Hier die Kopie eines Spiegel - Artikels, die zeigt, welche Folgen die religiöse Inbrunst gegen Verbrennungsmotoren hat. Aber das scheint es ja zu sein, was auch hier einige wollen, die anscheinend über hellseherische Fähigkeiten verfügen „Die Zukunft ist …“ . So weit geht nicht mal der Papst, obwohl der bekanntlich unfehlbar ist. Die Realität wird sein. Genau wie heute schon Kohlekraftwerke bezieht die Welt in 10 Jahren ihre Verbrennungsmotoren aus China: Tolle politische Leistung
Der deutsche Verbrennungsmotor hat ein NachwuchsproblemDie Kehrseite des E-Booms: Immer weniger Schulabgänger wollen Autos mit herkömmlichem Antrieb bauen. Müssen wir bald Motoren aus China importieren?
Von
Guido Kleinhubbert
11.06.2021, 13.00 Uhr • aus
DER SPIEGEL 24/2021
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11 Min.
Bild vergrößernMotor »Pamela«: »Solange es die Maschinen gibt, müssen sie verbessert werden« Foto: Anne-Sophie Stolz / DER SPIEGELWenn er Hoffnung schöpfen will, verlässt Michael Bargende das Seminargebäude am Stadtrand Stuttgarts und geht drei Minuten lang zu einem unscheinbaren Metallcontainer hinüber. Drinnen riecht es nach Öl, surren die Pressluftschrauber, stapeln sich Reifen.Meist stehen junge Kerle in dunkelblauen Arbeitshosen an der langen Werkbank und beugen sich mit schmutzigen Händen über Motorblöcke und andere Autoteile. »Alles ganz tolle Leute, die brauchen wir noch«, sagt Bargende, Inhaber des Lehrstuhls Fahrzeugantriebe am Institut für Fahrzeugtechnik der Universität
Stuttgart, an dem neben allen anderen Antriebstechnologien auch die Entwicklung von Verbrennungsmotoren gelehrt wird.Aus: DER SPIEGEL 24/2021
Illustration: Maren Amini für DER SPIEGEL
Weltrettung späterViele Deutsche sagen, sie wollten das Klima retten – doch wehe, sie sollen auf Konsum verzichten oder mehr Geld für Benzin zahlen. Die Grünen verlieren in den Umfragen, die Konservativen legen zu. Scheitert die Öko-Wende? Warum fallen Anspruch und Wirklichkeit beim Klimaschutz so weit auseinander?
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Zur AusgabeDie Tüftler, die den Professor so schwärmen lassen, sind Mitglieder des hochschuleigenen Rennteams. Sei 15 Jahren dominiert die Gruppe die »Formula Student«, an der Unis aus vielen Staaten der
Erde teilnehmen. Kein Team stand in dieser Zeit länger an der Spitze der Weltrangliste, keines baute robustere und auch sparsamere Verbrennungsmotoren, heißt es.Beim ersten Wettbewerb der neuen Saison Anfang Juli wird das Team ein komplett neues Auto an den Start schicken, mit einer verbesserten Aerodynamik und einem Benzinmotor namens »Pamela«, benannt nach der Freundin eines Teammitglieds. In der 32-köpfigen Gruppierung sind nur drei Frauen aktiv, zwei davon kümmern sich vor allem um die PR-Arbeit.Bargende und andere Institutsverantwortliche machen sich derzeit aber eher weniger Gedanken um Diversität und Geschlechtergerechtigkeit. Die Professoren sorgen sich viel mehr, ob sie der deutschen Automobilindustrie und anderen Branchen zukünftig überhaupt noch genügend qualifizierten Nachwuchs zur Verfügung stellen können. »Wenn das so weitergeht«, prophezeit Bargende beim Besuch der Rennteam-Werkstatt, »dann müssen wir Verbrennungsmotoren bald aus China importieren.«Das mag übertrieben klingen, aber die Studenten, die im Container über Nockenwellen und Restriktoren brüten, gehören tatsächlich einer aussterbenden Art an. Nicht nur in Stuttgart, sondern überall in der Republik sinkt die Zahl der jungen Menschen, die sich der Entwicklung und dem Bau von Verbrennungsmotoren widmen wollen.
