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Geschrieben von flat eric am 22.12.2022 um 13:11:

10.09.2022, Overton - Valley of Fire - Las Vegas - Red Rock Canyon - Pahrump
Heute hat uns doch tatsächlich der Regen erwischt! Erst nur ein bisschen im Valley of Fire (ein Abstecher dorthin ist empfehlenswert: schön geschwungene Straße und erstaunliche Felsformationen, sowohl von der Farbe, als auch von der Form und den Auswaschungen her), dann recht heftig, als wir um Las Vegas herumgefahren sind. Die gewählte Route ist prima geeignet, um die Stadt zu umfahren, ohne ins Zentrum zu müssen. Wir waren zwischen 9 und 10 Uhr dort unterwegs und es war kein Verkehr, so dass wir sehr zügig voran kamen. Westlich von Las Vegas machten wir noch einen spontanen Abstecher über den Scenic Drive durch den Red Rock Canyon (NP, daher Eintritt mit der Jahreskarte abgedeckt). Kleiner, aber feiner Canyon mit beeindruckenden, roten sowie rot-weiß geschichteten Felsen. Weiter ging es dann auf einem gut ausgebauten Highway nach Pahrump, unserer Ausgangsstation für den nächsten Höhepunkt: das Death Valley. Der Regen war ein Glück für uns, für den Folgetag waren „nur“ 38 Grad angekündigt, ideale Voraussetzungen, um das Valley zu durchfahren und zu erkunden.


Geschrieben von flat eric am 22.12.2022 um 13:15:

11.09.2022, Pahrump - Death Valley - Lone Pine
Am Abend zuvor in Pahrump hatte es nochmal kräftig geregnet, recht ungewöhnlich für die Gegend. Wir dachten, das käme gerade recht, ist dann nicht so heiß. War‘s auch nicht, als wir aufbrachen. Bald erreichten wir Death Valley Junction und schon waren wir drin im Tal des Todes. Kurz vor Furnace Creek hielten wir beim Zabriskie Point, ein absolutes Muss! Sagenhafte Aussicht und interessante Geschichten auf den Hinweistafeln. Dann weiter in Richtung Furnace Creek. Die Straße nach Badwater, die kurz vorher links abgeht, war wegen angespültem Geröll auf Grund der vorangegangenen Regenfälle gesperrt. Tja, schade, nix mit dem tiefsten Punkt Amerikas. Nun denn, ist halt so, -40 Meter tun‘s auch. Im Visitor Center angekommen sagte uns die Karte am Aushang, dass im Grunde bis auf die Straße, die wir eben gekommen sind, alle wegen Geröll und Überflutung gesperrt sind! Reingegangen, nachgefragt: ja, alles dicht, kein Durchkommen nach Westen. Shit, was tun? Naja, entweder „oben rum“ oder „unten rum“. Die Umfahrung im Süden war definitiv zu weit, die nördliche Strecke war zu machen. Hier kam uns zugute, dass wir schon um 7 Uhr los sind und ein gutes zeitliches Polster hatten. Also zurück zur Death Valley Junction und ab nach Norden. Dabei kamen wir in den Genuss einer wunderbar kurvigen, schönen Strecke mit den Highways 266 und 168 nach Big Pine. Das erreichten wir mit einer restlichen Tankreichweite von ca. 25 km - wir hatten bei der (wie sich herausstellte) letzten Gelegenheit in Beatty am Highway 95 nicht getankt, weil noch genügend drin war. Dass danach auf unserer Strecke keine Tanke mehr kommen würde, damit hatten wir nicht gerechnet. Also: Tankstellen im Navi anzeigen lassen! Nach gut 500 km Unterkunft in Lone Pine, noch was essen und dann ab ins Bett.


Geschrieben von flat eric am 22.12.2022 um 13:21:

