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Geschrieben von Dutton am 11.07.2019 um 00:20:

Dass meine Maschine nicht original, sondern im sog. bobber-style hergerichtet wurde, ist mir schon klar. Das geschah seinerzeit, wie Du ja auch angemerkt hast, standardmäßig. Ich bezeichne das einfach mal als "zeitgenössischen Umbau".

Die spannende Frage ist jetzt aber, wie ein professioneller Gutachter diesen Umstand bewertet. Werden schlichtweg (gravierende) Abzüge vom festgelegten Marktwert der originalen Militärmaschinen vorgenommen oder unterliegen zivile Umbauten einem eigenen Bewertungsschema?

Der Gutachter, mit dem ich gesprochen habe, war sehr angetan davon, dass das Mopped fast ausschließlich aus solchen originalen Teilen zusammengesetzt ist (Motor, starrer Rahmen, Reifen, Bremsen, Springergabel, Tacho usw.), also keine modernen Scheibenbremsen oder ähnliches modernes Zubehör verbaut wurden. Andererseits fehlen natürlich viele Teile, die zwingend zu einer originalen Militärmaschine gehören. (Anmerkung: Ich habe an einigen Stellen grüne Farbe entdeckt, so beispielsweise an den Schrauben, die die Hinterradfelge an der Bremsplatte befestigen ... Augenzwinkern vielleicht hilft das ja)

Bin jedenfalls sehr gespannt, was bei der ganzen Prozedur letztlich herauskommt. Aber sei's drum: Mir ist zunächst nur wichtig, dass mir das Motorrad in seiner speziellen Optik ausnehmend gut gefällt und ich im Fall von Diebstahl oder Zerstörung über die Vollkaskoversicherung wenigstens einen Teil dessen, was ich dafür bezahlt habe, wieder bekomme.

Alles Gute

Hajo


Geschrieben von mjb am 11.07.2019 um 01:23:

Thema Versicherung: Wo hast du die Maschine versichert? Und versichert dir deine Versicherung den Gutachtenwert?
Ich hatte da schon mit meiner Shovel bissle Zirkus....dann die gute alte Allianz „gefunden“ und die haben mir den Gutachtenwert voll versichert smile

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Dosis sola venenum facit


Geschrieben von Vtwin-Junkie am 11.07.2019 um 09:16:

Dutton:
Gutachter haben von der History keine bis wenig Ahnung, etwas besser kennen sich spezielle Oldtimergutachter aus, wie z.b. bei Classic-Data.
Diese Herren gleichen in der Regel nur die Daten ab, schauen in Ihre Listen und benennen einen Wert.
Kein Gutachter kennt die speziellen Geschichten der vielen Marken.
Sie verlassen sich oft auf die Angaben der Besitzer.
Ein Bobberumbau ist Zeitgenössisch und daher auch Original, im Wert darf dafür nix abgezogen werden.
Z.B. erzielen gut gemachte Hot Rods erheblich mehr Wert als alte originale Fahrzeuge, das nur mal nebenbei!


Geschrieben von mjb am 11.07.2019 um 09:45:

Vtwin-Junkie: was für eine Indian fährst du denn?

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Geschrieben von Vtwin-Junkie am 11.07.2019 um 17:18:

Ich fahr ne neue Scout Bobber.
Nach fast 40 Jahren mit Oldtimern mag ich nicht mehr Schrauben...Augenzwinkern


Geschrieben von mjb am 11.07.2019 um 20:17:

Ja...das ist auch nachvollziehbar
kannst mal ein schönes Bild posten?

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Geschrieben von Vtwin-Junkie am 11.07.2019 um 20:31:

Gerne!


Geschrieben von mjb am 11.07.2019 um 20:32:

Schönes Teil!!! 

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Geschrieben von Dutton am 12.07.2019 um 08:28:

Wirklich tolles Teil! 🤗

Wenn ich gewusst hätte, dass es so einen Bobber auch in neu gibt, hätte ich mich natürlich dafür anstelle anstrengenden Alteisens entschieden ... 😉

Nein, im Ernst: Das sind in der Tat wohl völlig verschiedene Baustellen: Die eine Maschine ist zum Fahren, die andere mehr zum Schrauben und Liebhaben. 😍

Auch ich beschäftige mich hobbymässig seit rund 40 Jahren mit alten Fahrzeugen und muss gestehen, dass mich das „Schrauben“ an nachvollziehbarer Mechanik immer noch fasziniert. Meine Frau ist schon ganz ungehalten, dass unsere Ausfahrten in die schöne Eifel rar geworden sind, seit die WL in der Garage steht. Ich habe ihr versichert, dass dies - wieder mal - ein vorübergehender Zustand ist und Alles zur Normalität zurückkehrt, sobald die alte HD „läuft“. Zurzeit aber hänge ich in jeder freien Minute an dem Altteil und kriege das Schwarze unter den Fingernägeln nicht weg. Bin gespannt, wann auch ich davon mal genug habe ... 🤔