Bild vergrößernIngenieur Bargende Foto: Anne-Sophie Stolz / DER SPIEGELDabei waren es nicht zuletzt die Triebwerke, die lange Zeit den Nimbus deutscher Automarken in aller Welt festigten: die heiser röchelnden Boxermotoren von
Porsche, die seidig hochdrehenden Sechszylinder von
BMW, manche langlebigen Aggregate von Mercedes, bei denen es hieß, sie seien bei einer Laufleistung von 200.000 Kilometern gerade mal eingefahren. An diesen Kunstwerken mitzuarbeiten galt lange als Traumberuf in Deutschland. Mindestens aber als krisenfester Broterwerb.Doch vor allem seit dem Dieselskandal 2015 ist der Rückgang in den entsprechenden Studiengängen drastisch, auch in Stuttgart, das als Hauptstadt des Autolandes
Baden-Württemberg eine besondere Symbolkraft hat. Während im Wintersemester 2015 noch 194 Männer und Frauen ein Studium der »Fahrzeug- und Motorentechnik« an Bargendes Institut aufnahmen, waren es 2020 nur noch 113. Die Situation an anderen Universitäten ist ähnlich, und sie wäre bundesweit noch dramatischer, wenn nicht gleichzeitig der Anteil der jungen Leute steigen würde, die aus China und anderen Ländern kommen, um im Land von Gottlieb Daimler und Ferdinand Porsche Maschinenbau zu studieren. Das erworbene Know-how können sie dann in der Heimat nutzen, um den deutschen Traditionsunternehmen Konkurrenz auf dem Weltmarkt zu machen.Bargende führt das nachlassende Interesse der jungen Deutschen vor allem auf das »Trommelfeuer von Politik, Lobbyisten und Medien« zurück. Ständig werde hierzulande im Gegensatz zu anderen Ländern auf der Welt der »vollkommen falsche Eindruck« erweckt, dass Verbrennungsmotoren alsbald komplett verschwinden und von E-Motoren ersetzt würden. Entsprechende Experten würden nach dieser Logik bald so überflüssig wie Stellmacher, die Holzräder für Pferdekutschen und Ochsenkarren bauen.Die Botschaften vom definitiven Ende des bösen Verbrenners verfingen bei den jungen Menschen, und das sei »ein absolutes Kommunikationsdesaster«, sagt Bargende.Tatsache ist: Etliche Staaten der Welt haben bereits die Absicht erklärt, innerhalb der nächsten 10 bis 30 Jahre nur noch E-Autos zuzulassen. Auch in Deutschland wird schon lange über den Abschied der Verbrenner diskutiert; die Grünen fordern strenge Regelungen bereits ab 2030, der jüngst ergangene Beschluss des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz wird auch im Verkehrssektor gravierende Umbaumaßnahmen erfordern. So ist absehbar und unstrittig, dass nicht nur der Bedarf an Konstrukteuren, sondern auch der an Mitarbeitern in der Produktion und bei Zulieferern zurückgehen wird.
Bild vergrößernMitglieder des Rennteams Uni Stuttgart Foto: Anne-Sophie Stolz / DER SPIEGELVöllig vergessen wird allerdings oft, dass Verbrennungsmotoren nicht nur in Pkw stecken, sondern auch in Lkw, Schiffen, Traktoren, Mähdreschern und Motorsägen. Alles Maschinen, die auch hierzulande produziert werden und sich oft schwer elektrifizieren lassen. Zudem lebt Deutschland vom Export in Länder, die noch auf Jahrzehnte vor allem Fahrzeuge auf die Straße schicken werden, die mit fossilen Brennstoffen fahren.»Die Technik muss daher zwingend weiterentwickelt werden, denn nicht alle Märkte und Einsatzbereiche können kurzfristig auf E-Mobilität umgestellt werden«, teilt der Verband der Automobilindustrie mit. Der BMW-Vorstandsvorsitzende Oliver Zipse soll Grünenchefin Annalena Baerbock schon zu verstehen gegeben haben, dass er Benziner und Dieselfahrzeuge notfalls im Ausland produzieren lassen werde (SPIEGEL 21/2021).»Es wäre also besser, wenn wir hierzulande auch weiterhin genügend Experten hätten, die sich mit Verbrennungsmotoren und Hybridsystemen auskennen«, sagt Thomas Koch, Leiter des Instituts für Kolbenmaschinen in
