Der Schuhverkäufer will aber doch gerade in die abgehobene Luxusecke, da wo Rolex, Ferrari & Co schon sind.
Deswegen interessiert ihn aussagegemäss auch nicht, dass er immer weniger Bikes verkauft, sondern nur, dass er die durchschnittliche Marge von 1800$ auf 3700$ / Bike (siehe letzter Link weiter oben) hochgetrieben hat. Weniger verkaufte Bikes bedeutet in dieser Logik mehr elitärer Luxus. Bei Rolex muss man sich auf eine Warteliste eintragen lassen. Deswegen sind Schmiergeldzahlungen an Rolex-Vertragshändler gang und gäbe und es gibt einen riesigen Gebrauchtmarkt mit überhöhten Preisen.
Nur damit Ihr mal so eine Vorstellung habt, wo der Schuhverkäufer hinwill.
Das mit dem Gebrauchtmarkt wird er bei dem riesigen Bestand an TC‘s als letzter Abglanz der Nachkriegszeit, durch die Abendsonne der Boomer vergoldet, mit erschwinglichen Preisen erstmal so krass nicht erzielen, aber aussagegemäss sollen in den USA wegen den abgehobenen Neupreisen die Gebrauchtpreise spürbar angezogen haben.
Die Boomer- und damit die Käufer aus dem Mittelstand - hat der schon längst abgeschrieben, da der nachfolgende Mittelstand allmählich verschwindet. Den wenigen Aufsteigern will er eine Luxusprestigemarke verkaufen, die Mehrheit der zum Abstieg verurteilten heutigen Mittelständler können sich in naher Zukunft eh nur die chinesische Kopie kaufen, bestenfalls eine für chinesische Verhältnisse bereits teure Shineray Stormbreaker.
Die Nachkriegszeit, in der Arbeiter und andere Mittelständler sich HD‘s kaufen konnten und MCs gründeten erscheint im Rückblick von Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlern als eine einmalige Sonderkonjunktur nach zwei Weltkriegen, als große Teile des Mittelstands tot auf dem Schlachtfeld lagen oder schwerversehrt waren und die Übrigbleibenden über sich große Lücken vorfanden, in die sie mit machbarer Anstrengung aufsteigen konnten. Die normale Konkurrenz war im Krieg ausgelöscht worden. Böse Zungen sagen, dass die Weicheier, Minderleister und Jugendlichen so eine einmalige Jahrhundertchance bekamen. In D nannte man das „Wirtschaftswunder“ , in F „trente glorieuse“, „die glorreichen dreißig“ Jahre.
Jetzt kehren wir wieder in die „normale“ Vorkriegswelt mit Dauerstellvertreterkriegen und Protektionismus zurück. Die Lohnspreizung ist von 12:1 der Nachkriegszeit ja schon wieder bei 70:1 der Vorkriegszeit. Und Kunden für Harley sollen die mit der „70“ sein, für die mit „1“ soll garnix mehr angeboten werden. Die Welt der Bikeriders und Easy Rider, wo sich normale Leute in den USA Achtzylinder und Harleys leisten konnten, ist soziologisch endgültig vorbei und wir Boomer sind die „Nachhut“. Anbieter müssen sich auf die Möglichkeiten der in 10 Jahren real existierenden Zielgruppen strategisch vorbereiten. In der Vorkriegszeit war in Europa ein V2 ein absolutes Luxusprodukt und rangierte da, wo der Schuhverkäufer wieder hinwill. Deswegen hat die zwischenzeitliche Entwicklung der US-MC‘s zwangsläufig so sein müssen, wie in „Sons of Anarchy“ trefflich dargestellt, für mich hintergründig eine große Sozialstudie über den Abstieg des Mittelstands, als Dokufiktion verpackt. Mit ehrlicher Arbeit ist eine Harley für die allermeisten Nachkommen der Boomer zumindest in USA längst nicht mehr erreichbar.
Die aktuelle Modellpalette ist das Zeichen an der Wand.
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„I don‘t like valves that look like golf tees. Intake valves should be the size of trash can lids, and pistons should be the size of manhole covers“ (Jay Leno)
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