Tag 4
Calvi - Belgodère - Col de San Colombano - Ponte-Leccia - San Lorenzo - Col dee Saint-Antoine - Bustanico - Corte - Pont de Castirla - Col de Vergio - Evisa - Porto - Col de la Croix - Col de Palmarella - Olmo - Bocca Bassa - Calvi: 315km
Der erste reguläre Fahrtag auf der Insel. Die Sonnenaufgangsexkursion haben wir weggelassen. Nach dem Frühstück dauerte es eine ganze Weile, bis die Riesentruppe - 12 Motorräder, außer uns niemand mit Sozia - aus der engen Hotelgarage manövriert war, aber irgendwann ging es tatsächlich los. Nach einem kurzen Stück ostwärts auf der Küstenstraße bogen wir auf die D71 in die Berge ab, eine herrliche Kurvenstrecke mit Meerblick in der Morgenkühle. In Belgodère hatten wir den ersten Stop, die Gruppe nach dem freien Fahren wieder zusammenzubringe, was natürlich in einer einstündigen Kaffeepause endete. Hernach führte uns die Route über den Berg in dasvom Vortag bekannte Navaccia-Tal mit seinem unbeaufsichtigten Weidevieh. Der nächste Stop ergab sich bei der Biscuiterie von Anne Marchetti, eine weithin bekannte Anlaufstelle für Liebhaber von Makronen.
Nach dem Einkauf verabschiedeten wir uns bis zum Mittagessen wieder von den anderen für eine Extra-Exkursion ins Inselinnere. Dort bekamen wir einen ersten Eindruck von den Verhältnissen im Landes. Enge, kurvige, kleine Straße durch Wälder mit dichtem Unterholz, dabei immer wieder viel halbwildes Viechzeug,zum Teil erschreckend gut getarnt. Die Hälfte der Schweine sieht man erst in dem Moment, in dem man an ihnen vorbeifährt. Glücklicherweise sind die meisten der Tiere halbwegs adaptiert und halten ihre Siesta am Straßenrand und nicht mittendrin. Am Ende dieser Zusatzschleife landeten wir in Corte, Zentralstadt und Knotenpunkt der Inselmitte.
Wir nahmen von dort aus Kurs auf den Col de Vergio, um bei Sidossi zum Mittagessen wieder bei der restlichen Truppe zu sein. Der Col de Vergio ist die Verbindung von Corte zu Porto an der Westküste, der Paß als solcher ist eher wenig aufregend, allerdings wird er rechts und links von zwei unglaublichen Schluchten flankiert. Gleich nach Corte fährt man durch die Scala de Santa Regina bergwärts, ein phänomenales Felsen- und Kurvenlabyrinth. Bei Calacuccia macht das Tal wieder auf und geht in eine Hochebene mit Nadelwäldern über. In Calacuccia trafen wir auch unvermittelt auf unsere Begleiter, das geplante Restaurant war geschlossen gewesen und auch ansonsten war um diese Uhrzeit alles zu. Also kein Mittagessen für uns, aber auch egal, wir sind zum Fahren da. Nach der Überquerung der eher generischen Paßhöhe fährt man durch weitgehend gleichartige Wälder wieder talwärts bis Eivisa. Unterhalb dieses Dorfes beginnen die Gorges de Spelunca, eine Schluchtenlandschaft, die die Verdonschluchten einfach nur blaß aussehen läßt. Unfassbar, diese Ausblicke über die Abgründe zum Meer hin, dazu eine traumhafte Straße mit relativ wenig Verkehr. In Porto stellten wir uns an der Einmündung auf ein schattiges Plätzchen und warteten auf die Kollegen.
Wieder vereint, fuhren wir im Konvoi im herrlichen Abendlicht die D81 an der Küste entlang nordwärts. Jedenfalls ein Stück weit, bis kurz vor Olmo das Tankchaos ausbrach. Und da wir schon grad alle am Rumstehen waren, wurde kurzfristig beschlossen, das Abendessen hier in der Pampa einzunehmen und anschließend über die vollkommen ungeeignete D81B im Dunkeln nach Calvi zurückzufahren. Die D81B mag am Tag tolle Ausblicke auf das Meer gönnen, nachts ist es einfach nur eine enge, unübersichtliche Holperstrecke mit ätzend viel Verkehr. In Calvi angekommen, spülten wir unseren Frust noch mit paar Eau de Vie in der lokalen Gastronomie herunter.
Alles in allem war das aber ein atemberaubender Tag. Auf Korsika gehen einem schnell die Superlative aus, "spektakulär" wird sehr schnell zu einer Überstrapazierten Vokabel. Wir waren gespannt, was der Rest der Reise so bringen würde.
Es gab diesmal ein paar Fotos mehr...