12.09.2022, Lone Pine – Sherman Pass – Kernville
Üblicherweise fährt man ja von hier aus weiter Richtung Norden zum Tioga-Pass, um dann den Yosemite-NP zu besichtigen. Ich wollte aber auch den Sequoia-NP, die Giant Sequoias und den Kings Canyon sehen, daher ging’s weiter nach Süden. Hier führt die übliche Route über den Lake Isabella, aber so weit wollte ich nicht runterfahren und suchte eine Alternative. Die fand ich in Form des Sherman-Passes. Im Grunde eine regionale Verbindungsstraße über die Berge und auch dementsprechend zu fahren: viele, schnell aufeinander folgende enge Kurven, sehr schlechte Straßenverhältnisse und dazu noch Schlammeinspülungen auf Grund der vorangegangenen Regenfälle. Wir konnten daher nur mit sehr mäßigem Tempo fahren, weil man hinter jeder Kurve entweder mit Schlaglöchern und/oder mit Sand, Kies und Geröllbrocken rechnen musste. Recht mühsam zu fahren und nicht unbedingt zu empfehlen. Aber die Gegend war traumhaft, viele Kiefern, die ihren Duft verströmten und – wie fast die ganze Tour über – nahezu kein Verkehr. Belohnt wurden wir mit einer sehr ruhig und am Kern River gelegenen Unterkunft, Correl Creek Lodge. Abendessen in der Kern Brewery in Kernville: eines der vielen Restaurants, die in einer kleinen Brauerei angelegt sind. Große Bierauswahl, tolles Essen, das ließ uns nach diesem anstrengenden Tag gut schlafen.


Geschrieben von flat eric am 22.12.2022 um 13:25:

13.09.2022 Giant Sequoia National Monument – Three Rivers
Wir erlebten den ersten Teil der Sequoias, dieser gigantischen Bäume, die seit tausenden von Jahren stehen und viel erzählen könnten. Einen Teil des Trail of the Giants konnten wir gehen, der Rest war wegen der Brände im Frühjahr und Sommer gesperrt. Wenn man am Fuß eines solchen Riesen steht, ist das mächtig beeindruckend und man kommt sich richtig klein und unbedeutend vor. Dabei vermitteln diese Bäume zugleich ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Majestätisch und beruhigend wirken sie durch ihre schiere Größe, die grobe, strukturierte Rinde und die verzweigten Äste, die insgesamt ein riesiges grünes Gebilde ergeben, die Masse an Holz und Nadeln, alles wunderschön geformt – man könnte einfach nur da stehen mit dem Kopf im Nacken und schauen.


Geschrieben von flat eric am 22.12.2022 um 13:30:

14.09.2022 Three Rivers – Kings Canyon NP – Sequoia NP – Squaw Valley
Entlang des Generals Highway durchstreiften wir weiter die Sequoiawälder und machten Halt bei den größten Exemplaren, die alle nach berühmten Generälen benannt sind, etwa General Sherman und General Grant. Der General Sherman Tree ist vom Volumen und Gewicht der größte Baum der Erde: 1.487 m³ und 1.256 Tonnen! Und er ist ca. 2200 Jahre alt. Der General Grant Tree wiederum hat den größten Stammdurchmesser: 12 Meter! Er ist mit seinen 1700 Jahren noch ein vergleichsweiser Jungspund. Die Wegweisung zu den Bäumen ist gut, vom Parkplatz geht man nur wenige Minuten auf breiten, geteerten Wegen. Das Ganze ist ungeheuer überwältigend und lässt einen staunend zurück. Am Abend landeten wir in Squaw Valley bei einer recht abgelegenen, aber sehr netten Villa mit großem Pool und einer äußerst freundlichen Gastfamilie. Zum Abendessen fuhren wir 15 Meilen in die nächste größere Ortschaft. Bereits da fielen uns die endlosen Obstplantagen auf, Zitronen, Orangen, soweit das Auge reicht. Auch riesige Erdbeerfelder gab es – jetzt wissen wir, wo das ganze Zeug herkommt.


Geschrieben von flat eric am 22.12.2022 um 13:34:

15.09.2022 Squaw Valley – Fish Camp
Heute mal ein recht unspektakulärer Tag, Überführung zum Ausgangspunkt für den nächsten Höhepunkt: Yosemite NP! Wir hatten ein tolles Zimmer in einem Cottage mitten im Wald, genial. Beim Einchecken erzählte ich, dass wir am nächsten Tag in den Yosemite fahren wollten und da kam die Frage: haben Sie eine reservation? Reservation?! Nein, haben wir nicht – brauchen wir eine? Ja, von Mai bis September: ohne Reservation keine Einfahrt in den Park. Mist, wo bekommen wir jetzt auf die Schnelle sowas her? Naja, nirgends. Der Concierge wusste einen Ausweg: wenn wir nach 16 Uhr oder vor 6 Uhr in den Park reinfahren, wird nicht kontrolliert und wir brauchen dann keine Reservation. Ok, also…..


