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und weiter sooooo.....
Gruß & gute Nacht vom stitch....
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Was kann Harley - Davidson dafür, welche Ärsche auf ihr sitzen ?
One of these days, I change my evil ways....
...Das mit der halben Stunde kam in etwa hin. Wolfgang hatte offenbar eine Vorliebe für Nebenstrecken. Wir fuhren über einige schmale und gewundene Sträßchen, auf denen gelegentlich Traktoren und andere landwirtschaftliche Gefährte unterwegs waren. Das Tempo war dementsprechend eher verhalten.
Das macht auch durchaus Sinn, denn wer schon einmal nach einer flotten Kurve plötzlich vor einem querstehenden Heuwender eine Vollbremsung hinlegen musste … der fährt von da an behutsamer.
Wenn er es dann hinbekommen hat. Was nicht unbedingt immer jedem gelingt!
Derartige Begegnungen der unheimlichen Art kannte ich von meinen Heimatstrecken. Im Gegensatz zu einigen meiner Bekannten habe ich diese Erfahrungen noch in mein Fahrprogramm einbauen können.
Heuwender, Mähdrescher und ähnliche Geräte sind prinzipiell unüberwindbare Hindernisse. Die real existierende Aufprallzone besteht in der Regel aus zahlreichen scharfkantigen und spitzen Metallwerkzeugen.
Dazu kommt dann noch meistens eine völlig verdreckte Fahrbahn.
Wer falsch bremst, verliert. Wer zu spät bremst, auch.
Der Rest braucht Glück.
Ob nachträgliches Beten dann noch irgendwelche Effekte hat, weiß ich nicht.
Aber der Betroffene höchstselbst hat auch meist kaum noch die Gelegenheit, die prophylaktische Wirkung eines Stoßgebetes zu testen.
Deshalb habe ich mir angewöhnt, auf derartigen Strecken die ganze Sache ruhig anzugehen. Das hat bisher gut funktioniert.
Ackerboden und Grasbüschel auf der Fahrbahn beeindrucken einen GS-Fahrer meist weniger als einen Piloten mit diesen profilarmen Breitreifen.
Die Ducatis und die R1 fuhren jedenfalls in wilden Schlangenlinien durch die landschaftlich reizvolle Umgebung.
Eine kleine Schotterstrecke hätte mein Herz sicherlich auch noch erfreut, aber leider war uns das an diesem Tage nicht vergönnt.
Man kann eben nicht alles haben … aber ein kräftiges Zweitfrühstück ist ja manchmal auch nicht zu verachten.
Der eine der beiden Ducatifahrer tat sich etwas schwer mit dem Frühstück. Er hatte eine geschwollene Oberlippe. Überhaupt waren die beiden Ducatisti nicht sehr gesprächig an diesem Morgen.
Wolfgang zeigte dann Interesse an den roten Rennern. Das wiederum sorgte für einen wahren Redeschwall der beiden Spezialisten. Die angeblichen Kleinserien-Edelboliden waren wirklich perfekt fein getunt.
Hier geklöppeltes Titan, dort handgeschnitztes Magnesium. Diverse Carbonteile und natürlich genauestens abgestimmte Dämpferelemente und Auspuffanlagen. Alles nur vom Feinsten.
20.000 Euronen hatte Joachim der Anlageberater für dieses Wunderwerk italienischer Motorradbaukunst ausgegeben. Sein Kollege hüllte sich diesbezüglich in Schweigen.
Joachim bezeichnete sich selbst als einen Perfektionisten. Deshalb konnte er natürlich mit der Standardausführung nicht wirklich glücklich werden. Das war ja wohl logisch.
Manche mögen sich ja mit diesen diversen Großserienprodukten zufriedengeben.
Sein herablassender Blick in Richtung meiner GS machte deutlich, was mit Großserie gemeint war. Die R1 ignorierte er völlig.
Aber letztendlich geht doch nichts über eine perfekt an den Fahrer angepasste Fahrmaschine. Das musste doch wohl jedem der Anwesenden einleuchten.
Die dicke Lippe stand ihm wirklich gut, dem Joachim.
Rainer tigerte während dieses Vortrages in einem weiten Kreis um die roten Renner herum. Keinesfalls bewundernd oder neugierig sondern eher skeptisch und kritisch. Er wirkte wie ein Polizist, der ein gestopptes Fahrzeug inspizierte. Mit geschultem Blick auf der Suche nach irgendwelchen baulichen Mängeln. Auch er hatte ja seine R1 mit einigem Aufwand optimiert und individualisiert. Eigentlich hätte er begeistert Beifall klatschen müssen.
Brothers in arms … sozusagen.
Aber er schwieg und schien diese anscheinend perfekte Arbeit nur widerwillig akzeptieren zu wollen.
Warum die nächste Gruppe nicht eintraf, wurde dann schnell klar. Wolfgang fuhr mit uns teilweise eine andere Strecke. Den offiziellen Grund für dieses eigentlich unübliche Verfahren teilte er uns nicht mit.
Wolfgang hatte vermutlich den Spezialauftrag uns von den Hauptstraßen und von unbeteiligten Verkehrsteilnehmern fernzuhalten. So kam es mir jedenfalls vor.
Das war auch grundsätzlich keine schlechte Idee.
Auf diese Art würden Verluste unter der Zivilbevölkerung vermieden.
Wir näherten uns dem ersten richtigen Pass. Wolfgang rollte blinkend am rechten Fahrbahnrand entlang und deutete mit ausgestrecktem linken Arm auf die Straße. Dann hob und senkte er den ausgestreckten Arm in schneller Folge.
Feuer frei … das Signal für freie Fahrt.
Bisher eigentlich völlig unüblich bei der Express-Week. Rainer reagierte schneller als die Ducatis. Laut aufheulend schoss die R1 an allen vorbei und nahm Kurs auf die Passhöhe. Irgendwie hatte ich mit so einer Aktion gerechnet und deshalb schon mal prophylaktisch den Kampfgang eingelegt.
Der Zeiger des Drehzahlmessers zeigte auch schnell auf 2 Uhr… noch mehr Drehmoment konnte ich nicht mobilisieren. Schnell durchladen … und ab die Post.
Laut trompetend verfolgte die Gelbe die hektisch davon eilende R1. Die Felswände verstärkten das Gebrüll des Zach und schienen die Ducatis kurzfristig eingeschüchtert zu haben.
Ich suchte die Ideallinie und behielt Rainer im Auge. Der wackelte und schien ein wenig schnell für die erste Kurve gewesen zu sein.
Er blieb am Scheitelpunkt fast stehen und brauchte die gesamte Fahrbahnbreite. Bevor er sein Getriebe wieder sorti2ert hatte, war ich schon an ihm dran.
Dran … und vorbei. Sofort machte ich die Linie zu und bremste ihn aus.
Böse und laut heulte die R1 hinter mir auf. Die Ducatis bollerten heran.
Wir waren nun alle vier dicht zusammen, und das wütende Kampfgeschrei von insgesamt mehr als 500 PS wurde von den hohen Felswänden reflektiert.
