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Geschrieben von Bjrn am 06.10.2022 um 21:52:

Moin,

ich würde den Verkäufer mal nach der VIN fragen und nach dieser googlen. In der Regel findet man bei den Ost Importen dann die US Historie und ob es ein Total war. 

Je nachdem kannst du dann immer noch entscheiden und beurteilen, ob der Schaden fachmännisch instand gesetzt wurde.


Geschrieben von motorcycle boy am 06.10.2022 um 22:27:

Das mittlerweile gut bekannte Geschäftsmodell ist folgendes:

US-Harleys (Fahrgestellnummer beginnt mit 1HD… Exportharleys dagegen mit 5HD) mit US- Vollkaskoversicherung werden grundsätzlich nicht repariert, sondern kommen in den Schrottcontainer, und es wird sichergestellt, dass diese Fahrgestellnummer niemals mehr in den USA zugelassen werden kann. Den Begriff „wirtschaftlicher Totalschaden“, unterhalb dem die Versicherung verlangt, dass repariert wird, gibt es in USA nicht. Damit steht der Händler vor einem Haufen Schrott in seinem Hinterhof. Das weckt Begehrlichkeiten, da mehr Geld als den Kilopreis draus zu machen.

Schon immer war üblich, diesen Schrott an Freie Schrauber in USA zu verkaufen, deren Geschäftsmodell es ist, da die brauchbaren Ersatzteile rauszuoperieren und billiger als die überteuerten Harley-Originalersatzteile entweder direkt in malade Kundenbikes einzubauen oder zu vermarkten.

Seit spätestens in den 2010er Jahren fahren Osteuropäische Freie Schrauber auf USA - Einkaufstour und kaufen solche Schrottcontainer auf. Zuhause in Osteuropa bauen sie daraus, mal professioneller, mal dilettantischer, aber immer die Marge beim Wiederverkauf fest im Blick, wieder optisch auf den ersten Blick ansehnliche Bikes auf (manche haben ja nur wenige km runter). Der zweite Teil des Geschäftsmodells ist also die möglichst billige Instandsetzung mit osteuropäischen Billiglöhnen auf einen optisch guten, aber technisch zweifelhaften Stand. Wenn er nicht zweifelhaft wäre, würde sich das Geschäftsmodell nicht rechnen.

Wichtig ist: Es sind generell Bikes mit so gravierenden Schäden, dass in den USA die Vollkaskoversicherung bemüht wurde. Harmlose Kratzer, abgefahrene Spiegel oder Fussrasten (Ölleckagen oder Elektrodefekte fallen eh nicht unter Vollkaskoversicherung) können es nicht gewesen sein !!! Dann wäre das Bike nicht im Schrottcontainer gelandet, denn gerade schuldenüberlastete US-Biker werden einen ziemlich hohen Selbstbehalt zur kräftigen Drückung der Versicherungsprämie vereinbart haben.


Es spricht für sich, dass sich hier bisher keinerlei vertrauenswürdige osteuropäische Firmennamen auf dem westeuropäischen Markt etabliert haben. Gefährlich wird es spätestens dann, wenn der übliche Frontalschaden am Ausgangsbike war, denn da müsste der Rahmen vermessen werden, was schon vor Jahren mindestens 1000€ gekostet hat und damit für diesen Business Case völlig unrealistisch ist. Ökonomisch Katastrophal ist auch der recht häufige Aufprall im Heck, weil an ausnahmslos allen gummigelagerten Motor-Getriebe-Blöcken nach dem 1979 abgekupferten Norton-Prinzip die Schwingen im Getriebe gelagert sind. Da das Getriebegehäuse  aus Guss und damit ziemlich starr ist, sind Brüche durch die heftige Einleitung einer Kraftspitze über die Schwingenlagerung unvermeidlich. Das ist bei eingebautem Getriebe nur sehr schwer sichtbar. Der Harley-Neuling, mit Stammtisch- Geschichten über die schlechten Harley-Fahrwerke im Ohr, glaubt dann auch noch, das unweigerlich abenteuerliche Fahrverhalten wäre „normal“.

