quelle: BaZ.ch (Basler Zeitung)
Drei Tage der Wahrheit für Klopp
Von Thomas Niggl
Nach dem 0:0 in Leverkusen rutschte Dortmund erstmals auf den letzten Tabellenplatz ab. Die Lage spitzt sich dramatisch zu. Schiesst heute ein Ex-Basler den BVB noch tiefer in die Krise?
Für Jürgen Klopp, der Dortmund 2011 und 2012 noch zur deutschen Meisterschaft, wovon einmal zum Double geführt hatte, wird es immer enger. Denn die Wahrscheinlichkeit eines Dortmunder Abstiegs liegt mittlerweile bereits bei 69 Prozent. 35 der 51 bisherigen Tabellenletzten nach dem 18. Spieltag einer Bundesligasaison mussten am Schluss in die zweite Liga absteigen. Und dieses Szenario rückt immer näher, falls der BVB nicht endlich zum Siegen zurückkehrt, weil Unentschieden wie in Leverkusen den Club definitiv nicht weiterbringen. Trotz eines mässigen Spiels in Leverkusen war Klopp durchaus zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft.
«Kann nicht Abstiegskampf predigen und Champagner-Fussball fordern»
«Es war nicht perfekt, aber ein guter erster Schritt. Für den Gegner und den ersten Spieltag bin ich zufrieden. Der Tabellenplatz ist nicht wichtig. Wir haben einen Punkt gutgemacht, sind näher rangerutscht. Wir wollen Druck auf die Teams vor uns machen. Wir sollten uns nicht an Platz 18 gewöhnen – aber heute ist es mir scheissegal. Ich kann nicht Abstiegskampf predigen und Champagner-Fussball fordern.» Oder macht er nur gute Miene zum bösen Spiel? Denn erschreckend war: Dortmund hatte gegen Leverkusen eine Fehlpassquote von 54 Prozent. So viel wie noch nie seit Beginn der Datenerfassung im Jahre 1999.
Doch das interessiert Klopp offenbar nicht: «Es waren tatsächlich viele Ungenauigkeiten drin, aber ich habe nicht nach Perfektion gestrebt, sondern nach Stabilität. Wenn das dann auf Kosten der Passquote geht, ist das nicht schlimm.» Wirklich?
Schiesst Bobadilla Dortmund noch tiefer in die Krise?
Der Einzige, der nämlich überzeugen konnte, war Kevin Kampl, den Dortmund in der Winterpause für 12 Millionen Euro von Red Bull Salzburg verpflichten konnte. Der slowenische Nationalspieler erzielte bei seinem Einstand Topwerte, spulte 12,2 Kilometer ab, hatte mit 36 die meisten Sprints, legte davon 931 Meter im Vollsprint zurück und erreichte damit 300 Meter mehr als der deutsche Nationalstürmer Marco Reus, der nach einer langen Verletzungspause sein Comeback gab. «Das war für das erste Spiel beeindruckend. Er war sehr selbstbewusst, hat richtig guten Fussball gespielt», sagt Klopp, der vor einer Woche der Wahrheit steht.
Heute Abend empfangen die Dortmunder den FC Augsburg, die Mannschaft der Stunde, die am Sonntag Hoffenheim mit 3:1 besiegte und auf dem fünften Tabellenrang sogar um die Champions League spielt. Gross in Form ist zurzeit auch der ehemalige Basler Torjäger Raul Bobadilla, der gegen Hoffenheim den dritten und alles entscheidenden Treffer erzielte.
«Klopp wäre der Erste, der dann zu mir käme»
Am Samstag gastieren die Dortmunder beim SC Freiburg, der gestern in Gladbach mit 0:1 verlor, ebenfalls mitten im Abstiegskampf steckt und lediglich zwei Punkte mehr ausweist als Dortmund. Im Freiburger Tor steht der Schweizer Nationalkeeper Roman Bürki, der sich in einer bestechenden Form befindet und sein Team in Gladbach vor einer höheren Niederlage bewahrte.
Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hatte am vergangenen Donnerstag im grossen Interview mit dem «Tages-Anzeiger» erklärt, dass ihm die Krise ein Stück Lebensqualität genommen und Dortmund den denkbar grössten Absturz erlebt habe. Er habe trotzdem nie an Jürgen Klopp gezweifelt. Klopp bleibe unentlassbar. Doch dann sagte er auch: «Wenn es irgendwann einmal nicht mehr gehen würde, wäre Klopp der Erste, der zu mir käme.» Nach zwei weiteren Enttäuschungen gegen Augsburg und Freiburg könnte das möglicherweise der Fall sein. Wirft Klopp dann hin?
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"die einen kennen mich und die anderen können mich!"