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Einmal wäre ich fast schwach geworden. Ich fuhr im Taxi durchs Düsseldorf, verglich eine vor Altbauten nur so strotzende Allee mit der Kölner Nord-Süd-Fahrt und musste zu dem Ergebnis kommen: Gar nicht mal sooo übel hier. Von wegen, meinte der Taxifahrer. Er würde so ziemlich jedes Wochenende in Köln verbringen, weil in Düsseldorf buchstäblich: nichts los sei. Tiefste Provinz sei das hier, jawohl. Er guckte verbissen nach vorne.
Ah herrlich, genau das wollte ich hören. Meine Kölner Seele war gerettet. Als Kölner darf man Düsseldorf ja nicht mögen. Begründet wird diese liebenswerte Tradition gemeinhin mit der Schlacht von Worringen, was historisch betrachtet kompletter Unsinn ist, wie mir ein Historiker versicherte. Dafür gibt es aber ganz viele andere tolle Gründe, sich über Düsseldorf schlapp zu lachen.
Fangen wir mal mit dem sogenannten Fußballbundesliga-Stadion an. Sieht echt total super aus, alle Achtung. Dumm ist nur, dass sich Düsseldorf eine Fußballmannschaft leistet, die sogar Kölnern gestattet, sich als die Elite der Champions League zu fühlen. "Und Madonna? Wo tritt die auf? Im Düsseldorfer, nicht im Kölner Stadion", höre ich die verzweifelten Lokalpatrioten der tüchtigen rheinischen Kleinstadt protestieren. Na und? Sollen von mir aus sämtliche zu lange im heißen Wasser gekochten Skandalnudeln dieser Welt in Düsseldorf gastieren. Die wirklich interessanten Popkultur-Ereignisse finden in den Kölner Clubs statt. Und ja, wir haben auch die Kölnarena.
Und die Philharmonie.Düsseldorfer sollen, so hört man, ohne Grund snobistisch und eingebildet sein. Dazu kann ich nichts sagen. Ich kenne keine Düsseldorfer, zumindest nicht wirklich gut. Ich kenne auch keine Menschen, die Düsseldorfer kennen.
Als ich letztens aus beruflichen Gründen vor einem Düsseldorfer Café saß, beobachtete ich, wie ein Freund von mir mit stierem Blick und strammen Schrittes über die Straße eilte. Mir gelang es, ihn aufzuhalten. Er arbeite jetzt schon seit Jahren in Düsseldorf, berichtete er gehetzt, könne aber über die Bevölkerung kaum etwas sagen. Er sehe keinen Grund, länger als nötig in dieser Stadt zu bleiben. Nach Feierabend gehe er sofort zu seinem Auto und fahre ohne Umwege zurück nach Köln.Muss es Kölnern peinlich sein, in Düsseldorf zu arbeiten? Meine Güte, nein. Man muss auch gönnen können, wie man in der Rheinmetropole sagt.
Wobei ein Rätsel bleibt, was eigentlich genau den angeblichen Medienhafen zum Medienhafen macht. Rekapitulieren wir: Die Zentrale des WDR befindet sich in Köln. RTL ebenso, dann noch Vox, Super RTL, n-tv, Terra Nova, Giga Digital - ach, es ist einfach nicht genug Platz, um alle Sender zu nennen. Einfacher macht es einem da schon Düsseldorf: QVC. Herzlichen Glückwunsch!
Natürlich gibt es auch in Köln Schattenseiten. Mundart-Rock zum Beispiel. Aber sogar "BAP"-Sänger Wolfgang Niedecken hat seine Vorzüge: Er ist nicht Campino. Richtig schlimm wird es musikalisch und auch sonst in Köln, wenn sich Menschen wie du und ich schlagartig in Lappenclowns verwandeln und unmotiviert verkünden, dass ein gewisser Sultan Durst verspüre. Aber noch nicht einmal als Exil für Karnevalshasser taugt Düsseldorf. Aus vertrauenswürdigen Quellen weiß ich, dass das sogenannte närrische Geschehen in Düsseldorf noch weitaus dumpfer, stumpfer und tumber ist als in Köln.
Abschließend die Frage: Kölsch oder Alt? Mir doch egal. Ich trinke lieber Wein, und von Köln aus ist es zur Ahr, an die Mosel und in den Rheingau nur ein Katzensprung. Na dann Prost, Düsseldorf.
Marcus Bäcker ist gebürtiger Krefelder, lebt aber schon lange in Köln
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