Ich kannte die Auffahrt und wusste genau, dass sie mich auf der nächsten langen Geraden packen würden.
In der folgenden Kurvenkombination konnte ich mich noch behaupten, aber schon am letzten ansteigenden Kurvenausgang brüllte links neben mir eine Ducati triumphierend auf.
Der Idiot zog sofort rechts rüber und ich musste vom Gas und gleichzeitig nach rechts ausweichen. Die Gelbe taumelte wie ein Boxer, der einen schweren Treffer einstecken musste. Im letzten Moment konnte ich noch den ersten Gang reintrampeln und deshalb auf den Rädern bleiben.
Hinter mir hatten sich die zweite Ducati und die R1 ineinander verbissen.
Synchron steigerte sich das Heulen und Bollern und kam sehr schnell näher.
Die Gelbe hatte sich wieder gefangen und versuchte verzweifelt ihren Verfolgern zu entkommen.
Die Gerade endete sichtbar an einer Kuppe. Ich holte alles aus der Gelben raus und bereitete mich auf den vollen Einsatz des Bremskraftverstärkers vor.
Mein Gegner wurde schlagartig unsichtbar. Nur sein Gebrüll war noch zu hören.
Hinter der Kuppe ging es ziemlich steil bergab. Die Spitzkehre kam für ihn wohl unerwartet und war zudem brutal eng. Der Blödmann auf seiner Edelducati verlor schlagartig die Kontrolle. Der Arsch wackelte zweimal hin und her, und als er sich dann aufrichtete, rutschte das 20.000-Euro-Teil, wie von einem Pferd getreten, hinten weg. Das rote Plastikgeschoss knallte vor die Leitplanke und schleuderte wichtige Anbauteile in die Landschaft. Der demolierte Rest prallte zurück und drehte sich zweimal um die eigene Achse.
Zum Glück hatte mein ABS bereits seine segensreiche Arbeit aufgenommen.
Es ratterte und blinkte und die Gelbe zitterte wie im Schüttelfieber.
Ich konnte nur und musste auch irgendwie links vorbei, und bremste mir fast die Hose nass. Der bunt schillernde Fleck auf der anderen Fahrbahnseite war wohl ursächlich für den Abflug des roten Renners verantwortlich.
Schwein gehabt!
Wenn der Penner mich eben nicht abgedrängt hätte … dann würden jetzt hier Kuhtrümmer die Landschaft verunzieren.
Die Ersten werden die Letzten sein.
Schon erstaunlich, wie viele Gedanke einem in knapp einer Sekunde so durch den Kopf gehen.
O.k … dann wollen wir mal sehen, wie unser Perfektionist die Rutschpartie überstanden hat.
...Ich stoppte hinter der Spitzkehre und stellte die Gelbe am rechten Rand der Fahrbahn ab.
Beide Blinker gleichzeitig betätigen - aktiviert die Warnblinkanlage. Tapfer reckte die Gelbe ihren Schnabel in Richtung des Gegenverkehrs und blinkte dabei eifrig mit allen vier Blinkleuchten. Meinen Helm legte ich auf dem Boden ab und eilte dann zurück zum Ort des Geschehens.
Joachim hatte sich bereits auf die Leitplanke gerettet und schien sein Werk ehrfürchtig zu betrachten.
Rainer und die zweite Ducati hatten es auch noch irgendwie geschafft zum Stehen zu kommen. Ich forderte Rainer auf, sofort zu wenden und hinter der Kuppe die Straße abzusichern.
Hätte ja sein können, dass irgendwelche wild gewordenen Motorräder unterwegs waren. Wer jetzt zu schnell über die Kuppe kam, hatte nämlich keinen Platz mehr, um auszuweichen.
Eifrig blinkend und hupend rollte Rainer los. Für Spezialaufträge war er immer schon empfänglich.
Joachim hockte immer noch auf der Leitplanke, hatte aber inzwischen den Helm abgenommen. Rolf und die Fazer rollten heran und parkten hinter der immer noch eifrig blinkenden Gelben. Hektisch begannen sie damit, die teuren roten Anbauteile von der Fahrbahn zu klauben und am Straßenrand aufzuschichten.
Die waidwunde Ducati konnte nun auch ihre flüssigen Bestandteile nicht mehr bei sich behalten, und sonderte irgendwelche Substanzen auf die Fahrbahn ab.
Gemeinsam mit Uwe, dem zweiten Ducatifahrer, versuchte ich die nun ultimativ demolierte Fahrmaschine aus dem Gefahrenbereich zu entfernen. Dies erwies sich allerdings als schwieriges Unterfangen, weil die verdrehte Gabel mit dem nun krummen Vorderrad jegliche Rollversuche vereitelte.
Mit vereinten Kräften zerrten und schleppten wir dann den Trümmerhaufen an den Straßenrand.
Joachim beobachtete unsere Bemühungen von seiner Leitplanke aus. Mit einem stoischen, ja fast debilen Gesichtsausdruck.
Nun endlich traf auch Wolfgang ein und übernahm sofort ruhig und gelassen die Leitung der Operation.
„ Wenn dös a Pferd woar… tät ichs ohschießen, wirklich schoad drum“, erklärte er dem teilnahmslos in die Landschaft starrenden Joachim.
Diese finale Diagnose schien den Besitzer der wirklich übel ramponierten italienischen Schönheit wachgerüttelt zu haben.
Er erhob sich stöhnend von seiner Leitplanke und hinkte mühsam zu den Überresten seiner Maschine.
Voller Anteilnahme versammelte sich die ganze Gruppe um den trauernden Perfektionisten und seine geschundene Italienerin.
Die gesamte Szenerie erinnerte irgendwie an eine Friedhofsequenz aus einem Mafiafilm. Keine wirkliche Trauer sondern nachdenkliche Verarbeitung eines unvermeidlichen Geschehens.
Jeder wusste, dass es so kommen musste, das gehörte einfach dazu. Insgeheim war wohl auch jeder froh, dass es einen anderen erwischt hatte. Diesmal jedenfalls …
Wolfgang beendete das Trauerspiel und telefonierte mit seinem Handy herum.
Einmal mit der Straßenwacht, wegen der Ölflecken und dann noch mit dem Hotel, wegen des Transporters.
Alles Routine, selbst für einen Aushilfsguide wie Wolfgang.
Joachim hatte sich ordentlich die Hüfte geprellt. Seine perfekte Schutzkleidung hatte zwar gelitten, aber ihre Pflicht erfüllt. Kopf, Knie und Hände waren intakt. Wobei man aber gerade beim Kopf lediglich eine Außeninspektion vornehmen konnte.
Wie es drinnen aussah … aber vielleicht war das auch besser so.
Wolfgang platzierte ein Warndreieck unmittelbar vor dem Ölfleck und gemeinsam schafften wir sämtliche Überreste der Ducati an einen halbwegs sicheren Platz neben der Straße.
Jetzt hieß es warten.
Der Guide ist verantwortlich für den Abtransport und die Versorgung von Mensch und Maschine. Das war schon immer so … im Bikerhotel.
