Als wir dann an der Hütte angekommen sind haben mich die zwei Mädels, die den 7,5 t nach Italien gefahren hatten, schon grinsend erwartet. Ich lauf zur Hütte mit meinem dicken Hals, da schnappen die mich, knutschen mich auf die Wange und sagen: Wir sind richtig froh, dass deine Mühle kaputt ist
Und gleich drauf sagt die eine: dann kannst du nämlich zurück fahren, weil das war ja so schlimm mit dem Teil, bla bla bla...
Na ja, was soll ich sagen. Ich bin zwar auch noch nie mit so einem Geschoss gefahren, aber dacht mir: es hat Räder und nen Motor, also bring ich das Ding auch heim.
Abends dann erst mal meinen Frust weggetrunken und mal wieder nur ne halbe Nacht gedöst.
Am nächsten Morgen hab ich dann beschlossen, dass das Leben ohne Moped in den Dolomiten eh keinen Sinn macht und hab mich todesmutig zu meinem Bekannten in den Beiwagen von seinem Gespann gesetzt.
Das wär jetzt ja nix besonderes, aber wer mal gesehen hat, wie Achim mit seinem Gespann fährt (er fährt seit 20 Jahren nix anderes) der weiß was ich meine.
Nach ner Stunde Eingewöhnungsphase sind wir dann im Tiefflug nen Pass hochgedüst. Und weil mein Fahrer gemerkt hat, dass ich bereit bin zum Sterben und in dem Boot rumgeturnt bin wie ein Affe auf Speed hat er sich mal schön ausgetobt.
Oben angekommen musst ich dem erstmal das Grinsen aus dem Gesicht meiseln - die anderen waren 5 Minuten nach uns dann auch auf dem Gipfel.
Jungs ich sag euch: Gespann fahren macht echt Laune.
Aber rein konditionell war ich der Abfahrt mit gleichem Tempo nicht mehr gewachsen und hab meinem Chauffeur gesagt, wir machen jetzt ne gemütliche Fotoabfahrt. Gesagt getan und irgendwann waren wir wieder auf der Zielgeraden Richtung Hütte.
Blöd nur, dass auf der dorti2gen Bundesstraße ne Menge Busse und Lkw unterwegs sind und Achim weder das eine noch das andere gerne vor sich herfahren lässt.
Seid ihr mal in Augenhöhe mit den Auspuffrohren eines Reisebusses gewesen bei 100 km/h?
Na ja, bei den folgenden Überholmanövern dacht ich dann wirklich diverse Male, ich werde in absehbarer Zeit Elvis und Co kennenlernen, aber auf meinen Achim war Verlass.
Hab zwar jetzt ne Rippenprellung vom ausm Beiwagen lehnen und nen Dauerkrampf im rechten Bein vom fiktiven Bremsen, aber wenigstens hab ich an dem Tag auch noch was von den Bergen gesehen - zumindest zu den Zeiten als ich nicht ausm Boot gehängt bin oder die Augen geschlossen hatte
Gestern dann Abreisetag:
gemeinschaftlich wurde der Lkw mit allem beladen, mein Moped ordnungsgemäß verzurrt und nachdem ich es nach ca. 15 Minuten geschafft hatte, den Fahrersitz halbwegs bequem einzustellen ging es los.
Jetzt ist die Herausforderung so einen 7,5 t zu fahren im Normalfall vielleicht nicht sehr groß. Wenn du aber so einen Kasten noch nie bewegt hast und gleich mit einer schmalen Straße konfrontiert wirst, deren Fahrbahn genauso breit ist wie der Lkw sieht die Sache schon ganz anders aus
Ich hab die Kiste dann schweißgebadet in Richtung Autobahn rollen lassen, immer damit beschäftigt in alle 87 Spiegel zu gucken die so ein Teil hat.
Und dann passierte es: am rechten Fahrbahnrand am Ortsausgang von Kiens stand ebenfalls ein 7,5 t am rechten Fahrbahnrand, teilweise auf meiner Spur. Gegenverkehr kam auch und ich denk noch: das wird eng!
...war es auch, patsch hat´s gemacht und ein italienischer Lkw-Fahrer bekommt nun auf Kosten von Europcar nen neuen Außenspiegel
Und weil wir kein italienisch sprechen und der Lkw-Fahrer nix anderes hab ich kurz drauf auch nette italienische Carabinieri kennengelernt.
War letztendlich aber alles entspannt, die italienischen Beschimpfungen des Lkw-Fahrers hab ich eh nicht verstanden und nach 20 Minuten hatte der sich auch schon wieder beruhigt.
Den Rest des Tages hab ich dann damit verbracht, schweißgebadet den Lkw durch Baustellen, über schmale Straßen und den Fernpass zu zirkeln. Ich hab mich noch nie im Leben sooo über ne deutsche Autobahn gefreut. Ab dort ging´s dann nämlich recht locker.
Gestern abend waren wir dann um 18 Uhr endlich bei meinem Schrauber. Dem hatte ich vorab schon telefonisch mein Leid geklagt und weil der Didi ein tufter Kerl is, stand schon eine Männerporti2on Jack-Coke für mich bereit als ich in die Werkstatt kam
Nach diversen Beruhigungsgetränken und nem Steak vom Grill war mein Blutdruck etwa gegen 23 Uhr auch schon wieder auf dem normalen Level und ich hab heut nacht endlich mal wieder schlafen können.
Irgendwann gestern abend hat mein Mädel noch erzählt, dass Michael Jackson die Hocke gemacht hat - aber wen juckt das nach so einem Tag schon
So, nun wisst ihr, wie es mir ergangen ist die letzten Tage. Und jetzt muss ich noch nen Salat machen - nachher is Schichtfest.
Bis die Tage!
Euer Jack (der Schrecken der Brummifahrer)
