MJ 2003 bedeutet, dass es ursprünglich eine TC 88 war.
Ich würde Dir zumindest (s.u. Fazit) zu folgenden Checks raten, ob die nachfolgenden Schwachstellen des TC 88 beim Umbau behoben wurden:
1. „Was wurde hier eigentlich wirklich umgebaut?“: Die KW vom 88 cui Motor hat einen geringeren Hub als die vom 96cui (identisch mit der vom 103 cui Motor). Wie man da einen „103 cui Kit“ installiert haben will, ist mir ein Rätsel

. Normalerweise kann man da die Zylinder und Kolben mit der größeren Bohrung vom 103 cui-Motor auf das 88 cui - Bottomend setzen und erhält dann mit dem kleineren Hub der TC 88-KW 95 cui!!! Vielleicht hat der Verkäufer da was durcheinandergebracht. Dann allerdings wären, zumal zum Preisniveau von vor 22 Jahren, 13000 € völlig überzogen gewesen, und eher 5000€ all inclusive angemessen gewesen. Ansonsten müsste ein kompletter Tausch des Kurbelwellengehäuses auf 96cui oder 103cui erfolgt sein (dann aber erst ab MJ 2007), da nur da die „größere“ KW hineinpasst, schon alleine weil die primärseitige Hauptzapfenlagerung der 88 cui - KW noch traditionell aufwendig (wie seit MJ 1954) mit zwei gegeneinander verspannten Kegelrollenlagern ausgeführt ist, während man ab 96 cui ein billig zu montierendes einfaches Zylinderrollenlager verwendet hat, was sich in die Kegelrollenaufnahmen des 88 cui -Gehäuses naturgemäß überhaupt nicht einfügen läßt. Ein solcher Umbau wäre geradezu hirnrissig unwirtschaftlich gewesen, denn eine gebrauchte TC 103 - Maschine wäre bei Inzahlungnahme dieser ehemaligen TC 88 mit ihrem Originalhubraum angesichts der von Dir genannten 13000€ Umbaukosten erheblich wirtschaftlicher gewesen. Aber jedem Tierchen sein Pläsierchen (ich befürchte den Kurbelgehäusetausch, aber dann erst ab 2007, angesichts dieses enormen Preises vor der Corona
- Inflation , die ihr Geld angesichts der Kaufalternative, wie gesagt, keinesfalls wert wäre), aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren und würde mich dazu über Rückmeldung nach Deiner Besichtigung freuen
2. „Wurden die Schwächen des TC 88 beseitigt?“: Das NW-Lagerschild der 88 cui-Version vom TC hat keinen hydraulischen Anschluss für die Steuerkettenspanner, weshalb die mit einer „Haarnadelfeder“ an die beiden Steuerketten gepresst werden. Das hat gleich zwei Nachteile, weswegen man das im restlichen Auto- und Motorradbau hydraulisch macht:
- Mit Hydrokolben bleibt der Anpressdruck - egal wie der Verschleiß von Spannschuh und Kette ist - korrelierend zu der jeweiligen Drehzahl konstant, und die Hydraulik wirkt außerdem dämpfend auf die Kettentrumschwingungen (siehe nachfolgender zweiter Spiegelstrich), während Federn mit zunehmender Längung der Steuerketten immer weniger vorgespannt sind. Deswegen musste das Werk seinerzeit für neue Steuerketten tendenziell eine zu hohe (= verschleißintensive) Anpresskraft wählen, um das Nachlassen mit fortwährendem Verschleiß von Ketten und Spannschuhen a priori zu kompensieren.
- Zahnräder sind nicht „rund“, sondern Vielecke mit der Anzahl Zähne = Anzahl Ecken. Je nach Drehzahl erzeugt die Drehung dieser beiden Vielecke (jeweils Rad und Ritzel für beide Steuerketten) Schwingungsfrequenzen in den Kettentrums , und zwar überlagernd vom Ritzel mit wenig Ecken dem Zahnrad mit vielen Ecken (deswegen schwingen auch Sekundärkettentrums zum jeweiligen Hinterrad