Die Gruppe darf sich dann überlegen, was sie inzwischen macht.
Wir überlegten also.
Auf der Passhöhe gab es nicht nur eine tolle Aussicht, sondern auch ein stilechtes rustikales Restaurant. Bis auf Uwe und Wolfgang, die als Wächter zurückblieben, begaben wir uns alle an diesen schönen Ort.
Den angeschlagenen Joachim packten wir hinten auf die R1.
Zum Einen, weil sich Rainer eifrig anbot, und zum Anderen, weil man mit einer geprellten Hüfte besser auf eine niedrigere Sitzbank kommt.
Fand ich jedenfalls.
Rainer hat die kurze Fahrt sicherlich sehr genossen. Der ohnehin geschlagene Joachim war gezwungen seinen Retter zu umarmen, denn dieser schien der Meinung zu sein, seinem Beifahrer unbedingt die Beschleunigsfähigkeiten seiner R1 demonstrieren zu müssen.
Wer den Schaden hat …
Weitere Demütigungen blieben dem armen Joachim aber vorerst erspart. Die Nächste würde ihn dann im Hotel erwarten, wenn er den Trümmerhaufen auf seinen Transporter umladen musste.
Rolf und Rainer bemühten sich nach Leibeskräften, den schweigsamen Joachim ein wenig aufzuheitern.
Ich hingegen bemühte mich nach Leibeskräften die zierliche, blasse und rothaarige Fazerfahrerin aus der Reserve zu locken.
Es gibt genau zwei Typen von Frauen, bei denen ich schwach werde. Die eine Sorte hat ausgesprochen weibliche Formen und lange dunkle Haare.
Die andere Sorte ist zierlich, blass und rothaarig. Mehr der keltische Typ.
Eine große Salma Hayek oder eine kleine Nicole Kidman.
Von mir aus, auch umgekehrt. Das wäre mir dann auch noch egal.
Wenn irgendwann mal eine Fee kommt und ich hätte drei Wünsche frei.
Zwei davon sind schon fest verplant.
Bis dahin allerdings musste ich es auf die konventionelle Art versuchen.
Sandra kam aus den neuen Bundesländern. Sie sächselte allerdings nur ganz leicht, was aber keinesfalls störend wirkte.
Was ihren speziellen Reiz noch weiterhin erhöhte, war die Tatsache, dass sie Brillenträgerin war.
Frauen mit Brille … meine Güte!
Kann sein, dass wir irgendwie alle früher mal scharf auf unsere Lehrerinnen waren. Zumindest die Jungs. Diese ersten Objekte unserer präpubertären Begierden trugen oftmals Brillen. Aber ich kann mich trotz intensivster Grübelei nicht an eine wirklich reizvolle Lehrerin erinnern. Ganz im Gegenteil.
Aber irgendwo muss es ja herkommen.
Rolf beobachtete meine Bemühungen, aber verhielt sich zunächst zurückhaltend. Das war dann auch hilfreich, denn seine eher rustikale Technik im Bezug auf die Kontaktaufnahme mit dem anderen Geschlecht hätte hier eher kontraproduktiv gewirkt.
Sandra war allem Anschein nach eine von der emanzipierten und intellektuellen Sorte.
Damit komme ich im Allgemeinen wesentlich besser zurecht als mit der Friseurinnenfraktion. Auch wenn letztlich das Primärziel identisch ist, ist aber der Weg dorthin schon ein Teil des Lustgewinns.
Das uralte Jäger-und Sammlerding. Ohne Fleiß kein Preis. Je schwieriger die Beute zu erlegen ist, umso befriedigender ist der Moment, indem sie dann endlich vor dem erfolgreichen Jäger liegt.
Das sind die Gene, da kann man nichts machen.
Derart von den biologischen Urkräften getrieben, begann ich meine potenzielle Beute einzukreisen.
Das ist einfach nur spitze.
Danke
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Träume nicht dein Leben.
Lebe deine Träume!
endlich mal 2.
Bruchi: mehr biiiiiiittttteeeeee !!!!!
auch danke
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...Nicht etwa, dass ich ausschließlich diesen archaischen Trieben das Feld überlassen hätte. Irgendwann muss es dann doch schließlich jeder endlich gelernt haben, wie man diese unterschwelligen Motive zurück drängt.
Aber man kann es nicht gänzlich unterdrücken. Eine intensive Kommunikation mit einer attraktiven Vertreterin des anderen Geschlechts, leidet immer auch unter dem gleichzeitigen Kampf gegen den inneren Schweinehund.
Wenn es sich dann lediglich um Small Talk dreht, dann übernimmt schon nach kürzester Zeit der permanent lauernde Baggerfahrer.
Keine Chance!
Eine bewährte Methode diesen Kontrollverlust zu vermeiden besteht darin, irgendein komplexes Gesprächsthema zu finden.
Irgendetwas –völlig egal.
Entscheidend ist nur, dass die Gegenseite einen völlig gegensätzlichen Standpunkt zum jeweiligen Thema einnehmen muss.
Am Anfang der Diskussion wenigstens.
Wenn ich dann als Sieger aus diesem mentalen Wettkampf hervorgehe, eröffnet das in der Regel ungeahnte Möglichkeiten.
Manchmal schenkt einem die Gegenseite auch den Sieg.
Umso besser, dann ist sowieso alles klar.
Aber ganz gleich - ob ehrlich gewonnen oder geschenkt - ein Sieg muss her.
Wenn die Nummer nicht klappt … Vergiss es!
Wer will schon einen Loser.
Unter Berücksichtigung dieser in langen Jahren mühsam erworbenen Erkenntnisse, klopfte ich die bebrillte Sandra auf diskurswürdige Meinungen und Standpunkte ab.
Es würde zu weit führen, hier die bewährten Techniken im Detail zu schildern. Nur soviel sei gesagt: Akademisch geschulte Ostfrauen sind nichts für Anfänger auf diesem Gebiet.
In diesem Fall musste ich schon ganz tief in die Trickkiste greifen. Aber wirklich ganz tief.
Aber was soll’ s … die einfachen Sachen kann jeder. Rolf auch.
Als ich kurz davor war auf die rhetorische Zielgerade einzubiegen, fuhr er mir in die Parade.
Verdammt- ein blöder Spruch im falschen Moment … und schon kann man hilflos seinen unaufhaltsam davon schwimmenden Fellen hinterhersehen.
Diesen ersten Anlauf hatte er mir gründlich vermasselt. Manchmal nervt mich dieses prollige Auftreten total.
Mal wieder - voll daneben!
Als er meinen Blick registrierte trat er zwar umgehend den Rückzug an - aber zu spät - die notwendige harmonische Grundstimmung war zerstört.
Jetzt bloß nicht ziellos herumrudern, sondern sofort abbrechen.
Bei der nächsten Gelegenheit dann eben wieder einen sauberen neuen Anlauf starten. Nur so macht das Sinn. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Zurück zu den wichtigen Dingen.
