Das Lagg-Hotel:
Urplötzlich und unerwartet stand es da. Am Rande der Strasse (A 841) zwischen Blackwaterfood und Whitingbay am untersten Südzipfel der Insel gelegen.
Der Ort Lagg und das Lagg-Hotel.
Gesehen, angehalten und einfach mal nachgefragt, ob dort ein Zimmer frei war. Natürlich war was fei, denn wir waren zu der späten Saison die einzigen "Fremden", die den Weg nach Lagg gefunden hatten.
Tropfnass standen wir da im Eingangsbereich auf dem Tweedteppich und ein freudlicher Zeitgenosse schaute uns etwas skeptisch, aber durchaus freundlich an und zeigte meiner Frau das zugedachte Zimmer.
Ich vernahm derweil laute Stimmen aus dem Pub des Lagg-Hotels und beschloss auf ein Bier an die Bar zu gehen :-)
An der Bar standen ca. ein dutzend Einheimische, die ebenfalls die Kehlen ölten und in angeregte Gespräche vertieft waren. ...
Ich ging an die Bar, bestellte ein Ale und plötzlich war Stille und alle Blicke auf mich gerichtet ...
Es muss ein lustiges Bild gewesen sein wie ich da stand in kompletter Montur. Die tropfnassen Klamotten liessen unter mir eine Pfütze entstehen. Alle Anwesenden standen da in T-Shirts an der Theke ...
Einer der Jungs ergriff die Initiative und meinte dann, woher wir den jetzt kämen.
Aus Brodick, war meine Antwort. Aber dort hätten wir nicht bleiben wollen, weil uns dort alles zu touristisch war, also hätten wir uns auf die Bikes geschwungen und wären im Regen unterwegs gewesen um uns eine nette Unterkunft zu suchen.
Und da wären wir jetzt hier in Lagg gelandet.
Allgemeines zustimmendes Nicken war die Reaktion und Nick, der Wortführer sagte einfach laut in die Runde "der Junge gefällt mir, mach uns mal eine Runde Arran-Wisky" ... zum Wirt :-)
Was folgte, war einer der nettesten Abende, die wir bisher in Schottland erlebt haben. Der Freitag Abend ist quasi für die Einheimischen hier in Lagg der klassische Kneipenabend.
Männer und Frauen waren gleichermaßen zugegen, zumal der Unterhaltungswert an sonstigen Möglichkeiten hier ziemlich eingeschränkt ist.
Um es kurz zu machen. Nach ettlichen Ales und Wisky, einem erstklassigem bodenständigem Abendessen und einigen weiteren lustigen Stunden hatten wir eine Einladung zum Haggisessen und einer Wiskyverprobung, einer Besichtigung der örtlichen Cheddar-Käserei und einer Tüte ...
Einer der Jungs wollte mich sogar nach Hause schicken und meine Frau Regina heiraten. Er hatte die Idee, weil einer der Jungs sich wohl auch eine Touristin, eine Niederländerin, auf der Durchreise geschnappt hatte. Diese war auch mit Mann an der Bar und erzählte mir, dass dies für sie die beste Entscheidung ihres Lebens gewesen wäre. Mittlerweile hatte die beiden eine süsse kleine Tochter und Kathy war im wahrsten Sinne auch von der Optik her ein echter Kracher, von der man nie erwartet hätte, dass sie die Einsamkeit hier auf Arran der niederländischen Heimat vorzieht.
Später in der Nacht wurde es dann draussen ziemlich laut. Ein älterer Zeitgenosse mit Sherlock Holmes-Mütze stand da vor dem Pub im Regen und tanzte, während er "Singing in the Rain" zum besten gab. Alles ging nach draussen und stimmte in das Lied ein, danach wollte noch jeder ein Foto im Regen, wie er auf einer unserer Harleys sitzt.
Man wollte uns überreden, noch einge Tage hier ranzuhängen, was natürlich nicht ging. Aber wir haben versprochen, dies im nächsten Frühjahr nachzuholen.