Geschrieben von flat eric am 22.12.2022 um 13:39:

16.09.2022 Yosemite NP – Tioga Pass – Mono Lake
….Abfahrt 05:30 Uhr bei 5° und Dunkelheit. Nachdem wir im Park drinnen waren, haben wir bei der Tankstelle gewartet, bis es einigermaßen hell war und sind dann weitergefahren. Irgendwann kamen wir durch einen Tunnel und dahinter hatte sich eine Menschenmenge versammelt. Also raus auf den Parkplatz und schauen, was es denn da gibt. Der Platz hieß „Tunnel View“ und man blickt von dort aus direkt in das Tal des Merced River, dem Herzstück des Yosemite NP. Und alle warteten da mit gezückten Kameras - auf den Sonnenaufgang! Wir standen auch etwa 30 Minuten und es war faszinierend, wie das Licht immer mehr hinter den Bergen vorkam und schließlich der erste Strahl drüberleuchtete. Ja, da lohnt sich das Warten (in der Kälte). Weiter ging’s zum Yosemite Village, frühstücken. Anschließend gingen wir zu den Wasserfällen, die aber leider nur ein dünnes Rinnsal waren – Wasserknappheit allerorten. Man kann sich aber gut vorstellen, wie es ist, wenn die Wassermassen entlang der Felsen runterstürzen. Über den Tioga Pass fuhren wir weiter zu unserem Tagesziel, Lee Vining am Mono Lake. Ein kleines, nettes Nest, wo wir u.a. auf ein lustiges Hippiepärchen trafen, die mit ihrem Bus seit zwei Jahren durch die Lande ziehen.


Geschrieben von flat eric am 22.12.2022 um 13:41:

17.09.2022 Bodie – South Lake Tahoe
Wir machten einen Abstecher zur Geisterstadt Bodie, einem Relikt aus der Goldgräberzeit. Teilweise in recht gutem Zustand, einige Häuser werden sogar bewohnt, um die Stadt zu erhalten. Eine State Trooperin erzählte etwas über die Geschichte, Aufstieg und Fall, sehr interessant.Tagesziel war der Lake Tahoe, ein beliebtes Ausflugsziel. Wir übernachteten in South Lake Tahoe, einer geteilten Stadt, teils in Nevada, teils in Kalifornien. Potti fand ein Europäisches Restaurant, geführt von Tschechen, die Chefin aus Prag (wo auch er geboren ist). Es ergab sich ein nettes Gespräch in der gemeinsamen Landessprache und u.a. erzählte sie, dass sie das Lokal demnächst aufgeben werden, weil sie es wirtschaftlich nicht mehr stemmen können. Für den Laden bezahlen sie eine monatliche Pacht von 19.000 $!


Geschrieben von flat eric am 22.12.2022 um 13:52:

18.09.2022 Lake Tahoe – San Francisco
Viel Autobahn auf dem Ritt nach SF. Dazu setzte etwa in Sacramento Regen ein, begleitet von heftigem Wind. Das war zunächst nicht weiter tragisch, bis wir von Oakland über die Bay Bridge in die Stadt reinfuhren. Wir mussten uns gewaltig gegen die Windböen stemmen und krochen mit 25 Meilen auf der rechten Spur über die Brücke. Bei jedem Metallgitter, durch das das Wasser abfließt, versetzte es unsere Maschinen um 25-30 cm in Richtung Leitplanke – echt spannend. Als wir die Brücke passiert hatten, hörte der Regen auf. Dann kam die Achterbahn in den Straßen von San Francisco. Bergauf, bergab und an der Kuppe dergestalt, dass man nicht sah, wie es weitergeht! Und bergab war oftmals ganz schön steil. Das Ganze bei nasser Straße, 8 Zentner Motorrad unterm Hintern und dann an der Kreuzung stehenbleiben, da ist Gefühl beim Bremsen angesagt.


Geschrieben von flat eric am 22.12.2022 um 13:57:

19.09.2022 San Francisco
An dem Tag sind wir 16 Kilometer durch die Stadt gelatscht – und wir haben keinen Meter bereut! Wir hatten auch ein Riesenglück mit dem Wetter, blauer Himmel, Sonnenschein, klare Sicht, ein Traum. Natürlich die obligatorische Fahrt mit der Cable Car, das rumpelt und rattert ganz ordentlich. Auch hier wieder das Auf und Ab über die Hügel der Stadt. Dann ging es zu Fuß weiter auf der Market Street. Zu unserem großen Erstaunen war es für so eine große Stadt sehr ruhig, keine hektische Betriebsamkeit, alles ging gesittet und gechillt zu. Viele Radfahrer auf extra Radwegen, Busse, Trambahnen, recht ungewöhnlich. Schließlich sind wir am Pier 1 angelangt und schlenderten am Hafen entlang bis rauf zum Pier 39, Hardrock Café und Fisherman’s Warf. Ich entdeckte auch eine europäische Bäckerei - mit der Mohnsemmel durch San Francisco, das hat was! Den Abschluss bildete der Coit Tower, ein Aussichtsturm auf einem Hügel, von dem man einen sagenhaften Überblick über die ganze Stadt hat.