„Glück“ hat der Käufer, wenn das Bike auf der Seite liegend über die Straße geschliddert ist und - ohne irgendwo einzuschlagen - einfach irgendwann vermittels der Reibung des Teers zum Stillstand gekommen ist. Aber genau das verraten einem die Verkäufer eben nicht. Oft kaufen westeuropäische Freie Händler oder Schrauberbuden solche Bikes im Dutzend billiger von den Osteuropäischen Schraubern auf und keinen die Historie = den ursprünglichen in den Schrottcontainer führenden Schaden, garnicht. Der offizielle Freundliche bietet mittlerweile an, per Eingabe der in USA - wie oben beschrieben nicht mehr zulassungsfähigen - Fahrgestellnummer in entsprechende Systeme  von Versicherungen oder Zulassungstellen (auf die auch Systeme wie  Carfax zugreifen), den dort zur Verhinderung der Wiederinbetriebnahme verzeichneten - den Versicherungen zwecks Schadensausgleich gemeldeten - Schaden zu recherchieren. 


Heisst also: immer vorher die Fahrgestellnummer verlangen und checken (lassen)! Trotzdem sollte einem Folgendes bewusst sein:

Der Kapitalismus schließt einfach prinzipiell aus, dass einem etwas geschenkt wird. Was deutlich billiger als marktüblich ist, ist meistens noch deutlich weniger wert als der geforderte Preis, sprich, es hat einen innerhalb des Preisrahmens inclusive Margen nicht behebbaren, also gravierenden Mangel. Ein Verkäufer-Markt treibt Preise hoch, ein Käufer-Markt drückt Preise runter. Die derzeitigen, bestimmt noch Jahre anhaltenden Krisenzeiten weisen für Konsumgüter alle in Richtung Käufermarkt, spätestens nach diesem Winter. Warte ein Weilchen und Kauf Dir ein anständiges Bike mit deutscher Erstzulassung, was in Dein Budget passt. Der Kapitalismus lebt auch davon, das jeden Tag ein Dummer aufsteht. Und wer meint, bei so einem Geschäftsmodell könne er ein Schnäppchen machen, ist für mich ein Dummer. Sorry für die deutliche Ausdrucksweise  großes Grinsen

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„I don‘t like valves that look like golf tees. Intake valves should be the size of trash can lids, and pistons should be the size of manhole covers“ (Jay Leno)


Geschrieben von Ole66 am 07.10.2022 um 07:36:

Sehe ich ähnlich, wie  @motorcycle boy , will aber noch kurz erwähnen, dass es auch in Polen durchaus seriöse Händler gibt. N Kumpel von mir hat sich eine 2017er E Glide von einem polnischen Harleyhändler geholt. ein paar tausender preiswerter als bei uns im Moment und trotzdem top. Carfax gecheckt, Papiere vorhanden, TÜV-Überprüfung und Zulassung gingen reibungslos von statten. Unterm Strich hat er einfach beim Suchen etwas Zeit investiert und musste 700 km mit dem Bike nach Hause fahren und hat ein paar Mille gespart. Für mich scheidet dieser Weg aus, weil ich nicht die Zeit für solche Aktivitäten habe.

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Ole aus Stendal
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"Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe." G.W. Werner

   Frieden und   
   Freiheit        
   für alle!        


Geschrieben von Middach am 07.10.2022 um 07:58:

Möchte da auch Ole beipflichten. Wenn Privatverkäufer als Erstbesitzer nach 2 Jahren ihre Karren verkaufen, sind die oft sehr günstig (zu unseren Preisen).

Ich stand auch mal vor der Entscheidung. Bei mir scheiterte es dann an der Möglichkeit das Fahrzeug vernünftig zu überführen und Verkäufer zu weit weg vom Flufhafen.


