Samstag, 15. August 2020
Giesing - Garmisch - Leutasch - Timmelsjoch - Meran - Gampenpass - Lago di San Giustina - Val di Sole - Passo Tonale - Edolo - Passo d'Aprica - Tirano - Lago di Poschiavo - Forcola di Livigno - Passo d'Eira - Passo di Foscagno - Bormio - Stilfser Joch - Pass Umbrail - Gasthof Alpenrose
Eigentlich wollten wir ja zu Mariä Himmelfahrt nicht mehr wegfahren und uns die Menschenmassen in den Bergen sparen. Zudem fiel der Feiertag in diesem Jahr auch noch auf einen Samstag, also effektiv nur ein normales Wochenende, nur halt ohne Einkaufsmöglichkeiten. Aber im Jahr 2020 war halt alles ein wenig anders. Die Timmelsjochstraße war wegen einer Hangrutschung ewig geschlossen, das Wetter war insgesamt einfach erbärmlich und alpenmäßig war nicht viel gebacken. So war uns die Aussicht auf die Menschenmassen irgendwann einfach egal, auch, daß es selbst am Freitag noch regnen mußte, wir erst am Samstag loskamen und deswegen den Weg über den Walchensee für den Ärger durch Garmisch eintauschen mussten. Alles egal, wir wollten halt einfach mal raus. Zudem war das endlich die Gelegenheit, einer neuen Unterkunft von unserer Alpenhotel-Bucketlist einen Besuch abzustatten. Am Gasthof Alpenrose auf halbem Weg den Umbrail hoch waren wir schon so oft vorbeigefahren, jetzt wollten wir dort auch mal schlafen.
Wir hatten ursprünglich vorgehabt, sehr früh aufzubrechen, warteten aber dann doch noch, bis die Wolken komplett abgezogen waren. Der Weg bis Mittenwald verlief den Umständen entsprechend problemlos, durch die Leutasch war dann gar nix los. Wenig Betrieb auch am Timmelsjoch, das schlechte Wetter des Vortags hatte wohl doch einige abgeschreckt. Sogar durch Meran kamen wir dramafrei durch. Es war mittlerweile deutlich wärmer geworden, in Lana war abrödeln angesagt und nach dem Gampenpaß eine Apfelstrudel- und Cappuccinopause.
Unser Plan war, die traditionelle Chaos-Ecke Vinschgau/Stilfser Joch/Gavia/Reschen im Süden zu umfahren. Drei Wochen davor war ich auf einer Radtour durch die Gegend gekommen und war bei der Gelegenheit vollkommen erstaunt gewesen, wie schön die Route nördlich des Lago di San Giustina war. Steile Hänge bis in den Stausee, bestanden mit Obstplantagen und Weinbergen, dazwischen eine Straße bergauf und bergab mit tausend Kurven. Dazu kam noch, daß sich das Val di Sole auf dem Mopped nicht annähernd so hinzieht wie auf dem Rad und man auch den Skifahrer-Bunkern auf dem Tonale schneller den Rücken kehren kann. Die Abfahrt durch Edolo lief erfreulich stressfrei, erst in Aprica auf dem gleichnamigen Paß wurden auf einmal die Menschen eingeschaltet. Aber auch das war nur von kurzer Dauer, die Strecke ab Tirano durch das Puschlav zur Forcola di Livigno und weiter nach Bormio war wieder ziemlich gechillt. Ich hatte noch nie einen Ferragosto mit so wenig Rummel erlebt.
In Bormio war erst einmal ein Halt am Supermarkt eingeplant, wir hatten zu diesem Zweck extra eine leere Gepäckrolle mitgenommen, auf daß wir uns dem Shoppingrausch hingeben können. Die haben wir dann auch zum Bersten vollgemacht. Noch etwas Crodino und Kuchen in der Cafeteria und dann auf zur letzten Etappe. Viele hier werden den Trubel am Stilfserjoch im Sommer kennen, das, was der Angelsachse als "Three Ring Circus" bezeichnet, nimmt bisweilen schon groteske Formen an. Umso extremer fällt der Kontrast zu der fast leeren Auffahrt von Bormio aus, wenn man wie wir nach sieben Uhr abends unterwegs ist. Uiii, so kann das auch sein. Kurzer Pflichthalt auf der Paßhöhe (Bratwurststand schon geschlossen) und zu guter Letzt noch der finale Abstieg zu unserer Unterkunft in einer Kehre oberhalb von Santa Maria. Schnell unter die Dusche und dann runter in den Gastraum zu Calanda-Bier und Älplermakronen.