Also, viczena, so dankenswert Deine Initiative auf Deiner Homepage auch hier, hier muß ich leider ein "Guru-verrennt-sich"-Syndrom diagnostizieren.
Aus den von mir wiederholt zitierten - und auch den von Adi66 zitierten - Quellen ergibt sich eben ganz eindeutig und ausdrücklich, daß bei ansonsten gleichen Siuationsparametern beim Drücken die Schräglage des Moppeds am größten und beim hanging-off am geringsten ist.
Hierbei geht es nicht darum, wie man am schnellsten durch die Kurve kommt, worauf Du ständig abstellst, sondern welche Schräglage des Moppeds selbst (und des Fahrers selbst) sich in Abhängigkeit vom Fahrstil bei im übrigen identischen Situationsparametern ergibt.
Ich habe dies am WE in Ermangelung eines Testparcours in Ruhe bei einigen mir gut bekannten längeren Kurven ausprobiert und das Ergebnis bestätigt diese theoretische Aussagen: Wenn ich eine gleichförmige Kurve gedrückt beginne und die Geschwindigkeit so wähle, daß ich gerade am Mittelstreifen mit gleichem Kurvenradius entlangfahre und dann bei gleichbleibender Schräglage des Moppeds in die hineinlegende und danach hangig-off-position wechsele, verringert sich der Kurvenradius bzw. ich muß zur Beibehaltung des ursprünglichen Kurvenradius´ die Geschwindigkeit erhöhen.
Dieses Ergebnis muß so sein, denn durch diese Veränderungen meiner Sitzposition verändere ich die Gesamtschräglage in Richtung mehr, mit der eben bei gleichbleibender Geschwindigkeit ein geringerer Kurvenradius oder bei gleichbleibendem Kurvenradius (zur Vermeidung des Umfallens) eine größere Geschwindigkeit korrespondiert.
Einfach mal selbst ausprobieren.
Natürlich habe ich dies bei vergleichsweise geringer Schräglage ausprobiert und natürlich kann ich zu den Unterschieden keine quantitativen Angaben machen. Es ging mir nur ums Prinzip und man wird davon ausgehen können, daß die rechnerisch ermittelten Werte in etwa zutreffen.
Aber entgegen Adi´s Meinung ist dies alles nicht irrelevant, insbesondere nicht für die, die noch nicht über zig Jahre ihre eigenen Fahrstil entwickelt haben (und selbst wenn ist es nie zu spät, dies zu überdenken). Die Konsequenzen aus diese physikalischen Gegebenheiten sind nämlich:
Wer wie ich Angst vor (subjektiv als zu groß empfundener) Schräglage hat, etwa weil er die psychisch bedingte 20°-Sperre (noch) nicht überwunden hat, wird im drückenden Fahrstil weniger Probs mit Kurven haben, d.h. schneller durch Kurven kommen bzw. weniger in die Gefahr geraten, durch zu hohe Geschwindigkeit im Verhältnis zum aktuellen Kurvenradius in Gefahr zu geraten, als wenn er sich in die Kurve legt, weil zwar die Schräglage des Moppeds selbst drückend größer ist, seine persönliche Schräglage aber geringer. Und da maßgeblich für diese subjektive Empfinden der Schräglage eben die persönliche Schräglage ist, wird er bis zum bzw. bei Erreichen seiner persönlichen Grenze der subjektiv erfahrenen (seiner persönlichen) Schräglage eine größere Gesamtschräglage erreichen als hineinlegend oder gar hangig-off. Sofern er aufgrund der damit verbundenen größeren Schräglage des Moppes nicht aufsetzt (oder sonstwie die Haftung verliert) ist dies o.k.
Wer dagegen keine Angst vor (subjektiv wahrgenommener) Schräglage hat und/oder diese wegen der dadurch erreichbaren höheren Geschwindigkeit sucht, ist natürlich mit hineinlegen oder gar hangig-off besser bedient, da er so aufgrund der konstruktionsbedingten relativ frühen Grenze der Schräglage unserer Harley eine größere Gesamtschräglage als im Drücken erreichen kann.
