Hallo an alle,
ich hoffe Ihr hattet alle eine schöne und unfallfreie Biker Saison.
Mein letzter Beitrag ist ja nun schon einige Zeit her, möchte aber allen, die mich mit Meldungen, Infos und Tipps unterstützt haben noch mitteilen, was aus meinem angedachten Motorumbau geworden ist.
Nach reiflicher Überlegung, Gespräche mit mehreren Harley Spezialisten, habe ich mich im Juni dazu entschieden, meinen Motor bei der Fa. G&R umbauen zu lassen. Für andere Harley Fahrer
in diesem Forum, die sich auch mit dem Gedanken beschäftigen Ihrem Motor mehr Leistung einzuhauchen, werde ich versuchen, meinen Umbauerfahrungen einmal mal ganz neutral zu schildern.
Wie ich bereits erwähnt hatte, wollte ich einen Motor mit mehr Hubraum und Drehmoment aber auf keinen Fall einen Rennmotor, der unruhig vor sich hin poltert und erst in höheren Drehzahlen fahrbar ist. Der Harley-Charakter sollte erhalten bleiben.
Nachdem ich enttäuscht herausgefunden hatte, das ein 120R Motor aus den Staaten mit allen Nebenkosten genau so teuer ist wie in Deutschland, habe ich diese Idee wieder verworfen. Nach einem ausführlichen Gespräch mit Hr. Sohn von der Fa. G&R habe ich dann meinen Motor auf 2032ccm umbauen lassen. Bei diesem Umbau wurde auch der OilBud Ölkühler, der zwischenzeitlich eingetroffen war gleich mit eingebaut. Folgende Bauteile wurden bei dem Umbau verwendet:
- Torquemaster TC1920 mit geschmiedeten Kolben
- Screaming Eagle Kubelwelle 4.5/8" (erhöht den Hubraum von 1920ccm auf 2032ccm)
- Bearbeitete Zylinderköpfe
- 255er Nockenwelle
- 60mm Drosselklappengehäuse mit pass. Luftfilterelement
- OilBud Ölkühler
- Verstärkte Kupplungsfeder u. Fliehkraftunterstützung
- Manueller Primärkettenspanner
- Abstimmung auf dem Leistungsprüfstand (Powervision hatte ich bereits)
Vorbereitende Arbeiten:
Meine BSL Auspuffanlage habe ich vor dem Motorumbau noch angepasst, genauer
gesagt ein 2.tlg Interferenzrohr eingeschweißt und dabei auch gleich die ganze Anlage
auseinandergeschnitten, neu ausgerichtet und wieder verschweißt, weil die BSL nie
sauber an mein Bike gepasst hatte.
Nach 2 Wochen Umbauzeit war es dann soweit, der Umbau war fertig und ich war mehr als gespannt auf das Ergebnis. Nach einer Einweisung durch Hr. Sohn konnte ich zu einer ersten
Testfahrt starten. Das Bike startete völlig normal und lief absolut rund, aber der Motor war soundtechnisch nicht wieder zu erkennen, etwas lauter und mit einer etwas härteren
Verbrennung. Die Erhöhung der Verdichtung von 9,6 auf ca. 10,0 machte sich bemerkbar.
Ich ging die Sache mal ganz ruhig an, merkte aber sofort das der Motor nicht wieder zu erkennen
war, der zieht ab Standgas wie ein Schiffsdiesel, einfach brachial. Nach ca. 10km blieb ich stehen, schaltete das Bike ab und schaute mir den Umbau in Ruhe einmal genauer an. Alles war sauber verbaut und ich konnte keinerlei Undichtigkeiten ausmachen. Beim erneuten starten hörte ich dann aber deutlich einen Schlag aus dem Primärkasten. Da mir die Sache nicht geheuer war rief ich bei G&R an und schilderte das Problem. Nach 5 min. war Herr Sohn mit seinem Mechaniker vor Ort und konnte beim Startvorgang das Problem reproduzieren. Der Grund war schnell ausgemacht, es war der neue manuelle Primärkettenspanner. Ich konnte normal zur Werkstatt zurückfahren und der Kettenspanner wurde umgehend durch den originalen hydr. Kettenspanner ausgetauscht. Danach war das Problem behoben. Leider hatte ich nach dem Einbau des originalen
Kettenspanners auch wieder das leichte Primärkettenrasseln, das ich vor dem Motorumbau auch schon hatte.
Die 2 stündige Rückfahrt nach Hause verlief absolut unproblematisch und der eingebaute Ölkühler machte bei ca. 32° Außentemperatur einen prima Job. Bei all meinen Fahrten, auch bei Außentemperaturen von 38° im letzten Sommer hatte ich nie ein Problem mit der Öltemperatur, dieser Ölkühler, der nahezu unsichtbar unter dem Motorblock verbaut ist, würde ich sofort wieder
kaufen. In den nächsten Wochen stellte sich aber ein neues Problem ein, trotz vollgeladener Batterie kam es vor, das der Anlasser den Motor nicht mehr starten konnte. Dekompressionsventile waren aber eingebaut.
Nachdem das Problem mehrfach aufgetreten war, telefonierte ich mit G&R und schilderte das Problem. Bereits 2 Tage später stand ein Transportunternehmen vor meiner Tür und wir haben gemeinsam das Bike eingeladen. Ein paar Tage später habe ich das Bike bei G&R abgeholt, da ich eh in der Gegend war. Der Motor (Zündung) wurde noch einmal feinjustiert, da die Batterie und die Dekoventile völlig in Ordnung waren. Der Motor lief nun noch etwas ruhiger aber das Problem mit den Startschwierigkeiten trat gelegentlich noch auf. Nach ca. 1500 km wurde es immer seltener, bis es dann ganz verschwand. Ich vermute, das es am Einfahren des Motors lag.
Die Schalldämpfereinsätze der BSL habe ich noch einmal leicht überarbeitet, etwas leiser abgestimmt.
Mein Fazit nach 3000km.
Pro:
- Der Motor ist absolut alltagstauglich
- Drehmoment ohne Ende lt. Prüfstandprotokoll 110PS 175Nm
- Cruisen mit 1500U/min in Ortschaften geht problemlos
- Optimale Kraftentfaltung 2000- 4250 U/min
- Kupplung bis jetzt völlig unauffällig
- Öltemperatur auch bei hohen Außentemperaturen völlig normal
Kontra:
- sehr leichtes Ruckeln bei niedrigen Drehzahlen, wahrscheinlich ist das Drosselklappengehäuse
für meinen Fahrstil etwas zu groß mit 60mm, da werden wahrscheinlich die
Strömungsverhältnisse bei niedrigen Drehzahlen etwas chaotisch.
- Hoher Verbrauch mit ca. 8-10 ltr.
- Sehr heißer BSL-Auspuff, ist bei Sommertemp. ein echtes Problem
Leider wurde auch das Rasseln meiner Primärkette noch deutlich lauter, hat aber meiner Meinung nach nicht mit dem Motorumbau zu tun, da das Problem vorher schon da war, werde ich im Frühjahr aber angehen.
Ich wünsche euch noch ein schönes Wochenende
Stahlmanni