). Wenn eine Drehzahl erreicht ist, wo eine der beiden überlagerten Schwingungen in Resonanz mit der Kettenspannerfeder geht, passiert die sogenannte „Resonanzkatastrophe“, d.h. die Schwingungen schaukeln sich immer weiter auf, was zu enormem Verschleiß der Kettenspannschuhe aus Kunststoff führt.
3. In vielen Threads dieses Forums zu diesem Thema (such die mal mit der Suchfunktion raus) wird die „Raspelwirkung“ der beim TC 88 verwendeten besonders aufwendigen Zahnketten (für besondere Laufruhe) erwähnt. Ich neige dazu, diesen Einfluss als sekundäre Folgewirkung von Punkt 2. einzustufen, da auch viele andere Motorkonstruktionen zwecks Laufruhe aufwendige Zahnketten aufweisen, ohne Verschleiß-Probleme mit den hydraulisch angepressten Spannschuhen.
Wie dem auch sei, HD hat, natürlich gegen Geld, einen
Nachrüstsatz als Ersatz des Lagerschilds ab Werk angeboten, der ja bei akzeptabler Haltbarkeit der Werksausrüstung gar nicht notwendig gewesen wäre
Der greift „zur Sicherheit“ gleich bei allen drei oben genannten Punkten an
1. (mehrfach über die Zeit) geänderte Chemie der Kettenspannschuhe, die letzte Version ist nicht mehr orange, sondern weiß (bei der Begehung hinter dem abgenommenen Nose Cone zeigen lassen!)
2. Hydraulisch angepresste Kettenspanner
3. Steuerketten als normale Rollenketten ausgeführt
=> Heißt für Dich: Du müsstest anlässlich der telefonischen Vereinbarung Deines Begehungstermins ankündigen, dass Du angesichts der o.g. Schwachstellen bei der Begehung einen demontierten „Nose Cone“ (ist der Deckel über dem NW-Lagerschild) erwartest, um zu kontrollieren, ob der Nachrüstsatz für das Lagerschild bei der Umrüstung - ob auf 95cui oder aber (äußerst zweifelhaft, auf 103 cui, dafür gibt es aber, der Vollständigkeit halber, auch einen orangenen Nachrüstsatz, siehe Punkt 1. ) - montiert wurde. Das erkennst Du ohne Check der o.g. drei Punkte ganz leicht schon daran, dass das originale Lagerschild in (billigem) grauem Druckgussaluminium ausgeführt ist, während der jeweilige Nachrüstsatz generell aufwendigst aus
Orange eloxiertem (siehe im obigen Link), gefrästem (= zur exakten Fluchtung aller vier Zahnräder zur Schonung der Steuerketten) Billetaluminium (= zur Verstärkung gewalzt) ausgeführt ist. Natürlich passt der oben verlinkte Nachrüstsatz für TC88 auch nur auf das 88 cui Kurbelgehäuse, womit wir wie bei „Mensch ärgere Dich nicht“ wieder bei Punkt 1. „Was wurde hier eigentlich wirklich umgebaut?“ wären.
Falls Du das originale graue Lagerschild vorfindest, ist der Umbau verantwortungsloser Pfusch, der vielleicht durch Druck des nicht ausreichend liquiden damaligen Auftraggebers erzwungen wurde (nicht immer ist die Werkstatt schuld, und nicht jede ist ökonomisch in der Lage, solche Aufträge abzulehnen). Ich würde ohnehin generell keinen TC 88 - ob original oder auf 95 cui umgebaut - ohne diesen verlinkten Nachrüstsatz für das NW-Lagerschild kaufen

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Eine andere Baustelle zum Thema 1. „Was wurde hier eigentlich wirklich umgebaut?“ ist der von Dir erwähnte Triebstrang, denn der weist erst ab MJ 2006 ein 6-Ganggetriebe auf. Es gab nur dieses eine Übergangs-MJ 2006 mit einem TC 88 mit 6-Ganggetriebe, danach TC 96 und TC 103. Wenn die Gesamtübersetzung des gesamten Triebstranges inclusive des bei MJ 2003 originalen 5-Ganggetriebes nicht auf die des 6. Ganges des 6-Gangtriebstranges angepasst wurde, dreht der Motor im fünften Gang in den Begrenzer und erreicht nicht die seiner Motorleistung entsprechende Höchstgeschwindigkeit, ob er nun 95 cui oder (noch schlimmer) wirklich 103 cui hat. Natürlich beschleunigt er mit einer kürzeren Gesamtübersetzung besser tendenziell (= gefühlt „leichtfüßig“) in ungesunde (= hohe) Drehzahlen . Außerdem mußte bis MJ 2013 , also noch während der TC 103-MJe, der Ruckdämpfer auf dem linken KW-Hauptzapfen im Primärgehäuse mehrfach nachgebessert werden. Ein „veralteter“ Ruckdämpfer macht sich durch zunehmende Klackgeräusche bei Anfahren, Beschleunigen und „Schubumkehr“ bemerkbar. Die letzte, erst 2013 zufriedenstellende Version, kann wohl kaum 10 Jahre früher eingebaut worden sein …
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass selbst in den enormen 13000€ auch noch ein kompletter 6-Gangtriebstrang (hat auch einen anderen Primär, da der an das oben erwähnte Zylinderrollenlager des linken KW-Hauptzapfens des 96 und 103 cui Bottom ends angepasst werden musste) enthalten sein soll, denn das würde diesen Umbau ökonomisch noch absurder machen, zumal der garnicht in den Rahmen bis MJ 2005 passt (andere Rahmenanschlüsse). Zumal 2003 noch gar kein sogenannter „103 cui - Kit“ verfügbar war, sondern eben erst ab MJ 2006 für die „CVO-Modelle“, in der Großserie erst ab MJ 2012. Wie soll der HD-Dealer diesen dann 2003 „bei Auslieferung eingebaut“ haben
Fazit:
Ein äußerst zweifelhaftes, da in sich widersprüchliches Angebot, da mit nicht zueinander passenden Aussagen. Laß Dir bei Vorbringung aller dieser Punkte kein X für ein U vormachen, sondern bestehe auch bei Aufklärung der Widersprüche auf Abnahme des Nose Cones zum Nachschauen! Wie gesagt, auch der 103cui hat einen orangenen, angesichts des Umbaupreises von 13000€ erwartbaren Nachrüstsatz für das NW-Lagerschild! Wenn das schon bei Vereinbarung des Begehungstermins oder erst nachträglich bei der Begehung absprachewidrig verweigert wird:
“Finger weg“