Wolfgang ritt heran. Der Transporter würde in etwa einer halben Stunde eintreffen, zunächst die sterblichen Überreste der Ducati aufladen und danach dann den Besitzer. Das war der Plan und somit war alles geregelt. Wie es sich gehört, wird Uwe aus purer Solidarität seinem lädierten Kollegen Beistand leisten.
Den Rest des Tages würden wir also ohne Ducatis zurechtkommen müssen.
Wenn es denn unbedingt sein musste … wird schon irgendwie gehen!
Es wurde trotzdem noch ein schöner Trip. Aufgrund der verlorenen Zeit änderte Wolfgang die Route. Aber in die Schweiz kamen wir trotzdem.
Eine tolle Strecke hatte Wolfgang improvisiert.
Perfekte Straßen- eine bildschöne Landschaft und - horrende Geldstrafen schon für geringfügigste Überschreitungen der zulässigen Höchstgeschwindigkeit im Hinterkopf.
Aber so ist es eben in der Schweiz. Wir jedenfalls, mehrten den Reichtum der Eidgenossen nicht. Schon aus Prinzip nicht!
Vielleicht auch deshalb waren die Grenzbeamten bei der Ausfahrt dann doch relativ penibel. Rainer und seine R1 erregten ihr Interesse.
Die diensteifrigen Uniformierten bemängelten sein Kennzeichen. Ihnen gefiel weder der Abstand zur Straße, noch der Anstellwinkel des Nummernschildes.
Da muss man erstmal drauf kommen. Ich war platt.
Rainer hingegen schien überhaupt nicht überrascht zu sein. Er präsentierte den nörgeligen Grenzwächtern diverse Kopien und technische Datenblätter.
Es hat scheinbar auch seine Vorteile, wenn man als Erbsenzähler durchs Leben torkelt.
Rainer hatte wahrscheinlich für jede Schraube an seiner R1 einen notariell beglaubigten technischen Spezifikationsnachweis im Gepäck.
Da hätten die Zöllner auch im Vatikan anrufen und die berühmte Frage stellen können: Ist der Papst katholisch?
Rainer hatte auf alle Fragen eine Antwort. Und für alle Antworten einen schriftlichen Beleg. Die Mienen der Zöllner verfinsterten sich zunehmend.
Wahrscheinlich wollten sie sich einfach nur wichtig machen. Warum sonst mäkelt man an einem Fahrzeug herum, welches das Land verlassen will?
Da waren sie aber an den Richtigen geraten.
Die ganze Sache zog sich. Beide Seiten beharrten auf ihren Standpunkten.
Die Staatsgewalt war natürlich im Vorteil, wie immer und überall auf diesem Planeten.
Ich nahm Rainer zur Seite. Währenddessen fuchtelte einer der Beamten mit einem Maßband an dem Kennzeichenhalter herum. Ein anderer Experte blätterte in einem dicken Katalog herum.
„ Die haben Recht … egal was du auch immer hier vorlegst. Die haben deshalb Recht, weil sie immer Recht haben. Also, gib alles zu und versprich Besserung. Wenn die richtig sauer werden, dann komm ich mit meinem Auspuff hier nicht mehr weg.“
Ich sah in durchdringend und ernsthaft besorgt an.
Rainer überlegte kurz und klopfte mir dann beruhigend auf die Schulter. Dieses Argument überzeugte ihn.
Er versprach den Grenzern dann, mit diesem Fahrzeug in diesem Zustand niemals wieder die teuren Schweizer Straßen zu befahren. Er gab sogar sein großes Indianerehrenwort.
Die Schweizer waren scheinbar mit dieser Absichtserklärung zufrieden und ließen uns ziehen.
Ich startete den Motor erst, nachdem ich über die Grenzlinie gerollt war.
Sicher ist sicher.
Die anderen warteten in sicherer Entfernung. Wolfgang meinte, dass die Schweizer oft bei den Rennsemmeln genauer hingucken. Die sind dort wohl nicht sehr beliebt. Ob das stimmt … keine Ahnung. Aber es klang plausibel.
Wir fuhren dann gemäßigt weiter. Wolfgang legte im weiteren Verlauf eher ein Cruisertempo vor, was aber selbst unseren Rainer nicht aufregte.
Nun, es war mehr ein Tourertempo, aber eben nicht mehr die sonst übliche Speed. Vielleicht auch deshalb erreichten wir ohne weitere Ausfälle dann auch wieder unser Hotel.
Joachim und Uwe hockten dort bereits in der Sonne. Aber so richtig entspannt wirkten sie nicht.
ohne Worte !!!!
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…Sie hatten die Zeit anscheinend genutzt, um die nun nicht mehr ganz so elegante Ducati auf ihrem Anhänger zu verstecken.
Verstecken deshalb, weil sie das gute Stück noch in eine Plane eingewickelt hatten. Die Assoziation zu einem Leichensack kam in mir hoch.
Ich weiß nicht, welcher Anblick nun schlimmer wäre. Aber das eingetütete Wrack wirkte nun erschreckender als vorher im unverhüllten Zustand.
Scheinbar war Mitleid unerwünscht.
Aber das war ein guter alter Brauch hier.
Niemals habe ich hier so etwas wie Schadenfreude erleben müssen. Ganz egal, wie beliebt oder unbeliebt ein Fahrer hier war.
Wenn er sein Gefährt dann in die Landschaft geworfen hatte, warum auch immer … dann durfte er sich der ehrlichen Anteilnahme aller Gäste sicher sein.
Es gab auch niemals irgendeine klammheimliche Freude bei den Konkurrenten. Solch ein Geist herrscht hier nicht, im Bikerhotel.
Allerdings durfte auch niemand mit übersteigerter Rücksichtnahme rechnen.
The Show must go on.
Die anderen Gruppen fanden sich dann auch innerhalb der folgenden Stunde ein. Dort hatte es wohl keine Ausfälle gegeben.
Nachdem die Kollegen von dem Missgeschick des Ducatifahrers erfahren hatten, kondolierten ihm fast alle mit sportlich fairer Geste.
Ein wenig überrascht zwar, wegen des Leichensackes, aber doch mehr verständnisvoll und weniger sensationslüstern.
Joachim erntete also doch noch reichlich ungewolltes Mitgefühl.
Zerknirscht und achselzuckend nahm er die Beileidsbekundungen entgegen.
Was blieb ihm auch anderes übrig!
Selbst Charly und Dietmar machten einen erschöpften Eindruck. Das war wohl ein echt anstrengender Ritt für die meisten Teilnehmer.
Charly inspizierte die verpackte Ducati mit großem Interesse. Einen Augenblick lang hatte ich den Eindruck, als ob er die Plane anheben wollte. Joachim ließ ihn nicht aus den Augen, aber hielt sich dabei im Hintergrund.
Als Charly mit seiner Inspektion fertig war, kam er herüber. Er streckte dem überraschten Joachim seine Hand entgegen und murmelte:,, Tja, kann passieren …!“
Mehr sagte er nicht, aber mehr war auch nicht nötig. Joachim nickte mit verkniffenem Gesicht und zuckte mit den Schultern. Seine Lippe war auch nicht mehr ganz so dick wie am Morgen.
