Heute beim Teileabholen zufällig zum ersten Mal die neue Sportster Live gesehen. Am 30.4. beim Open House in Frankfurt war sie noch nicht da.
Fotos 1 und 2: Die Kühlerpartie mit ihren großen Plastikverkleidungen schaut gruselig billig aus: von außen klobig und innen wie in meiner Waschmaschine.
Fotos 3 und 4: wie man das eleganter und hochwertig ausschauender machen kann, zeigt die nebendran stehende PanAm. Thunderbike hat gezeigt, wie man das dezenter hätte gestalten können.
Foto 5 und 6: weiter geht es im selben Stil bei der Heckpartie: 2 einfache Fenderstrutplastikverkleidungen bei der Sportster, ein hochwertiger Gitterrohrrahmen a‘la KTM oder früher Ducati bei der PanAm.
Foto 7: Vollends gruselig wird es beim Endschalldämpfer der Sportster: frei Sichtbare Verkabelung, offen am Kabel angeschlossene frei sichtbare Lambdasonde. Ein Billigbockerstil wie bei der Street 750. So etwas haben sich zuletzt die Chinesen in den 2000er Jahren erlaubt. Seitdem haben die gelernt, dass man sich mit so einer Schrottoptik im „Westen“ nicht mal Budgetkäufern in der 7000 € - Klasse unter die Augen trauen darf
Foto 8: Wie man das Lambdagedöns elegant und hochwertig unsichtbar machen kann, zeigt natürlich wieder die PanAm
Foto 9: zu dem Billigstil der Sportster passen die unfassbar groben Gussfehler am Motorgehäuse. Die gemahnen an Pan- oder Shovel - Motorgehäuse. Während das dort aber nostalgisch wirkt, weil es zum groben unbehauenen Stil aller anderen Bauteile dieser Harley-Ära stilistisch super passt und optisch einfach so sein muss, wirkt der Unterschied zu den restlichen. exakt auf dem Stand der Druckgusstechnik des 21. Jahrhunderts gegossenen Gussteilen des Motors einfach verstörend. Man fragt sich unwillkürlich: wie kann man bei Druckguss, also Guss unter Druck in einer Kokille (=glattwandigen Metallform) nur solche Gussfehler produzieren? Der rauhe grobporige Sandguss der Harleymotoren des 20. Jahrhunderts war da wenigstens an der kompletten Motoroberfläche in einem Stil und passte optimal zu den Gussfehlern, was den Harleys früher ihren ungehobelten eigentümlichen Charme gegenüber den perfekt kokillengegossenen Japanischen und Europäischen Motorgehäusen verlieh.Deswegen haben sie in der Druckgussära des Big Twin ab TC extra diesen schwarzen Wrinkellack auf das Motorgehäuse geschmiert, um diesen urtümlichen rauhen Charme des Sandgusses zu erhaltene, also quasi „Fake-Sandguss“
. A Propos Sandguss: an einem traditionell echt sandgegossenen Motorgehäuse einer Boxer-BMW von 69 bis 96 wird man solche Gussfehler wie an diesem druckgegossenen Revolution-Motor vergeblich suchen. Wie gesagt: solche Druckgussfehler muss man erstmal hinkriegen
Foto 10: Da sie sich dieser Schmuddelecke wohl bewusst sind, haben sie bei der PanAm dick schwarze Farbe drübergeschmiert. Da beide Motorgehäuse in derselben Kokille gegossen werden, haben auch beide diesen erstaunlichen Schönheitsfehler.