Geschrieben von phantomf4 am 22.12.2022 um 13:58:

Geiler Trip!

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gruss aus Niederkassel

Der grösste Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der GRÜNE Denunziant!!


Geschrieben von flat eric am 22.12.2022 um 14:00:

20.09.2022 Golden Gate Bridge – Highway 1 – Carmel
Die Brücke ist wahrhaftig ein Meisterstück und ein einmaliger Anblick von jeder Perspektive aus. Und wenn man sich vorstellt, mit welchen Mitteln die ab 1933 gebaut wurde – Hut ab! Der Highway 1 an der Pazifikküste entlang ist ein Kapitel für sich, eine absolute Traumstraße, für die man sich genügend Zeit nehmen sollte. Auch hier war uns das Glück hold, es war weiterhin gutes Wetter und wir konnten die Fahrt in vollen Zügen genießen. Immer wieder atemberaubende Ausblicke auf das Meer, die Wellen rollten an den Strand, zerklüftete Felsen, von der Brandung geformt, 1000 glitzernde Wellenberge auf dem Wasser – es ist verführerisch, dauernd nach rechts auf den Pazifik zu schauen, anstatt auf die Straße vor einem. Dabei sind die nicht weniger traumhaft, sanfte Kurven, rauf und runter, dazu schicke Häuser, vom Wind gebeugte Bäume, Erdbeerfelder (sic!), man kann sich einfach nicht satt sehen. Übernachtung in Carmel by the Sea, ein zauberhaftes, sehr wohlhabendes Städtchen mit teils recht geschmack- und stilvoll gestalteten Häusern, exquisiter Gastronomie und noblen Läden. Wir aßen üppig in einem griechischen Restaurant und kamen dabei noch in den Genuss passender Livemusik mit Gitarre und Gesang.


Geschrieben von flat eric am 22.12.2022 um 14:02:

21.09.2022 Carmel – Morro Bay
Weiter ging’s auf dem Highway 1, immer am Meer entlang, durch Big Sur, diverse State Parks, eine Meile schöner und beeindruckender als die andere. In Morro Bay hatten wir eine Unterkunft direkt am Hafen und aßen in einem Lokal, wo es fangfrischen Fisch in allen Variationen gab.


Geschrieben von flat eric am 22.12.2022 um 14:04:

22.09.2022 Morro Bay – Solvang
Die vorletzte Etappe führte uns nach Solvang, eine dänische Stadt, gegründet von drei ausgewanderten Dänen. Potti war vor Jahren schon mal da und wollte das gerne nochmal sehen: absolut sehenswert, man fühlt sich wie in einer anderen Welt. Architektur wie in Skandinavien, Windmühlen, dänische Bäckereien (TRAUMHAFT!), dänische Brauerei mit Restaurant, dazu eine gemütliche Unterkunft mit Pool und Dänischem Buttergebäck als Willkommensgruß. Am nächsten Morgen erhielten wir einen Gutschein für ein Frühstück in der Bäckerei gegenüber, sagenhaft: echtes Porzellangeschirr, Metallbesteck, richtige Semmeln (Brötchen), guter Kaffee, Butter, Marmelade – wer mal in der Gegend ist, sollte sich das nicht entgehen lassen.


Geschrieben von flat eric am 22.12.2022 um 14:06:

23.09.2022 Solvang – Los Angeles
Letzter Fahrtag, Highway 1 über Santa Barbara und Santa Monica zum Pier mit dem Ende der Route 66. Ein letzter Blick auf den Pazifik und den Strand, dann ab zum Hotel Marina del Ray, Gepäck abgeben. Weil wir gut in der Zeit lagen, fuhren wir gleich noch zu Eagle Rider, Motorräder abgeben. Tja, das war’s dann: 6563 spannende Kilometer haben wir zurückgelegt und jeder einzelne war ein Traum. Zurück im Hotel trafen wir uns mit Pottis Schwester und Bruder. Wir aßen zusammen und flanierten dann noch am Venice Beach entlang – eine verrückte Welt für sich.