Ne schlimmer... ich glaub, ich bin jetzt Livetimemember auf der Schwarzen HOGie-Liste.
Fang ich doch mal an... Mit tausend Eindrücken im Gepäck bin ich dann wieder zu Hause angekommen. Endlich...
Das ist der letzte Eindruck meiner Reise. Erinnerung malt Golden, oder so ähnlich – deshalb tippe ich mal kurz nach meiner Rundreise durch Marokko – oder Al-Maghrib, wie die Einheimischen zu sagen pflegen, hier meinen Reisebericht.
Tja... wie fange ich an?
Vielleicht ein paar grundlegende Tips am Anfang, bevor Bilder die Sinne vernebeln und man loslegt, wie ich, einfach nen Trip nach Marokko zu planen.
1. Eine Harley ist kein Moto-Cross-Motorrad !!!
2. Fahrt niemals mit der Comanav Ferry. Ich warne ausdrücklich vor der Marrakech Express
3. In der Wüste gibt’s keine Harley Werkstatt
4. Fahr niemals ohne Vollprotektorkombi
5. Die HOG Insurance gilt nicht in der Wüste
Eigentlich muss ich noch Punkt 6. Hinzufügen: Mach keine Touren mit den HOGs.
Es sei denn, du hast ne E-Glide mit ner Masseuerin und Stewardess in einer Person als Sozius.
Fang ich mal an...
Also gestartet bin ich am Samstag, den 17.04.2010 so gegen Mittag, weil ja noch die Klamotten in ne 75L Gepäckrolle verstaut und noch das notwendige Tourenmaterial, wie Pannenspray und Bandana gekauft werden musste. Ich füge da noch Punkt 7. Hinzu: Wenn Veranstalter meint: Bandana für die Wüstendurchfahrten empfehlenswert, dann sollte eigentlich ne Taucherbrille incl. Sauerstoffflaschen mitgeführt werden. Ne Gasmaske würde evtl. auch genügen.
Ach ja... Punkt 8.: Buche niemals bei einem Veranstalter, der so was noch nie durchgeführt hat und der illegaler Weise mit dem Namen Harley wirbt.
Mir klingen jetzt noch die Worte im Ohr... Ralley Paris Dakar bin ich schon 3x mitgefahren. Ich weiß nicht was du hast? Mit meinem Mitsubishi Werkswagen bin ich die Piste mit über 200km/h gefahren. Dass sich die Harley nach 20km Wellblechpiste so langsam in ihre Bestandteile zerlegt, war ihm völlig schleierhaft.
Naja, dazu später mehr – wenn ich zum Thema komme, ohne Sprit und völlig zerstörter Gabel inmitten der Wüste.
Fabg ich doch erstmal mit den erfreulichen Dingen an...
Ich musste also nach Sète, von wo aus die Fähre Marrakech Express am 20.04.2010 um 15:30 Uhr starten sollte. Mit einem kurzen Zwischenstop in Dijon bin ich dann am Montag zuvor auch ohne Zwischenfälle in Sète angekommen. Wie hat der Bruchi, das denn ohne sich zu verfahren geschafft, werden sich einige fragen – tja Jungs, ich hab mir das neuste TomTom zugelegt und bin dann losgekachelt. Hab dann noch ne Tour „Rund um Trier“ hingelegt, weil auf einmal TomTom meinte, wir fahren jetzt mal Bundesstrasse, wo keine Bundesstrasse mehr war... einfach weggebaggert. Nachdem ich dann zum 3. Mal an einem markanten Wegpunkt vorbeigefahren bin, hab ich dann mal die Karte genommen und das TomTom ins Handschuhfach gelegt. Von da an gings dann wieder nach Plan. Ich hab nur einmal gestutzt, als ich dachte, hey, voraus sieht aus wie die Alpen. Naja, stellte sich dann kurz vorm Zurückfahren als Mont Irgendwas heraus.
Muss also sagen, bis nach Sète gings ganz gut. In Frankreich durfte ich ja dann auch 130 mit dem Bauanhänger vom Hecky fahren. Wenn jetzt keine Bodenwellen gewesen wären, könnt ich das Ding echt für den Mopedtransport empfehlen. Bis auf 2 Ausnahmen: 1. Das Ding hüpft wie Teufel – dann hüpft auch die Harley... bis beide im Gleichklang hüpfen – dann hüpft auch das Zugfahrzeug. Ich hab nicht ausprobiert, was passiert, wenn auch noch die Zugmaschine und dann der Bruchi mit im Gleichklang hüpfen. Ich werde nämlich seekrank, wie ich später auf der Fähre feststellen musste.
Kommen wir zu Nachteil Nr. 2.: die hohe Ladekante – in Verbindung mit ner 10cm breiten Rampe. Die hatte ich ja noch aus unserer Tour nach England in böser Erinnerung. Beim Verladen hatte ich ja Hilfe von den Andalusienjungs. Sixpack oder so ähnlich... ich weiß zwar nicht, ob 6 Bierbäuche einen Sixpack ergeben, aber zumindest haben wir es geschafft, die Harley da irgendwie hoch zu bekommen und zu verzurren.
Ich sach euch, allein der Gedanke, das Moped wieder allein vom Anhänger runter bringen zu müssen, verdirbt einem die ganze Anreise. Das zwischendurch von den 6 Bierbäuchen SMS eintreffen, wo die Wettquoten durchgegeben werden, ob die Harley dabei von der Rampe kippt (zuletzt wollte gar keiner mehr auf mich setzen), verbessert nicht unbedingt den Glauben an einen selbst.
Also Jungs... eure Wetteinsätze könnt ihr bei mir abliefern. Das Ding ist die Rampe runter gesaust, als wär´s genau dafür gemacht. Bis dahin keine Kratzer und kein Schaden.
Und das inmitten des Verkehrschaos. Ich stand im absoluten Halteverbot, hinter mir die Polizei, die erstmal nen Knöllchen schreiben wollte. Ich hab dann dem Hotelpagen 20 EUR in die Hand gedrückt und um Hilfe gebeten. Ach ja... kommen wir zu Punkt 9.: Kläre ab, ob der auch Englisch oder gar Deutsch versteht, bevor du das Ding rückwärts die Rampe runter kacheln lässt. Ich hab nicht verstanden was der da alles in Arabisch gebrüllt hat – jedenfalls war´s keine Hilfe. Hat vielleicht den Polizisten retten wollen, den ich sonst umgenietet hätte.
Ich hab dann im Grand Hotel in Sète übernachtet. Toller Ausblick direkt über den Jacht- und Fischhafen, klasse Frühstück und tolle Zimmer.
Mein Auto nebst Hänger durfte ich dann im Weinkeller für die kommenden 2 Wochen unterstellen. Da wär ich besser auch geblieben, wie sich dann am folgenden Tag herausstellen sollte.