An diesem Abend wurde der traditionelle “Tiroler Abend” zelebriert.
Jetzt nicht direkt eine Folklore-Veranstaltung, aber immerhin mit lustiger Tischdekoration und Kostümzwang für die Mitarbeiter.
Dirndlartige Kleider für die Damen und Lederhosen mit Alpenhemden für die Männer.
Walter sah aus wie DJ-Ötzi und fühlte sich scheinbar sogar wohl in diesem Aufzug. Er verzichtete zwar auf einen Tirolerhut aber nicht auf eine lange Schürze. Die Schürze ist zwar kein traditioneller Bestandteil der Tiroler Burschenkluft, aber dafür zweckmäßig bei einem zünftigen Grillabend.
Der Walter grillte, dass es nur so rauchte. Marinierte Steaks, Würstchen, und Hühnerbeine. Dazu gab es Kraut, Salat und Folienkartoffeln.
Ob das jetzt unbedingt typisch für die traditionelle Tiroler Küche war, weiß ich auch nicht, aber es hat niemand gemeckert.
Die ganze Sache fand im Freien statt. Hinter dem Hotel gibt es eine Terrasse.
Was ich auf den Tod nicht ausstehen kann, sind diese Bierzeltgarnituren.
Diese langen Bretter, die zu schmal sind, um auf ihnen bequem sitzen zu können. Die Tischplatten sind immer klebrig oder nass. Die Dinger stehen niemals stabil sondern wackeln immer. Ständig stößt irgendjemand an und verschüttet sämtliche Getränke. Wenn man aufsteht, strebt das Sitzbrett himmelwärts und das Gegengewicht hüpft erschrocken hoch. Meistens kleckern die Opfer der Hebelgesetze dann auch noch alles voll.
Die Krönung ist dann noch -ein verkleideter Tapeziertisch als Grundlage des Salatbuffets- das geht fast immer erst auf und dann in die Hose. Rein technisch gesehen.
Tapeziertische gab es keine beim Grillabend. Auch die Bierzeltgarnituren waren von der stabileren Sorte, nicht diese Baumarktversion. Aber trotzdem … zu schmal, zu wackelig und überhaupt … ich kann die Dinger nicht leiden.
Auf Wunsch gab es Maßkrüge. Die mag ich auch nicht. Wenn man mit Kölschstangen sozialisiert wurde, findet man Maßkrüge bestenfalls exotisch.
So ähnlich wie diese halbierten Kokosnüsse, aus denen dann Pinacolada oder ähnliche Schweinereien geschlürft werden. Oder diese zweckentfremdeten Wassereimer voller Sangria. Ein Maßkrug ist für einen echten Rheinländer kein Trinkgefäß.
Aber wenn es zünftig sein soll. Dann sind die Dinger Pflicht. Keine Ahnung, was die dort hineingefüllt hatten, aber es war ziemlich gehaltvoll. An unserem Klapptisch schwappten nicht nur die Maßkrüge sondern auch die Stimmung schnell über. Die Mädels hatten sich zur Feier des Abends schön gemacht. Oder was man im Ruhrgebiet so unter -schön machen- versteht.
Ramona sah aus wie die Tochter von Hausmeister Krause. Claudia trat etwas dezenter auf, aber auch nur äußerlich. Ein Liter Starkbier fördert schnell den Kern der Persönlichkeit zutage.
Es ist nicht etwa so, dass ich ein ausgesprochener Fremdschämer wäre. Aber ein klein wenig peinlich wurde es mir doch ums Herz.
Glücklicherweise gab es wieder Livemusik im Keller. Einer der Guides war Hobbymusiker und hatte die ehrenvolle Aufgabe den Abend zu gestalten.
Ein Mann, eine Gitarre, ein Hocker und ein Mikrofonständer.
Das hört sich nicht unbedingt sensationell an, aber es ist letztendlich alles eine Frage der Persönlichkeit.
Der Bursche stammte aus der Pfalz und war scheinbar nur wegen dieses Auftritts angereist. Ein GS-Fahrer … natürlich!
Was der dann zum Besten gab, war aller Ehren wert. Respekt … sämtliche Rockballaden der guten alten 70er und 80er Jahre.
Er war kein regelrechter Gitarrengott und auch kein Joe Cocker … aber man spürte die echte Leidenschaft. Ich war echt beeindruckt. Tolle Vorstellung.
Thomas, Rolf und Dietmar blieben mit den Mädels draußen und amüsierten sich scheinbar prächtig. Ich schwelgte bei leidenschaftlicher Musik in Erinnerungen.
Charly tauchte plötzlich im Keller auf und winkte mich heraus.
„Schätze … es gibt ein Problem“, grummelte er und deutete mit dem Kopf auf eine unbekannte Frau, die sich suchend umsah.
Ich überlegte, wo hier das Problem sein könnte, und sah ihn fragend an.
„Das ist die Frau von Thomas … soll wohl eine Überraschung sein“, murmelte Charly kaum hörbar.
Nun ja, das war in der Tat eine Überraschung. Thomas würde sicherlich in wahre Begeisterungsstürme ausbrechen wenn ihn seine Gattin hier und jetzt besucht.
Da wird die Freude aber groß sein. Auf beiden Seiten natürlich.
Improvisation ist alles … dann wollen wir mal sehen wie wir diese Kuh vom Eis bekommen.
Ich überlegte blitzschnell ob eines meiner erprobten Notfallprogramme hier greifen würde. Frau Thomas steuerte suchend die Rezeption an …
Homer würde da sagen: D'OH!!!!
Danke Bruchpilot. Du hilfst mir prima über den erneuten Wintereinbruch hinweg zu kommen
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Der Weg ist das Ziel.
Hmmm... somit kommt Dir das Ziel irgendwann in den Weg.
...Hinter der Theke der Rezeption führt eine Tür in einen Büroraum. Dort war die Schaltzentrale des Bikerhotels und dort residierte Simone, die Herrin des Hauses. Die Chefin war auch anwesend und bemerkte die Besucherin sofort.
Mit ihrem typischen, in langen harten Jahren antrainierten freundlichen Gesichtsausdruck, eilte sie herbei. Simone ist gradlinig und zackig. Man stellt ihr eine Frage … und sofort kommt die Antwort. Kein Geschwafel, kein umständliches Getue … klar, kurz und deutlich.
Die Besucherin stellte ihre Frage. Simone überlegte kurz und …
Hinter dem Rücken der Fremden gestikulierte ich wie wild herum und wedelte mit den Armen. Ich legte den Zeigefinger auf meinen Mund und deutete anschließend auf die Treppe in den Keller. Erst mit dem Finger auf den Rücken der Besucherin und dann auf die Kellertreppe. Simone starrte freundlich und professionell lächelnd an der Besucherin vorbei und versuchte angestrengt meine Gesten zu entschlüsseln.
Aus dem Keller brandete Applaus hoch. Irgendjemand hatte die Tür zur Kellerdisco geöffnet und man konnte kurz die begeisterte Meute hören.
