Wollte am letzten Wochenende an meiner Night Train mal den Tank abbauen und nur ne Kleinigkeit verändern. Geplante Arbeitszeit 20-30 Minuten.
Dann kam jedoch das Elend.
Als ich versuchte die Schraube, die den Tank zur Sitzbank hin hält losschrauben wollte, drehte die Schraube schwer aber munter vor sich hin ohne jedoch auch nur einen Milimeter raus zu kommen.
Also ein bisschen Druck unter die Metalllasche gebracht und das ganze noch Mal. Ohne Erfolg.
Von der Beweglichkeit der Schraube her hatte ich sofort den Verdacht, dass das Gewinde der Mutter ne Macke weg hatte und so die Schraube "leer" drehte.
Aus der Erfahrung, dass man mit schlechtem oder unpassendem Werkzeug mehr Schaden anrichtet als es der Sache gut tut hab ich das Moped auf den Anhänger und zum Schrauber meines Vertrauens gebracht.
Gut, dass er ein Handwerker der alter Schule, kombiniert mit dem begnadeten Improvisationstalent der neuen Bundesländer ist.
Zuerst runzelte er die Strin, dann kam: Das ist aber ein schöner Sch.... und dann ging es auch schon los. Schraubenkopf angebohrt, dann mit ner Kegelfräse weiter gemacht bis er den Schraubenkopf einfach mit einem kleinen Schraubendreher runterknacken konnte.
Jetzt konntem wir den Tank, bzw. die Tanklasche über den Schraubenbolzen ziehen.
Die Schraube war jedoch in einer speziellen Gewindehülse die durch ein Loch im oberen Rahmenrohr raus schaute. Um diese Spezialhülse aus der hinteren Öffnung des Rahmenrohres raus zu bekommen musste ich meinen Roland-Sands-Schwingsattel demontieren. Was für ne Sch... Wenn mich jemals jemand um Starthilfe bitten sollte, vergesst es. Der Sattel sieht zwar sehr geil aus, aber die Demonatge ist ne Katastrophe.
Beim anschließenden Versuch die Hülse dann raus zu bekommen mussten wir feststellen, dass der verbliebene Schraubenbolzen zu lang war. Also das Teil wieder in das Rahmenrohr zurück in das obere Loch eingefädelt um dann den Bolzen mit nem Trennschleifer abzuflexen. Beim zweiten Versuch bekamen wir dann diese Hülse raus. Ist eine Gewindehülse die auf eine achteckige Scheibe geschweißt ist, damit sie sich im Rahmenrohr nicht verdrehen kann.
So ein Spezialteil hat natürlich keiner auf Lager. Also hieß es dann Hülse ausbohren. Mit guten Bohrern und Schneidöl Gottt sei Dank dann kein Problem. Dann an der Drehbank die Hülse schön von innen geglättet, dann kam der Koffer mit den Gewindeeinsätzen zum Einsatz. Als wir das drin hatten, gabs erst mal Kaffe- und Raucherpause.
Anschließend alles wieder zusammengebaut. So wurden aus 20-30 Minuten mal ganz schnell 3 Stunden.
Kleine Ursache - große Wirkung. Alles nur wegen einem vermurksten Gewinde.
Hat mich aber mal wieder zu der Überzeugung gebracht, dass gute alte Handwerkskunst und das richtige Werkzeug durch nichts zu ersetzen sind.
Ich möchte auch mal behaupten, dass man mir in so mancher Harley-Bude zum Kauf eines neuen Motorrades geraten hätte
Gruß an alle und nie verzweifeln. Es hilft schon wenn man einen kennt der weiß wie es geht
Schade nur, dass heutzutage fast nur noch ausgetauscht wird anstatt zu reparieren. So gehen viele Fertigkeiten verloren.