Mit permanenten Einsparungen (nur noch 1 FOB, Schaltwippe bei Tourern weg, kein Zertifikat, keine Handbücher mehr usw.) bei gleichzeitig jährlichen Preissprüngen macht man sich im Kundenkreis keine Freunde. Der Großteil der Harley-Neukäufer ist doch noch analog oder rudimentär-digital aufgewachsen und freut sich über Dinge, die noch ohne App oder Laptop funktionieren; ich zumindest.
Für eine Motorrad-Premiummarke mit Preisen, die auch ein nettes kleines Auto erlauben würden finde ich es armselig, dass an den Druckkosten für ein Handbuch gespart werden muss. Wie war es immer schön, sich bei Sauwetter schon mal gemütlich mit dem Büchlein in der Hand mit dem neuen Spielzeug vertraut zu machen.

Und mal ehrlich: Was kostet denn ein FOB in der Herstellung? 1,-€ oder 2,-€? Nichts ist billiger als Elektronik auf diesem Niveau. Für einen Zehner bekomme ich zwei Fernbedienungen für meinen Garagentoröffner aus China zugesandt. Die vom Händler aufgerufenen 150,-€ oder mehr für einen FOB sind doch ein Phantasiepreis, der fern aller kaufmännischen Kalkulationsrealität liegt; oder auf Deutsch: reine Abzocke!
Meine Limited von 2020 war wahrscheinlich meine letzte neue Harley. Ich werde für den Rest meines Motorradlebens (werde jetzt 63) meine vorhandenen Bikes "aufbrauchen". Da kann ich mal schnell ins Handbuch schauen und mir notfalls den Zweitschlüssel bringen lassen.
Nicht verkehrt verstehen: Ich bin kein Gegner neuer Technik. Neben jeder Menge Werkzeug klassischer Art (incl. Hebebühne) habe ich mir auch OBD-Diagnosegeräte für unsere Autos und auch für meine Limited zugelegt. Ich will und kann nicht alles selbst machen, aber so muss ich mir in der Werkstatt kein X für ein U vormachen lassen. Für mich ist die Schrauberei einfach nur ein Ausgleich für den Job.
Wie habe ich zuletzt im Interview der Dream Machines mit Jochen Zeitz gelesen: "Wir wollen eine begehrte Marke werden." Ob man so Begehrlichkeiten weckt? Ich glaube es nicht!
Ein Teil der "Motorradkonsumenten", der eine Harley "begehrt" wird zukünftig feststellen, dass andere Ausgaben (beispielsweise am/im Haus) angesichts sich verändernder Vorschriften und stetig steigender Energiepreise Priorität bekommen. Dann hängt man das Hobby entweder an den Nagel oder stellt fest, dass ein Motorrad zu einem Drittel oder der Hälfte des Harleypreises auch Spaß machen kann; oder man kauft wieder gebraucht. Zumal die älteren Baujahre weniger Einschränkungen mit sich bringen.
So, das musste ich einfach mal loswerden. Wer anders denkt, darf dies natürlich gerne tun. Von der Vielfalt der Ansichten lebt eine Diskussion.
Gruß Dirk
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