Karlsruhe. Als der Ingenieur 2013 dort startete, konnte er nach eigener Aussage noch mehr als doppelt so viele Studentinnen und Studenten in den Vertiefungsfächern begrüßen wie 2020. Ähnlich wie Bargende führt auch Koch den Rückgang vor allem darauf zurück, dass jungen Menschen hierzulande »mit religiös anmutendem Fundamentalismus« suggeriert werde, dass Verbrennungsmotoren »total böse« und der »Klimaschädling Nummer eins« seien. Oft werde auch noch behauptet, dass es keinerlei Chance gebe, sie sauberer und besser zu machen. Das sei zwar »komplett falsch«, dennoch würden manche seiner Studenten, die sich dem Verbrenner verschrieben hätten und ihn verteidigten, auf dem Campus »schon regelrecht angefeindet«, berichtet Koch.Die Mitglieder des Rennteams Uni Stuttgart, die an einem Montagnachmittag in die Werkstatt gekommen sind, haben derlei Erfahrungen zwar noch nicht gemacht. »Rechtfertigen muss man sich aber immer mal wieder«, sagt Johannes Kling, der schon als Teenager an Mopeds herumschraubte und jetzt für den Antriebsstrang des neuen Formula-Student-Gefährts zuständig ist. Der 24-Jährige sagt, er bekomme regelmäßig zu hören, dass er doch »bald sowieso nicht mehr gebraucht« werde. Dennoch ist er »absolut überzeugt« davon, aufs richtige Pferd gesetzt zu haben.41 Prozent weniger junge Menschen als vor fünf Jahren begannen 2020 ein Studium der Fahrzeug- und Motorentechnik an der Uni Stuttgart. Quelle: Uni StuttgartTatsächlich gelten die Entwicklung und der Bau von Verbrennungsmotoren als das Komplizierteste, was der Maschinenbau zu bieten hat. »Die Leute, die das studieren, kann man überall einsetzen«, sagt Dietmar Goericke, Geschäftsführer Forschung und Entwicklung des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau. Selbst wenn zukünftig viel mehr E-Autos produziert würden, seien die Absolventen »genau die richtigen Experten«, zumal die deutschen Lehrstühle »die besten der Welt« seien.Ähnlich sieht das Christian Beidl, Leiter des Instituts für Verbrennungskraftmaschinen und Fahrzeugantriebe an der Technischen Universität Darmstadt. Es sei »vergleichsweise leicht, einen Experten für Verbrennungsmotoren zu einem Fachmann für elektrifizierte Antriebe zu machen – umgekehrt geht das aber nicht so schnell«, sagt er. Dem Ingenieur lauschten 2015 bei der Grundvorlesung »Verbrennungskraftmaschinen« etwa 180 Studierende. Jetzt seien es leider nur noch gut 50, sagt Beidl.Der Österreicher findet es »erstaunlich, wie sehr eine sehr bewährte Technik gerade in Deutschland konsequent kaputtgeredet wird«. Natürlich sei es wichtig, mit Blick auf die Umwelt und das Klima Elektromobilität zu fördern. Die Forschungen am Verbrennungsmotor dürften aber nicht gleichzeitig heruntergefahren werden. Neben der bewährten Funktionalität sei auch das ökologische Potenzial groß, gerade in Verbindung mit zukünftigen Kraftstoffen. »Wir sind da noch lange nicht am Ende«, sagt Beidl.Einer, der helfen will, Verbrennungsmotoren umweltfreundlicher zu machen, ist Sebastian Crönert. Der 28-Jährige war zwei Jahre lang Mitglied des Rennteams Uni Stuttgart, promoviert derzeit und kann »diese ewigen Polarisierungen« überhaupt nicht leiden. Er selbst ernähre sich an sechs von sieben Tagen vegan, fahre sehr viel Fahrrad und hege durchaus Sympathien für Fridays for Future. »Trotzdem oder gerade deswegen bin ich ein begeisterter Entwickler von Verbrennungsmotoren«, sagt er.Solange es die Maschinen gebe, müssten sie verbessert werden, zumal E-Autos wegen ihres Preises, der Reichweitenprobleme und der miserablen Ladeinfrastruktur wohl noch lange unter Akzeptanzproblemen leiden würden, auch in Deutschland. Derzeit lehnen laut einer aktuellen Umfrage etwa 55 Prozent aller Bürgerinnen und Bürger jedes zeitliche Limit für Verbrennungsmotoren ab.Crönert und die Mitglieder des Rennteams denken ähnlich, und sie können sich vor allem nicht vorstellen, zukünftig nur noch Rennwagen mit Elektromotoren zu bauen und auf die Piste zu schicken. Man brauche den Sound und das Vibrieren, alles andere sei kein richtiger Rennsport, ist man sich einig. Eine Einschätzung, die einige Fans teilen dürften, allerdings wird das an anderen Unis nicht ganz so gesehen.Nur 50 Kilometer westlich von Stuttgart ist die »Rennschmiede« der Hochschule Pforzheim beheimatet. Zehn Jahre lang wurde jedes Jahr ein neues Auto mit Verbrennungsmotor gebaut, jetzt ist erst mal Schluss damit. »Der Trend innerhalb der Automobilbranche entwickelt sich hin zu einem ausgeprägteren Bewusstsein für Ökologie und Nachhaltigkeit. Die Rennschmiede will ein Teil hiervon sein«, teilten die Verantwortlichen vor einigen Monaten mit. In dieser Saison geht ein Auto mit Elektromotor an den Start.