Nach einer relativ ruhigen Nacht sind wir um kurz nach Acht beim Frühstück. Die Auswahl ist begrenzt und wir essen Muffins, getostete Bagels und Rosinenschnecken. Die Erdnussbutter kommt nicht ganz so gut an, aber das muss man ja auch mal probiert haben. Schade, dass es keine normale Butter gibt.
Draussen ist es bewölkt, ja richtig zugezogen sieht es aus. Die Temperatur ist aber angenehm, etwas über 20° C, das kann man aushalten. Wir packen die Maschinen und los geht es in Richtung Küste. Wir haben ja noch ein klein wenig Strecke vom Vortag aufzuholen und so sind wir 1,5 Stunden später in Carrabelle. Dort ist es sehr ruhig. Es war gut, dass wir schon vorher ein Motel gesucht haben, zwei eher unscheinbare Hotels scheinen geschlossen zu sein.
Ab Carrabelle geht es weiter an der Küste entlang. Und als wir das erste mal den Golf von Mexico vor uns sehen kommt sogar die Sonne raus. Der Himmel wird blau und Meer und Strand bekommen die schönen Farben tiefblau und weiß.
Das ist Motorradfahren in Reinkultur. Die Straße geht eng an der Küste weiter, taucht ab und zu in grüne Dschungel aus engstehenden Baumreihen und manchmal werden wir über Brücken auf parrallel liegende Landzungen geleitet. Der Geruch in der warmen Luft ist unbeschreiblich. Ein sattes Pinienaroma und was weiß ich für andere Pflanzengerüche lassen einen regelrecht euphorisch werden. Eine extrem lange Brücke bringt uns schließlich weg von der Küstenstraße auf eine Art Halbinsel. Wir machen einen Photostopp und entscheiden uns dann, noch ein paar Meilen vor der Mittagspause zu machen.
Voll guter Laune essen wir dann zu Mittag und entscheiden uns, nicht den langweiligen Weg im Landesinneren nach Mobile zu nehmen, sondern auf den vor der Küste liegenden Halbinseln weiterzufahren. Die letzten beiden Inseln werden bei Fort Morgan mit einer Fähre überbrückt.
Der Weg zur Fähre zieht sich, doch die Landschaft und die Straße sind einfach genial. Es gibt am Ende sogar acht meilen schöne Kurven, die wir zügig fahren, trotz der orangefarbenen Speedlimit-Schilder. Gegen 18:45Uhr erreichen wir die Fähre. Es scheint die letzte für heute zu sein. Wir reihen uns ein auf die aufgemalten Parkplätze um dann der Reihe nach aufs Schiff gelassen zu werden. Die schöne Schiffsreise rundet den Tag ab. Ca. 45 Minuten dauert der Transfer und ich nutze die Zeit für ein Gespräch mit einer Familie, von der ich mir die Bedeutung der orangefarbenen Speedlimit-Schilder erklären lasse. Ich hatte schon Sorge, dass diese Schilder kritisch sind, sie stellen aber nur Hinweise auf eine Art empfohlene Geschwindigkeit dar.
Am Ufer angelangt heißt es weiterfahren und ein Motel suchen. Dummerweise ist nun das Navi mangels Akku aus und wir verfahren uns für ein paar Meilen. Hinweise gibt es an der Küste wenige und mit etwas Geduld finden wir den Weg nach Mobile.
Es wird dunkel. Mein Mitfahrer stellt auf seiner Roadking fest, dass die Engine Warnlampe permanent leuchtet. Ich denke sofort an den Generator, aber wir fahren erst einmal weiter. Irgendwann kommen wir an eine unbeschilderte Gabelung. Links? Rechts? wir halten ein Auto an und fragen nach der Richtung. Rechts sollen wir fahren. Das ist nicht schön, denn rechts braut sich gerade ein mächtiges Gewitter auf. Wir fahren, kommen auf eine Interstate und dann geht es los. Starkregen, Donner, gigantische Blitze. Sicht Null. Wir schleichen dahin. Werden überholt. Wir wechseln vorsichtig die Spur um schnell runter von der Interstate zu kommen. Wir landen in einem Gewerbegebiet in dem es zumindest ein Steak Restaurant (so das Schild draussen) gibt. Dort essen wir einen Steakburger (mehr gab es da nicht an Auswahl) und warten den Regen ab. Eine Stunde weiter trauen wir uns wieder raus. Es tröpfelt nur noch und wir wagen uns auf die I10 Richtung Westen, um dort Motels zu finden. Wir haben schnell Glück, nach ca. 5 Meilen kommt eine große Ansiedlung, wo wir uns eine Unterkunft aussuchen können. Es ist ein gemütliches Baymont Motel, relativ preiswert.
Wir besorgen uns noch ein Fläschchen Bier und kommen zum Kriegsrat zusammen. Wie geht es weiter? Wie wird das Wetter? Was bedeutet die Warnlampe an der Roadking? Werden wir in eine Werkstatt müssen? Es bleibt spannend...
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Vernunft ist durch nichts zu ersetzen, außer durch Hubraum.
Member of Bavaria Stammtisch Munich
Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Badwater am 02.04.2013 14:09.