Geschrieben von Mondeo am 12.07.2019 um 11:05:

Sobald die alte HD „läuft“fröhlich  Also zum schrauben, wirst du an der immer etwas haben. Arme Fraufröhlich


Geschrieben von Belmondo am 12.07.2019 um 13:07:

Die WL läuft schon irgendwann, meine hat mich noch nie im Stich gelassen seit 7 Jahren. Schrauben musst du ständig aber ich bin noch immer heimgekommen. Das eine oder andere Teil geht zwar mal verloren aber
das machte bisher nix aus, man muss halt immer Draht und Klebeband dabei haben.

Bei solchen Maschinen freust du dich wenn alles gut geht, bei Modernen ärgerst du dich wenn mal was passiert.


Geschrieben von Dutton am 14.07.2019 um 23:07:

Hallo zusammen,

in der Tat: Arme Frau ...

Nachdem ich die letzten Tag (Urlaubswoche) fast ununterbrochen an der Harley gearbeitet hatte (bis auf Motor und Getriebe alles komplett zerlegt und teils neu aufgebaut), waren die Probleme mit Zündung und/oder Vergaser immer noch da.

Bin gestern nach Abblitzen der elektronischen Zündung (genau nach Anweisung: Kerzen raus, Daumen auf den vorderen Zylinder; sobald sich Druck aufbaut im Arbeitstakt, die Kurbelwelle weiter drehen, bis die Markierung im Schauloch erscheint; dann am Verteiler den Punkt finden, wo die rote LED wechselt) rd. 40 km (neuer Tachoantrieb funktioniert – noch ...) ganz ordentlich gefahren, allerdings mit der üblichen Besonderheit, dass sich die Drehzahl beim Gaswegnehmen manchmal nicht ausreichend reduziert, also nicht auf Leerlaufniveau fällt.

Diese Erscheinungen hatte ich ja vorher schon etwas abgemildert bekommen dadurch, dass ich eine zusätzliche Feder auf den Vergaserschieber (Mikuni) gebaut und die Leerlaufeinstellschraube ganz raus (funktionslos) gedreht habe. Letzteres hat natürlich den Nachteil, dass die Maschine öfter mal ausgeht, aber das Anspringen danach war - meist - kein großes Problem.

Als ich allerdings wieder zuhause angekommen war und nach ca. 1 Stunde nochmal starten wollte, tat sich nichts: Der Kickstarter schlug zurück und es knallte aus Vergaser und Auspuff. Jetzt - nach dem ungefähr 15ten Einstellungsversuch - war meine Geduld endgültig erschöpft: Die elektronische Zündung spinnt und fliegt raus!

Das ging dann auch recht schnell; die beiden Anschlusskabel habe ich lediglich durchgeknipst für den Fall, dass ich doch nochmal auf die Idee kommen sollte, die e-Zündung einzubauen. Also Kontakte wieder rein, Abstand auf 0,5 mm eingestellt, die ganze Prozedur oben bis hin zum Abblitzen nochmal durchgeführt. Jetzt hatte ich die naive Erwartung, dass alles auf den ersten Antritt funzen müsste: Absolute Fehlanzeige! Der Kickstarter schlug wie wild zurück und es knallte heftig bei den ersten Startansätzen.

Ich war ratlos. Aber dann kam mir die Idee, mir nochmal die Bilder anzuschauen, die ich beim Kauf der Maschine gemacht hatte, und siehe da, der Kontaktarm zeigte da in eine völlig andere Richtung als nach meiner soeben durchgeführten Einstellung. Und schließlich war die Harley damals bei Übergabe ja anstandslos gelaufen ...

Ich also wieder raus, den Verteiler einfach nach rechts weitergedreht, bis der Kontaktarm auf dieselbe Stelle wie die Anfangsbilder zeigte (Kabelaustritt der Zündverstellung; vorher eher Richtung Hinterrad). Tatsächlich reagierte das Mopped mit problemlosem Start. Ich konnte mir das absolut nicht erklären. Abblitzen löste das Rätsel dann: Die Zündlochmarkierung zeigt nicht den Zündzeitpunkt des vorderen, sondern den des hinteren Zylinders an! Das Bild gibt die ungefähre Stellung der Kurbelwellenmarkierung beim Abblitzen des vorderen Zylinders wieder; der hintere steht dann genau so, wie es sein soll, also exakt in Übereinstimmung mit der statischen Markierung.

Bis dahin alles gut soweit, das Teil lief wieder, aber irgendwie wie ein Sack Nüsse (so wie bei einem Vierzylinder, der nur auf 3 Pötten läuft). Da fiel mir ein, dass ich seinerzeit bei erster Durchsicht den viel zu großen Kontaktabstand kritisiert hatte. Warum sollte der nicht jetzt auch zum Gesunden des Motors beitragen?