Ich vollführte nun zwei schnelle stoßartige Bewegungen mit meinem Zeigefinger. Hintereinander deutete ich auf den Rücken der Besucherin und dann auf die Kellertreppe. Die … hier hin!
Begleitend nickte ich heftig mit dem Kopf. Endlich … Simone hatte begriffen.
Charly sah mich fragend an.
„Dein Einsatz, Kollege..“, murmelte ich. „Beschäftige sie für ein paar Minuten, ich bin gleich zurück!..“
Charly starrte mich ratlos an und wollte wahrscheinlich protestieren, aber … zu spät.
Die suchende Ehefrau stöckelte an uns vorbei und balancierte dann mit erwartungsvoller Miene vorsichtig die geflieste Treppe hinunter.
Ganz genau so, wie Frauen eben mit hochhackigen Schuhen unbekannte glatte Kellertreppen hinunterwanken.
Ich weiß jetzt nicht genau, was sie da unten erwartet hat. Wahrscheinlich ihren Ehemann außer Rand und Band und vielleicht auch …?
Aber welche bösen Ahnungen auch immer ihre weibliche Intuition ihr suggerierte, auf der Terrasse würden sie übertroffen werden.
Schnellstens begab ich mich zum Ort des Geschehens.
Auf der von mehreren unromantischen Außenleuchten illuminierten Terrasse war die Oktoberfeststimmung mittlerweile etwas abgeklungen.
Etwa zehn Zecher hatten sich um einen Tisch versammelt und lachten abwechselnd und rhythmisch über die üblichen Anekdoten. Dietmar machte wie immer den Pausenclown und spulte sein Repertoire ab.
Alle, die sein Soloprogramm noch nicht kannten bogen sich vor Lachen.
Ich kannte es schon. Eine Mischung aus Fips Asmussen, Mario Barth und Dieter Bohlen. Mit einem kleinen Tick Jürgen Becker. Aber leider nur einem kleinen Tick.
Unbedingt karnevalstauglich die Nummer, aber nichts für Freunde des gepflegten Kabaretts.
Thomas saß eng umschlungen mit seiner Claudia auf der Holzbank und hatte wohl Gefallen am Starkbier gefunden. Er lachte zwar mit, aber immer an den falschen Stellen. Ihm fehlte es offensichtlich bereits an der notwendigen Verarbeitungskapazität.
Als die lustige Meute mich bemerkte, winkten sie mit ihren Maßkrügen und wollten mich wohl assimilieren.
Die Zeit drängte und ich setzte alle Hoffnungen auf Charlys Improvisationstalent. Wohl oder übel musste ich die Stimmung ein wenig dämpfen.
Ich pirschte mich an Thomas heran und versuchte ihm die frohe Botschaft ins Ohr zu murmeln. Claudia strahlte mich zunächst noch an, aber sie schien wohl gute Ohren zu haben.
Thomas starrte mich an wie einen Gerichtsvollzieher, der mal wieder plötzlich und unerwartet mit diesen gelben Briefumschlägen anrückt.
Erst ungläubig und dann erschüttert.
Meine Botschaft war wohl trotz seiner verminderten Aufnahmefähigkeit durchgedrungen.
Er erhob sich ruckartig. Man könnte auch sagen … er sprang auf. Claudia zuckte erschrocken zurück.
Ein mir völlig unbekannter biochemischer Regelmechanismus reduzierte seinen Blutalkoholspiegel schlagartig um sicherlich mehr als 2 Promille.
Noch nie zuvor hatte ich beobachten können, wie jemand derart schnell nüchtern wurde.
Er machte ein paar Schritte in Richtung der Eingangstüre und blieb dann wieder kurz stehen. Es schien, als ob er seine gesamte neuronale Kapazität zur Lösung des akuten Problems benötigen würde, für die simple Motorik blieb da wohl nichts mehr übrig. Auch seine Mimik musste kurzfristig und deutlich sichtbar auf die Unterstützung höherer kognitiver Zentren verzichten.
Der Anblick ihres geschockten Liebhabers versetzte Claudia in wilde Aufregung. Wild entschlossen torkelte sie heran. Wenn ich ihre Verlautbarungen richtig deutete, dann war sie wohl bereit sich der Konkurrentin zu stellen.
Hier bahnte sich wohl der dramatische Höhepunkt eines schon länger schwelenden Konfliktes an. Thomas war mit der Situation erkennbar überfordert.
Dietmar verschluckte die Pointe seines gerade mühsam konstruierten Gags und auch Rolf erhob sich von seinem Platz.
Wir tauschten schnell einen Blick aus. Wie zwei gut trainierte Bodyguards nahmen wir uns der fauchenden und schwankenden Claudia an. Jeder nahm einen ihrer Arme und gemeinsam versuchten wir dann die kampfeslustige Nebenfrau zu beruhigen.
Thomas flüchtete in Richtung Keller und Claudia wäre ihm sicher gefolgt, wenn wir sie nicht unter Aufbietung sämtlicher erprobter Beschwörungsformeln und mit echtem körperlichen Einsatz davon abgehalten hätten.
So etwas hat man ja auch nicht alle Tage. Von daher fehlte uns schon ein wenig die Routine, im Umgang mit derartigen Situationen.
Dietmar versuchte inzwischen die beiden anderen Damen zu motivieren. Ohne deren Unterstützung würden wir wohl auf Dauer nicht zurechtkommen.
Veronika, die scheinbar die Brisanz der Lage realisiert hatte, warf sich ins Feuer.
Voller Verständnis nahm sie sich der wütenden, heulenden und schwer angetrunkenen Claudia an.
Rolf und ich wischten uns den Schweiß von der Stirn und standen mehr oder weniger ratlos in der Gegend.
Was soll man machen?
Mangels geeigneter Alternativen begann Dietmar damit, seine unterbrochene Vorstellung fortzusetzen.
Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Aber wie gesagt, ich kannte sein Programm schon.
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Was kann Harley - Davidson dafür, welche Ärsche auf ihr sitzen ?
One of these days, I change my evil ways....
...Allem Anschein nach schien die Tischgemeinschaft die zornige Kosmetikerin unter Kontrolle bekommen zu haben. Ihre Freundin schien allerdings leicht die Orientierung verloren zu haben. Ramona starrte verwirrt in die Runde und hatte wohl einige Probleme damit, die komplexe Situation zu überschauen.
Das war auch kein Wunder, denn außer dem möglicherweise angeborenen Handicap einer limitierten Auffassungsgabe, musste man auch noch die Wirkung des Starkbieres berücksichtigen.
Dietmar gab sich inzwischen alle Mühe, die Stimmung wieder zu heben.
Also … momentan war die Sache soweit unter Kontrolle - auf der Terrasse.
Da wäre dann nur noch der Partykeller.
Bevor ich dort mal einen Blick hineinwerfen würde, wäre es sinnvoll so etwas wie einen Plan zu haben. Nach Lage der Dinge konnte man davon ausgehen, dass Thomas im Moment schwer improvisieren würde, dort unten im Keller.
„Die müsst ihr abschießen …!“, erklärte ich Rolf und deutete mit dem Kopf in Richtung der schluchzenden Claudia. Der nickte verstehend und überlegte kurz.