Wenn es aber wie du beschrieben hast um tausend Ecken nach D gekommen ist und mit fraglicher Zulassung als Erstzulassung deklariert wird, würde ich die Finger weg lassen.

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Neid muss man sich verdienen, Mitleid kriegst du geschenkt  großes Grinsen

Wer Rechtschreibfehler findet, sollte seine Interpunktion verbessern.cool


Geschrieben von Marco321 am 07.10.2022 um 12:35:

fast immer sind es doch Streetglide und Co , die dann in neuem Schwarz ohne jegliches original Dekor erstrahlen. Dann hast du fast immer eine Unfallmaschine vor dir

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Theorie ist, wenn man alles weiß, aber nichts funktioniert.
Praxis ist, wenn alles funktioniert aber niemand weiß warum.


Geschrieben von dieTor am 07.10.2022 um 12:41:

Ein ehrlicher osteuropäischer Händler oder auch nur Schrauber, der sollte freiwillig mit offenen Karten spielen und wenn er gute Arbeit gemacht hat, dann kann er für einen günstigeren Kurs das Bike verkaufen.

Bei jeder auch vielleicht nur subjektiven Wahrnehmung oder Vermutung einer "Verschleierung" würde ich die Finger lassen.

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* Ich habe Vorurteile, aber meistens treffen sie zu *


Geschrieben von Olsddelta88 am 07.10.2022 um 16:02:

Das Ewige delämmer 1HD oder 5 HD . Ganz Ehrlich egal wo oder von wem ,man das Bike Kauft man Schaut es sich an Fährt Probe . Hat in Vorfeld schon mal die Vin und weiss was man Kauft oder nicht . 1HD nent einen sogar den Preis der Auktion samt Bilder .  Klar sind 1HD dann Versicherungs Bikes aus Ami sicht . Im netz sind SGS by 21 mit 9tkm für unter 23K zu bekommen ,schön das eine neu hier 34K kostet und eine gleichalte aber noch mit 28 um die ecke kommt .  Wen der Rahmen Motor und co noch okay ist dan die Polen oder Litauerin . 23 plus 2K für ein gescheites Fahrwerk sind immer noch 3K gespart.
Und nein Polen oder Andere Bikes haben kein COC ,geht dann alles über §21 und in den Papieren steht dann auch noch die Euronorm samt den zahlen gedöns der EU Version . Somit greift dann auch wieder eine ECE Prufung für zubehör Teile . Anders als bei der ABE / E prüfung .
Ist also nicht alles mist was nicht für den Euroraum gebaut wurde.


Geschrieben von Ork77 am 08.10.2022 um 01:36:

Außerdem gibt es auch Modelle mit 1HD die ebenso für den Europäischen Markt verkauft wurden. Das waren Softail Modelle von 2000 - 2003. 5HD wurde erst 2003/2004 eingeführt um die Europäischen Modelle unterscheiden zu können.

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MfG


Geschrieben von Weich-Ei am 08.10.2022 um 13:56:

... alles ganz viel richtig hier und in der Vergangenheit schon oft so vorgekommen,
wir können gern noch etwas in unseren Glaskugeln lesen denn einige wichtige Informationen hat der TE nicht genannt bzw etwas wage formuliert

zB
? 1HD oder 5HD
? um was für ein Bike geht es, Link zum "mobile" Inserat
? "Erstbesitzer" eines polnischen Neu- oder Gebrauchtbikes

die Glaskugel könnte das deshalb auch etwas optimistischer zeigen, denn :
-Polen ist seit fast 20 Jahren ein EU Mitgliedsland
-somit hat eine orig-Polen-HD natürlich die "5" und auch alle EU Dokumente
-Polen hat eine ansehnliche Zahl an offiziellen HD Händlern
-im Gegensatz zu den jeweils nur 1nem "Flagge zeigen" in den bekannten "Wieder-ganz-mach-Schrauberländern"
-und natürlich kann ich in Polen zB ein Neufahrzeug kaufen und hier in DE als "Erster" zulassen
-ich habe `n Bekannten in der Uckermark der hat das schon 2x gemacht und macht auch seinen HD Service in PL

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Now I can read and be aware of all the things that could result in death or serious injury... Augenzwinkern


Geschrieben von Chopper 15 am 08.10.2022 um 16:12:

Meine Spotrty war eigentlich für Polen bestimmt und ist 5HD. Ich habe die Erstzulassung ohne Probleme bekommen.

