Dienstag 23.8.16
Zunächst mal muss ich damit beginnen wie beschissen die Nacht doch war!
Mal abgesehen davon das es immer wieder geregnet hat, hat mich der Schnupfen den ich mir ja eingefangen habe fast die ganze Nacht wach gehalten. Blöd wenn man durch die Nase keine Luft bekommt und einem aus selbiger quasi die Rotze läuft.
Zum Glück habe ich genug Tempotaschentücher mit eingepackt!
Das Schlafen auf der 1cm dünnen Isomatte wurde auch unerträglich da mir mittlerweile sämtliche Knochen schmerzen. Dann kam noch hinzu das ich mitten in der Nacht zwei mal zur Toilette musste und wer schon mal in einem Zelt genächtigt hat, der weiß was es für eine Tortur ist, sich aus dem Schlafsack zu quälen und sich die Schuhe anzuziehen. Und dann erst wieder zurück! Ganz schön Zeit raubend.
Jedenfalls war die Nacht null erholsam. Ich war regelrecht gerädert!
Am Morgen nieselte es immer noch und ich beschloss mir Zeit zu lassen, in der Hoffnung das Wetter würde sich bessern. Und das Wetter wurde zum Glück auch teilweise besser. Zumindest regnete es nicht mehr aber die dichte Wolkendecke blieb.
Als ich dann kurz vor 11 Uhr startete wusste ich noch nicht mit welchem Desaster der Tag beginnen würde.
Als nächstes Ziel hatte ich am Vorabend ganz spontan Magdeburg auserkoren. Über Kyritz wollte ich den kleinen Landstraße bis zum meinem Ziel folgen. Teilweise waren aber so schlechte Straßen dabei, auf denen es keinen Spaß machte zu fahren. Ich kann mich an eine kleine Straße zwischen zwei Dörfern erinnern, die einer Buckelpiste glich. Da hätte ich mir am liebsten meine Enduro herbei gewünscht. Ich bin mir vorgekommen als würde ich über ein sogenanntes "Waschbrett" beim Motocross fahren. Die maximale Geschwindigkeit lag auf dieser Straße bei ca. 55 Km/h!
Es ist zwar immer schön über so kleine Straßen und durch Dörfer zu fahren, weil man dann mehr von der Landschaft sieht, aber so nicht!
Gut es waren auch ein paar schöne Straßenabschnitte dabei, allerdings vermieste mir das triste Wetter auch diese. Und als wäre meine Stimmung nicht eh schon schlecht gewesen kam eine Umleitung weil mal wieder eine Ortsdurchfahrt wegen einer Baustelle gesperrt war.
Also Umleitung gefahren und ein Stück weiter die nächste Umleitung. Na toll! Danach wieder eine Umleitung! "Wollt ihr mich verarschen?"
Und so ging es weiter. Kaum dachte man, man kommt seinem Ziel jetzt näher, schon die Nächste.
5te, 6te, 7te Umleitung!
Irgendwann habe ich aufgehört mit zu zählen. So etwas habe ich noch nie erlebt!!! Ich war schon drauf und dran Magdeburg einfach sein zu lassen, weil ich nicht mehr dran glaubte dort jemals anzukommen. Ich wäre am liebsten durch gedreht. Zum Glück hat keiner die Schimpfwörter die ich unterm Helm gebrüllt habe, mitbekommen! Wenn ich dafür mal nicht in die Hölle komme?
Egal so lange die Idioten die, die Umleitungen so beschissen beschildert haben, gleich mit kommen!
Für den Weg nach Magdeburg hatte ich mit 1 1/2 bis 2 Stunden gerechnet. Am Ende waren es 3 3/4 Stunden!!! Ich war heil froh es endlich geschafft zu haben, aber ich hatte die Schnauze gestrichen voll!!!
In Magdeburg bin ich dann zum hiesigen Harley Händler gefahren um mir das wohl verdiente T-Shirt zu kaufen. Natürlich ging es dort hin auch wieder wegen einer Baustelle nur über Umwege.