Um den weiteren Verlauf brauchte ich mir nun keine Gedanken mehr zu machen. Derartige Aktionen hatten wir schon gelegentlich durchexerziert. Rolf war ein zuverlässiger Animateur. Er stiefelte auch sofort los um ein Fläschlein des bereits bewährten Hausgetränkes zu beschaffen. Na dann … Prost.
Während ich in Richtung Keller ging, arbeitete mein Notfallplan-Generator auf Hochtouren. Charly kam mir schon auf der Treppe entgegen.
„Und …?“, fragte ich.
„Die ist misstrauisch wie ein Steuerfahnder … ‘ne echte Rasierklinge“, verkündete er ziemlich resigniert.
Na prima, das sah ganz danach aus, als ob unser Thomas nun rasiert würde.
„Aus der Nummer kommt der nicht mehr raus“, orakelte Charly.
Es war eng, es war mehr als eng. Aber es ist erst dann zu Ende, wenn nichts mehr geht. Mein Plan war mittlerweile fertig gereift und diesen letzten Versuch konnte man wenigstens noch unternehmen.
„ Die wird hier bleiben wollen. Die wird diese Nacht hierbleiben wollen … im Zimmer ihres Mannes“, erklärte ich Charly.
Der sah mich verständnislos an. Wir wussten beide, dass Thomas und Claudia ein Doppelzimmer hatten. Bei dem Gedanken mussten wir beide grinsen.
„Pass auf, du räumst jetzt deine Bude leer … komplett. Vergiss bloß nichts, auch nicht im Bad. Deinen ganzen Krempel schaffst du in unser Zimmer. Den Schüssel gebe ich dir jetzt. Danach gibst du ihm deinen Schlüssel. Kapiert..!“
Charly überlegte und sah mich irgendwie mutlos an. Aber er nickte und ich drückte ihm unseren Zimmerschlüssel in die Hand.
So … das war das.
Nun also weiter im Text.
Im Keller war der Hobbymusiker mit seinem Programm schon durch. Aber er wurde genötigt ständig Zugaben zu improvisieren. Thomas applaudierte wie von Sinnen und seine misstrauische Ehefrau schien auch ein wenig aufgetaut zu sein. Als er mich bemerkte, schickte er mir einen verzweifelten Blick herüber.
Ich nickte ihm kurz zu und deutete mit dem Kopf auf die Tür. Inzwischen hatte der Musiker eine kleine Pause eingelegt und ich klopfte ihm auf die Schulter.
„Der Thomas gibt dir einen Fuffi, wenn du gleich ein paar Stücke spielst, zu denen man langsam tanzen kann“, raunte ich ihm zu.
Der Softrocker sah mich zweifelnd an, schien aber einverstanden zu sein.
Vorsichtig hatte sich Thomas angenähert und war in Hörweite. Ich drehte mich so zu ihm hin, dass seine Frau keinen Blickkontakt mehr hatte. Schnell und knapp erläuterte ich ihm meinen Plan. Er nickte hoffnungsvoll und schien diese, seine einzige Chance, wahrnehmen zu wollen.
Die Sache lief dann auch weitestgehend planmäßig. Während ich also unter Aufbietung meiner gesamten Überredungskünste, die doch recht spröde Ehefrau zu einem Tänzchen verführen konnte, raffte Thomas in seinem Doppelzimmer seinen Kram zusammen.
Mit Charlys Hilfe schaffte er alles in dessen Einzelzimmer … und das war’s.
Mehr konnten wir nicht tun.
Wie die ganze Sache dann am morgigen Tag weitergehen soll … keine Ahnung. Aber zunächst einmal war die Kuh vom Eis.
Auf der Terrasse hatten Rolf und Dietmar inzwischen ganze Arbeit geleistet.
Alles eine Frage der Dosierung. Da braucht man Fingerspitzengefühl.
Zum Glück war Charlys Zimmer eine Etage höher. Da werden wir wohl keine Begegnungen der unheimlichen Art zu befürchten haben, wenn wir dann die Damen zu Bett bringen werden. Ohne freundliche Unterstützung würden die mit Sicherheit ihr Bett nicht mehr finden.
Aber was tut man nicht alles … für einen Bikerkameraden.
Ich weiß wirklich nicht so ganz genau, was Rolf und Dietmar alles getan haben. Aber sie haben sich Mühe gegeben, soviel ist sicher.
Charly und ich jedenfalls haben gut geschlafen. In unserem Doppelzimmer. Beim Frühstück am nächsten Morgen fehlten einige der Verdächtigen.
Genau genommen: alle.
Nur Thomas und seine Frau waren da, und natürlich alle anderen Gäste.
Die Ehefrau schien irgendwie entspannter zu sein und plante scheinbar auch nicht, ihren Gatten von weiteren Motorradabenteuern abhalten zu wollen.
Ihr spontaner Kontrollbesuch hatte ihre wohl doch unberechtigten Vermutungen nicht bestätigt.
Leider würden wir in Kürze zu unserer Tagestour aufbrechen müssen.
Aber sie wollte ohnehin nur mal kurz reinschauen. Die Gute.
Sie brach dann auch schnell auf, eigentlich hatte sie sich ja bei einer Freundin in München eingeladen. Wenn man dann schon mal in der Gegend ist, kann man ja mal kurz vorbei kommen.
Natürlich, warum auch nicht. Charly und ich fanden diese Einstellung durchaus in Ordnung. Auch Thomas hatte damit keine Probleme.
So ein kleiner Überraschungsbesuch … ist doch auch mal ganz nett.
...wirklich unglaublich gut!
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Gruß Ingo
~~ BRC No. 4 ~~ you can’t reach higher
BRC Außenstelle Clifton Park, New York, USA
....richtige Freundschaft ist doch durch nichts zu ersetzen
DANKE
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Gruss
Franse
...Thomas brachte seine bessere Hälfte dann noch zu ihrem Auto.
Neugierig konnten wir durch das Fenster zum Hof beobachten, wie sie sich verabschiedeten.
„Ein SLK … nicht schlecht. Da hat er wohl ’ ne gute Partie gemacht“, sagte Charly. Ich fand, dass er ein klein wenig neidisch klang.
Thomas kam zurück. Ein Kaffee ging noch. Er ließ sich auf den Stuhl fallen und sah uns nachdenklich an.
„Is aber eigentlich ne’ nette Frau“, stellte Charly fest.
Thomas goss sich wortlos einen Kaffee ein und starrte Charly schweigend an.
Der zuckte mit den Schultern:“ Ich mein ja nur …!“
Kaffee schlürfend überlegte ich, wie es nun wohl weitergehen würde. Irgendwann wird Claudia aus ihrem Koma erwachen. So einfach zur Tagesordnung übergehen, wird die dann sicherlich auch nicht.
Aber … was soll’s … ist das mein Problem?