Warum das ganze Gerede? Aus meiner persönlichen Sicht gibt es zwei problematische Situationen:
Ich stelle fest, daß die Kurve enger ist als angenommen bzw. meine aktuelle Geschwindigkeit höher als meiner Schräglage und dem aktuellen Kurvenradius entsprechend. Sei es, weil ich die Kurve falsch eingeschätzt habe, sei es, weil sich deren Radius verengt. In dieser Situation muß man unstreitig die Gesamtschräglage vergrößern (oder vom Gas oder gar leicht hinten bremsend, was aber bekanntlich nicht ganz unproblematisch ist). Liege ich bereits in der Kurve, werde ich persönlich mich kaum dazu zwingen können, mich noch mehr hineinzulegen - meine persönliche Schräglage würde über das Maß, das ich subjektiv als "sicher" ansehe, hinausgehen. Befahre ich die Kurve dagegen drückend, so habe ich subjektiv noch Reserven (jedenfalls typischerweise, da ich wie gesagt Angst vor zu großen Schräglagen habe und daher im Normalfall an die 20° subjektive empfundene/persönliche Schräglage nicht herankommen werde). Ich kann daher meine Sitzposition von drückend zu hineinlegend oder gar hangig-off verändern und erreiche damit ohne Veränderung der Schräglage des Mopped selbst eine größere Gesamtschräglage, die mit einer höheren Geschwindigkeit bzw. einem engeren Kurvenradius korrespondiert bzw. diese ermöglicht. Da sich die Schräglage des Moppeds selbst nicht verändert, besteht dabei nicht die Gefahr, aufzusetzen, wie es jedenfalls grundsätzlich der Fall wäre, wenn ich stattdessen weiter/stärker drücken würde.
Das alles ist natürlich für diejenigen, die sich problemlos bis zum Schleifen von Raste, Auspuff und Unterzug in die Kurven legen, ohne Bedeutung.
Bei dieser Fahrweise besteht zwar das Problem, daß bei der drückenden Kurvenfahrt die Schräglage des Moppeds selbst größer ist als hineinlegend, also grundsätzlich eher die Gefahr des Aufsetzens besteht. Ich schätze aber, daß bei meiner persönlichen Schräglage von 20° die Schräglage des Moppeds 30° nicht übersteigen wird - aber vielleicht kann das jemand, der mit der Rechnerei vertrauter ist als ich es noch bin, durchrechnen - wobei das natürlich auch sehr davon abhängt, wie weit man die "Arschnieten" lösen kann. Möglicherweise - und dies können diejenigen, die sich gerne in diese Grenzregionen begeben, besser beurteilen - kann man aber drückend den Grenzbereich des Schleifens von Moppedteilen besser kontrollieren als hineinlegend.
Das zweite Problem, bei dem ich aber noch "schwimme", ist die Frage der Bodenhaftung, des "Grip".
Ich gehöre ebenfalls zu der gar nicht mal so kleinen Gruppe der Verkehrshindernisse, die bei Nässe ihre Mopped am liebsten durch die Kurve schieben. Und zwar wegen der Angst, in der Kurve wegzurutschen.
Die Frage ist nun: Bei welchem Fahrstil - identische Situationsparameter, also Gewicht, Geschwindigkeit, Kurvenradius, unterstellt - ist die Bodenhaftung am größten und die Gefahr des Wegrutschens am geringsten: Drückend, hineinlegend oder hanging-off? Die Schräglage des Moppeds ist bei diesen drei Fahrpositionen unterschiedlich, drückend schräger und hangig-off am wenigsten schräg. Aus dem Bauch, also ohne jede physikalische Überlegung, erscheint mit die größere Schräglage beim Drücken bei Nässe am "gefährlichsten" (aso je weniger schräg das Mopped ist destso "sicherer") - aber tatsächlich/physikalisch mag das Unsinn sein. Ich weiß es nicht, daher frage ich.
Der Aspekt der "Reserve" wegen zu enger Kurve ist hier für mich ohne jede Bedeutung. Mein Ziel ist, nur etwas schneller und weniger "behindernd" durch die Kurven bei Nässe zu kommen, das Erreichen der subjektiven 20°-Grenze oder der 30°-Grenze des Moppeds ist dabei für mich definitiv nicht das Ziel. Wenn der Fahrstil und damit die Schräglage des Moppeds selbst hierauf Einfluß hat, werde ich meinen Fahrstil bei Nässe entsprechend anpassen, ist er ohne Bedeutung, hilft wohl nur ein spezielles "Keine-Angst-bei-Nässe-in-den-Kurven"-Training ....