Der Laden in Magdeburg ist wirklich sehr schön, allerdings war ich von der fehlenden Beratung echt enttäuscht. Ich bin bestimmt zwanzig Minuten durch den Laden spaziert, hab mir selber ein paar T-Shirts in meiner Größe zur Anprobe raus gesucht. Das hat niemanden interessiert. Die Mitarbeiter waren vorne an der Theke zum Kaffekränzchen versammelt.
Vielleicht bin ich ja selber schuld? Denn als ich in den Laden bekommen bin, habe ich freundlich mit "Servus" gegrüßt. Es wurde zwar zurück gegrüßt, aber die werden sich gedacht haben:
"Oh, ein Ausländer. Dessen Sprache verstehen wir nicht, da gehen wir mal lieber nicht hin!"
Erst als ich mit dem T-Shirt meiner Wahl zur Kasse ging, wurde ich endlich gefragt ob sie mir helfen könnten?! Etwas spät!
Im Anschluss gab es wenigstens einen kostenlosen Kaffee und eine kleine Unterhaltung. Die waren schon erstaunt als ich erzählte das ich bis dato über 1700 km abgespult hatte. Sie schauten ungläubig durchs Fenster auf meine Sporty. Und wunderten sich wie man so was bescheuertes mit dem Lenker und dem Sitz machen kann?
Nach der Kaffeepause ging es auf die Autobahn! Ich hatte keine Lust mehr auf Landstraßen und Umleitungen. Außerdem wollte ich mal Boden gut machen, damit ich am letzten Tag nicht mehr so weit fahren muss. Also mit 150 Sachen Richtung Halle. Umso näher ich Richtung Heimat kam umso stärker wurde der Wunsch nach Hause zu kommen. Allerdings bis ganz nach Hause ist doch noch ein ganz schön weiter weg. Aber nochmal sich ne Nacht im Zelt um die Ohren schlagen? Und das auch noch mit Schnupfen und Gliederschmerzen?
Bei einem Tankstop und anschließender Nahrungsaufnahme bei Burger King, dachte ich mir das es doch machbar sei, dass letzte Stück in einem Durchgang runter zu reißen. Gut, es wird hart, aber dafür werde ich mit meinem weichen Bett zu Hause belohnt.
Also Zähne zusammen gebissen und der Sporty bei 140 die Sporen gegeben. Das Wetter wurde auch immer schöner. Die Wolken verschwanden und die Sonne kam zum Vorschein. Das gab mir nochmal Kraft, weiter zu fahren. Langsam wurden die Autokennzeichen immer bekannter. Als ich dann einen LKW aus dem selben Landkreis wie ich es bin sah, wurde die Freude immer größer.
Dann kam endlich ein großes Schild am Rande der Autobahn: "Willkommen im Freistaat Bayern"
Obwohl es noch ein ganzes Stück bis nach Hause war, fühlte ich mich doch schon mal in meiner Heimat angekommen.
Die letzten Tage waren wunderschön und ich habe viel gesehen und trotzdem ist es für einen Heimatverbundenen Menschen wie mich, ein schönes Gefühl wieder Heim zu kommen.
Jetzt kurz vor meinem Ziel wurden die Schmerzen in den Armen, in den Handgelenken, im Genick und am Hintern allerdings unerträglich und so beschloss ich nochmal eine ausgiebige Pause von einer guten Stunde zu machen. Das es dann auf den letzten 70 bis 80 Kilometern dunkel sein wird, fand ich nicht so schlimm, da ich diese Strecke auswendig kenne. Das letzte Stück war aber dann schon echt kalt. Naja was soll's? Den Schnupfen habe ich eh schon.
Und dann kam das erlösende Ortsschild. Für mich schien es wie die Zielflagge nach einem Langstreckenrennen!
Habe ich doch an diesem Tag den längsten Abschnitt meiner Tour geschafft.
574km!