Foto 11: Wir erinnern uns: Bei der luftgekühlten Sportster war der Bremsfflüssigkeitsvorratsbehälter wie bei der Klassik-Konkurrenz noch ein hochwertiges Druckgussteil. Bei der Sportster Nightster wurde das durch ein billiges, heute übliches Plastik-Urindöschen ersetzt. Und damit leiten wir fliessend über zum Fazit …
Mit der PanAm bekommt man ein passend zur Hochmodernen Technik modern gestyltes Design. Inhalt und Verpackung sind aus einem Guss. Ich behaupte mal, unter den Grossenduros ist das die optisch am besten aussehendste, weil man im Unterschied zu den V-Motoren der Konkurrenz etwas vom Motor zu sehen bekommt, weil er eben im Unterschied zur Konkurrenz optisch ansprechend gestaltet wurde: Ein moderner 60 Grad V2 sieht auch naturgemäß besser aus als ein 75 V2 (KTM) oder gar der grotesk hässlich unter Plastikschrottartigem Verpackungsmüll versteckte 90 Grad V2 der Ducatis. Das sieht aus, als hätte hier einer auf dem Recyclinghof Plastikschrott in einen leeren Motorradrahmen gestopft. Honda machen ihren hässlichen Reihenzweizylnder in der Afica Twin gleich ganz unsichtbar. Demgegenüber bekommt man bei der PanAm für eine naturgemäß hässliche Reiseenduro ein erstaunlich ansprechendes Design mit einem für moderne Motoren ungewöhnlich ansehnlichen Triebwerk.
Mit dieser Vorrede kommen wir zur grundsätzlichen Problematik des erst zweiten Motorradmodell von HD, welches von Zeitz initiiert wurde (die E-Glide Revival war das erste). Zugunsten dieser Sportster Nightster wurde die Bronx eingestampft (zurückgestellt?). Man sieht hier die seelenlose Handschrift des mechanistisch handelnden Brand-Managers. Wir haben hier eine eingeführte Submarke „Sportster“ , also müssen wir die ausbeuten. Da uns die Aktualisierung der luftgekühlten echten Sportster mit Inhalt passend zum Namen zu teuer ist, verwursten wir den Motor, der für die neue Revolution-Modellreihe mit der PanAm, der Bronx und der Flat-Track gedacht war. Während die drei aber „moderner Motor mit modern designtem Motorrad“ und somit optisch und technisch aus einem ansprechenden Guss sind, hat die verkrampft übergestülpte Oldtimeroptik der klassischen Sportster über den modernen Revolution-Motor zu einem grotesken Bastard geführt (schönes Beispiel ist das Urindöschen oder die Blechhaube als Faketank). Schon in der Budget-Preisklasse der Street war mit dieser Bastardoptik kein Blumentopf zu gewinnen, und jetzt für den gleichen Murks mit einem künstlich billiggesparten Motor (nur eine Zündkerze/Zylinder, kein DVT, billiges Heck) nur 1000€ weniger als für die technisch und optisch hochwertige PanAm
zu verlangen, ist eine kaum glaubliche Fehleinschätzung der Zielgruppen.
Es braucht keine hellseherischen Fähigkeiten, um vorauszusehen, dass dieser Bastard in absehbarer Zeit durch die „Bronx“ ersetzt werden wird, weil die technisch und optisch aus einem Guss ist und ihre junge Zielgruppe somit überzeugen kann. Zu glauben, mit der neuen Sportster könne man die klassikverliebte Zielgruppe der luftgekühlten Sporster mittels ein paar Fakebauteilen und im Vergleich zum Original geradezu lieblosen (Nicht-) Qualität abholen, dazu muss man wohl ein ehemals erfolgreicher und damit von sich selbst zu überzeugter Schuhverkäufer sein. Zur Ehrenrettung der Schuhverkäufer: in einer Folge von „Roseanne“ hat John Goodman als „Dan“ seinen klassischen Chopper aus Jugendzeiten stilsicher wieder aufgemöbelt. Man muss das Halt von Jugend an im Blut haben. Aus Statusgründen während der Karriere noch eine Harley neben den Porsche gestellt reicht für Erfolg in diesem Business nicht.
Mit MC-Kinsey-Wissen allein ist kein erfolgreiches Motorradbusiness zu machen, dazu muss man wie die Gründer auch Benzin im Blut haben …
Dieser Beitrag wurde schon 3 mal editiert, zum letzten mal von motorcycle boy am 10.05.2022 21:18.