen Trips.
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Vernunft ist durch nichts zu ersetzen, außer durch Hubraum.
Member of Bavaria Stammtisch Munich