Allgemeine Aufbruchstimmung machte sich breit. Heute standen unter anderem die Silvretta-Hochalpenstraße und der Reschenpass mit zollfreiem Einkauf in Samnaun auf dem Programm. Da kann man dann für die Liebste daheim, günstig edles Parfum oder ähnliche Mitbringsel erwerben. Das kommt immer gut an, und erhält die Freundschaft. Außerdem erleichtert es die Planung des nächsten Bikerhotelaufenthaltes. So haben beide Seiten etwas davon.
Der Walter denkt eben mit. Aber vielleicht war es ja auch seine Frau, die diesen Pflichtteil in die Tourenplanung jeder Biker-Week eingebaut hat. Man weiß es nicht.
Rolf und Dietmar tauchten kurz vor dem Start auch noch auf. Ein wenig müde wirkten sie schon.
Thomas hockte nachdenklich auf seinem Stuhl und grübelte angestrengt vor sich hin.
„Schätze … die beiden Mädels haben heute keine Lust mitzufahren“, erklärte ihm Dietmar vorsichtig. Thomas nickte und erklärte dann, dass er auch nicht mitkommen würde. Ich klopfte ihm mitfühlend auf die Schulter und wir begaben uns dann zu unseren Moppeds.
Die ersten Gruppen waren schon weg und wir hängten uns dann eben an die letzte Gruppe an. Walter hatte zwar schon einige Schäfchen in seiner Herde, aber was soll’s. Beim großen Mittagshalt kann man immer noch umverteilen.
Walter legte wie immer ein gemäßigtes Tempo vor. Außerhalb von Ortschaften nie schneller als 120, die dann aber sehr beständig. So wie dann allerdings ein Ortseingangsschild auftaucht … streng nach Vorschrift. Wenn auch nur ein Fußgänger irgendwelche Anstalten macht die Straße zu überqueren, ist es in Österreich Pflicht sofort anzuhalten. Zumindest an Überwegen. Eine Missachtung dieser Regel wird wohl streng geahndet.
Da sind sie pingelig … die Ösis. Das ist im Prinzip gar keine schlechte Regelung, aber man muss sich erstmal daran gewöhnen. Geht aber.
Vor der Abfahrt hatte mir Walter noch persönlich die gelbe Weste überreicht.
Rainer war in einer anderen Gruppe und der hier vorgesehene Schlussmann war eigentlich der V-Rod-Fahrer. Der wirkte dann zwar ein wenig beleidigt musste sich aber fügen. Großzügig versuchte ich noch ihm dieses zweifelhafte Symbol der Ehre zu überlassen, aber Walter blieb hart.
Da hatte der ehrgeizige Harleytreiber extra seine Sozia im Hotel zurückgelassen … und nun so was. Vielleicht spielte dabei aber auch das zollfreie Einkaufsparadies eine gewisse Rolle, aber das wäre nun wirklich….
Soviel Cleverness traute ich ihm nun auch wieder nicht zu. Aber man kann sich auch täuschen.
Wenn der Leader gut vorlegt, dann hat der letzte Fahrer in einer Zwölfergruppe alle Hände voll zu tun. Zum Blümchen pflücken kommt der dann nicht mehr.
Aber ich will mich nicht beklagen. Wenn man so; quasi im hoheitlichen Auftrag, die Gruppe vor sich hertreibt, dann muss man halt auch mal ein wenig am Kabel ziehen. Aber ein schlechtes Gewissen hat man dann dabei nicht.
Der gelbe Alpenexpress. Es gibt eine Menge schlechterer Jobs.
Der Vormittag verging also praktisch wie im Fluge.
Der schönste Teil der Silvretta-Hochalpenstraße ist mautpflichtig. Fünf Euro oder so.
Wenn Walter für die gesamte Gruppe die Maut bezahlt hat, geht dann hoffentlich endlich die Schranke hoch.
Oben am Stausee ist der Mittagstreffpunkt.
Nu aber … gib ihm. Es ist wirklich eine schöne Strecke.
Hinter der Schranke machte sich gerade eine Reisegruppe mit RTs und LTs oder wie diese Reisebusse auch immer bezeichnet werden seeklar.
Ein gutes Dutzend von diesen Schiffen legte gerade ab. Einige von deren Besatzungen hatten Mikrofone am Helm. Wie diese Decksmanschaften auf amerikanischen Flugzeugträgern. Eines dieser Schiffe hatte ein Topcase … so groß, das hätte man in Tokio als Ein-Zimmer-Appartement vermieten können.
Die Flotte legte schon mal ab und segelte los.
Die Schranke rührte sich nicht.
Wenn der schlafmützige Schrankenwärter noch länger braucht, dann würden wir uns mühsam durch diese gesamte Armada kämpfen müssen.
Die Schlafmütze kam aus ihrer Hütte und zählte mühsam unsere Gruppe durch. Langsam und bedächtig … erst einmal und dann noch mal. Schön mit dem ausgestreckten Zeigefinger. Sie hatten offensichtlich ein Mathematikgenie als Schrankenwärter eingestellt.
Ich hockte mit meiner gleichfarbigen Weste auf meiner vor Erregung und Vorfreude zitternden Gelben und wartete angespannt.
Endlich … die Schranke klappte hoch. Die Gelbe galoppierte laut aufmuhend los. In der Ferne konnte ich die schwankenden Antennen der letzten Schlachtschiffe erkennen. Der V-Rod-Jockey wollte mir wohl seinen Porschemotor vorführen. Mit ausgestreckten Armen und Beinen und leicht nach vorne gebeugt … wollte er es wissen.
Es ging wohl mal wieder um die Ehre. Ich kannte die Strecke, deshalb wusste ich, dass der Komiker keine Chance hatte. Aber er versuchte sie trotzdem zu nutzen. Wir liefen auf die ersten Reisedampfer auf. Die schwenkten ihre breiten Hintern mit viel Platzbedarf durch die ersten Kurven. Wahrscheinlich quatschten die Fahrer dabei mit ihren Sozias über ihre komischen Mikrofone.
Der Harleyfreak überholte ziemlich optimistisch. Aber das Glück ist mit den …
Das wird ein ziemliches Stück Arbeit. All diese Reisedampfer und dann noch dieser größenwahnsinnige V-Rod-Typ.
Aber wer sagt, dass es immer einfach sein muss. Jetzt kamen auch noch Rolf und die 1150er heran.
Vielleicht lag es an meiner gelben Weste, aber die Reisedampfer schienen mir plötzlich mehr Straße zu überlassen.
Die Hightech-Harley bekam in der ersten engeren Kurve Probleme. Ich zog innen an ihm vorbei. Bevor der sein Gerät wieder richtig ausgerichtet hatte, war ich schon an der nächsten RT vorbei.
Hier gibt es auch schöne lange gerade Zwischenetappen. Das ist wirklich eine tolle Strecke. Wenn man hier genug PS dabei hat, dann kann man ordentlich Fahrt machen. Gegen Rainers R1 würde ich hier wirklich schlecht aussehen. Aber der war wohl schon oben, am Stausee. Aber auch einige der Dickschiffe zogen ordentlich los.
Es war ein schöner Aufstieg und wir packten sie fast alle. Obwohl das wirklich keine Kunst ist. Aber Spaß macht es trotzdem.