Also den Abstand wieder auf rund 2 mm vergrößert, und siehe da: Beim nächsten Start sofortiges Anspringen, aber extrem hohe Drehzahl. Zündung weiter auf Spät gestellt. Drehzahl wieder normal und bis jetzt erscheint alles stabil. Probefahrt steht allerdings noch aus.

Ich habe übrigens auch den Tank gesäubert, den Vergaser nochmal zerlegt und durchgeblasen sowie den Benzinfilter wieder eingebaut. Denn vorher fiel auf, dass der Motor nur mit leichtem Choke lief. Stellte man den ganz zurück, fing der Motor an zu patschen, was ich auf Spritmangel zurückführte. Keine Ahnung, was sich da jetzt gerichtet hat, aber der Motor läuft nunmehr auch ohne Choke wieder. Vor allem das Standgas kann jetzt so niedrig gestellt werden, wie sich das für eine solch alte Harley gehört.

Unter der Woche habe ich mich für ein paar hundert Euronen mit neuen Bremsbacken und etlichen anderen Ersatzteilen eingedeckt. Die neuen Backen am Hinterrad führten dann aber dazu, dass die Verbindungsstange zum Fußpedal zu kurz war. So kann man durchaus locker ein paar Stunden damit verbringen, eine nicht allzu auffällige Ersatzlösung zu improvisieren (siehe Bild).

Interessant ist auch, dass eine völlig veränderte Hinterachse montiert ist. Daher lässt sich das Rad nur komplett mit Bremse rausnehmen; glücklicherweise funktioniert das, ohne dass das Schutzblech ausgebaut werden muss. Bis ich kapiert hatte, dass die übliche Ausbauanweisung bei meinem Mopped nicht passt ...

Die Zündverstellung habe ich auf Handbetrieb umgestellt, also auf den Bowdenzug zum Lenker verzichtet, zumal der Zug ohnehin nicht - wie im Original - im Drehgriff untergebracht ist.

Ob es eine gute Idee war, Gummiauflagen auf die auch so recht gut aussehenden Trittbretter zu montieren, weiß ich nicht. Ich habe aber vorsichtshalber nur geklebt und nicht zusätzlich auch genietet, denn dafür hätte ich Löcher bohren müssen.

Und die kürzlich erst angeschaffte Getriebeeinstellschraube habe ich verloren. Die neue ist jetzt gegen Verlust mit Kabelbindern gesichert.

Alles in Allem war das eine Woche ganz im Zeichen des Alteisens. Meiner Frau gegenüber konnte ich das Entfallen anderweitiger Aktivitäten denn auch mit dem überwiegend durchwachsenen Wetter begründen. Außerdem habe ich in Aussicht gestellt, dass es das bald war mit dem alten Teil und wir in Kürze wieder im Normalmodus laufen können ... mal sehen, ob ich mich damit zu weit aus dem Fenster gelehnt habe ...

Viele Grüße

Hajo


Geschrieben von Mondeo am 15.07.2019 um 00:47:

Schöne Geschichte. Ich mag das. Und so wie du das erklärst erinnert mich das an früher wie ich an meiner MZ und an meinem Wartburg geschraubt hatte.


Geschrieben von Bernde am 15.07.2019 um 09:04:

zum zitierten Beitrag Zitat von Dutton
und siehe da, der Kontaktarm zeigte da in eine völlig andere Richtung als nach meiner soeben durchgeführten Einstellung.

D.h. Du bist eine Zeit lang mit arg verstellter Zdg gefahren. cool
=> Kaum macht man´s richtig, schon funktioniert´s.



Der Kontaktabstand >> 0,5mm bedeutet bei höheren Drehzahlen den Verlust von Funkenenergie, weil sich die Spule nicht mehr richtig laden kann (Bild).



Die Einstellreihenfolge:
  1. Kontaktabstand
  2. ZZP


Evtl. ist der Kondensator hinüber (?).

 

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   Grüßung Bernde
 


Geschrieben von Dutton am 15.07.2019 um 09:50:

Stimmt nicht ganz: Da die Maschine sonst fast ausging und ich immer heraushöre, ob‘s einem Motor gut geht, bin ich die meiste Zeit - elektronisch - mit erheblicher Spätzündung (gemäß Abblitzbild) gefahren, was sich im Nachhinein betrachtet ja als richtig herausgestellt hat.

Der Kondensator könnte in der Tat nicht mehr der beste sein. Bei entfernter Verteilerkappe blitzt es leicht zwischen den Kontakten. Werde umgehend Kontakte und Kondensator austauschen, um sicher zu gehen.

Was mich aber brennend interessiert: Wieso zeigt die Kurbelwellenmarkierung allen Beschreibungen zum Trotz nicht den ZZP des vorderen Zylinders an?