Deutschland ist die höchste Form der Anerkennung der Neid."
Hätte sich seinerzeit Arthur Schopenhauer nicht das Copyright auf diese philosophische Erkenntnis gesichert, man hätte sie unbedingt für den FC Bayern als Vereinsmantra entdecken müssen.
Achtung und Verachtung gehen bei der emotionalen Meinungsbildung über den Münchner Weltklub Hand in Hand. Der sportliche Erfolg wird zähneknirschend respektiert, der Weg dorthin aber leidenschaftlich diskreditiert: Die Bayern, so wird geschimpft, veröden mit ihrer wirtschaftlichen Omnipotenz den Nährboden der nationalen Konkurrenz und schalten alle potenziellen Gegner durch einen gezielten Schlag mit der Festgeld-Keule aus.
Doch diese Denke ist zu einfach. Sie unterstellt, den Bayern sei die finanzielle Ausnahmestellung durch göttliche Fügung quasi über Nacht in den Trachtenschoß gefallen. "Wir sind momentan der einzige Klub in Europa, der sich selbst refinanziert und dazu noch profitabel und erfolgreich ist", betont Karl-Heinz Rummenigge gerade in der Bild-Zeitung.
Was die Kritiker dabei gerne ignorieren: Diesem Status quo war jahrelange harte Arbeit, Akribie und – als Grundlage aller Erfolge – ein in Deutschland einzigartig selbstbewusstes Anspruchsdenken vorausgegangen, das sich zum unverhandelbaren Selbstverständnis entwickelt hat. Der FC Bayern definiert sich über den maximalen Erfolg und gibt sich nun mal mit nichts Geringerem zufrieden als mit Titeln.
Von nichts kommt nichts.
Das sollten die Wehklager zwischen Elbe und Isar bei ihrer Jammerei über die Münchner Vormachtstellung nicht vergessen. Wer sicher nach oben will, der bleibt nicht im bequemen Lift stecken, sondern schwitzt auf der Treppe. Die Bayern handeln danach und mehr noch, sie ruhen sich nach erreichten Zielen nicht aus, sondern setzen sich neue. So baut man auf dem Weg nach oben seine eigenen Stufen.
"Wir sind jetzt oben angekommen", erklärt Rummenigge in der Bild und schaut von dort oben gleich wieder ein Stück höher: "Damit dürfen wir uns aber nicht zufriedengeben!" Es ist exakt diese Denkweise, die den FC Bayern dorthin gebracht hat, wo er heute ist und die man bei der Konkurrenz von Dortmund bis Leverkusen so vermisst.
Die Bayern warten nicht auf den idealen Zeitpunkt für Erfolge, sie planen sie. Zur Planungssicherheit gehört per se auch das geschickte Aushandeln lukrativer Partnerschaften zur Refinanzierung. Die millionenschweren Deals mit der nationalen Triple-A-Fraktion kann man den Bayern jedenfalls nur neidgetrieben zum Vorwurf machen.
Und über allem wird der Motor des Erfolges penibel gewartet. Denn wo kein Antrieb, da keine Fortbewegung: "Wir müssen die Qualität der Mannschaft jedes Jahr neu hegen und pflegen", erklärt Rummenigge dazu. Dass auch hier Planungssicherheit zielführend ist und Ausstiegsklauseln die Planziele konterkarieren, haben sie in München längst kapiert.
Weiter, immer weiter = Höher, immer höher
So lässt es sich auf diesem Fundament dann eben Schritt für Schritt in die Höhe bauen. Und deshalb planen die Bayern bereits die nächsten Etagen im Münchner Elfenbeinturm.
"Ich möchte die Champions League noch mal gewinnen", erklärt Rummenigge und nennt einmal mehr den FC Barcelona als Vorbild, "weil sie binnen weniger Jahre mehrfach die Champions League gewonnen haben. Ich träume davon, dass auch wir die Zyklen zwischen zwei Triumphen verkürzen. Wir wollen jedes Jahr die theoretische Chance haben, die Champions League zu gewinnen."
Eine derartige Zielsetzung ist nicht arrogant, sie ist ambitioniert. Die Konkurrenz sollte folglich nicht neidvoll lamentieren, sondern sich an diesem Selbstbewusstsein ein Beispiel nehmen, anstatt in bequemer Genügsamkeit handzahm vor den Bayern zu kapitulieren.
Man muss den Münchner Weg nicht kopieren, aber man darf durchaus etwas von ihm lernen:
Wer den Willen verliert besser zu werden, der hört auf, gut zu sein.
Michael Wollny (Eurosport-Redakteur auf Twitter: @MichaWollny)
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gruss blackbike22
..alles wird gut