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Wenn ich fliegen könnte würd ich kein Motorrad fahren
Grüße aus der Pfalz


Geschrieben von MarcoL am 09.10.2022 um 10:06:

 @Manoli1980  es wäre hilfreich, wenn du ein paar mehr Angaben machen würdest. 

Sofern es sich für den Erstbesitzer um den Import eines Neufahrzeugs gehandelt hat, erscheint mir das als nichts negatives. 

Solche Importe aus dem EU-Ausland finden öfter statt, wenn bei uns nix mehr verfügbar ist.

Begleitete Erfahrung 2013 (weil es in DE gerade keine neue gab) Import einer neuen Breakout aus PL über einen freien Dealer im Kreis Mettmann. Alles reibungslos geklappt, alle Dokumente am Start, Zulassung problemlos. Habe sie nach 6 Monaten vom (mir gut bekannten Erstbesitzer) übernommen. Garantiearbeiten ohne Probleme bei offiziellem HD-Händler am Niederrhein. 

Viele Grüße, Marco


Geschrieben von derherrliche am 09.10.2022 um 10:50:

Die Osteuropabastelreparaturen kennt man auch im US Musclecar - Metier zur Genüge. Die werden günstigst und dilettantisch zusammengebraten, teils mit lebensgefährlich krassen Fehlern dabei, und dann auf dem deutschen Markt ZU günstig verhökert. Da ist es dann allerdings Litauen, fast ausschließlich. Finger weg, wäre im Regelfall mein Tipp, Ausnahmen sind natürlich möglich, aber wer weiß das schon vorher sicher, was er da vor sich stehen hat. Risiko...

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Prost...auf fallende Benzinpreise


Geschrieben von DeeCee am 09.10.2022 um 11:09:

zum zitierten Beitrag Zitat von Olsddelta88

Und nein Polen oder Andere Bikes haben kein COC ,geht dann alles über §21 und in den Papieren steht dann auch noch die Euronorm samt den zahlen gedöns der EU Version

Die CoC-Unterlagen werden vom Hersteller zur Verfügung gestellt und können selbstverständlich für eine Zulassung in Deutschland genutzt werden...

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2019 Breakout 114

Jekill&Hyde, Kennzeichenhalter seitlich, TB Heckfender mit 3-in-1-Leuchten, TB Airride, TB Einzelsitz, Stripe-Blinker vorn...


Geschrieben von Olsddelta88 am 10.10.2022 um 03:23:

zum zitierten Beitrag Zitat von DeeCee
zum zitierten Beitrag Zitat von Olsddelta88

Und nein Polen oder Andere Bikes haben kein COC ,geht dann alles über §21 und in den Papieren steht dann auch noch die Euronorm samt den zahlen gedöns der EU Version

Die CoC-Unterlagen werden vom Hersteller zur Verfügung gestellt und können selbstverständlich für eine Zulassung in Deutschland genutzt werden...

Klar für 350€ plus Gebühr vom Händler sind schnell mal 500 und mehr  zusammen . Deswegen machen 90% den $21 für die Papiere in D weil Preiswerter .


Geschrieben von FatPad am 04.12.2023 um 13:25:

Hallo, ich habe mal eine Frage zu dem Thema vor allem 1HD, das es Unfall Bikes sind ist mir bewusst bzw oft bewusst. 

Wenn jetzt aber in den USA nicht als Totalschaden deklariert, sondern Reparierbar z.b. 25% 50% 75% etc.

Und dieses bike dann dennoch nach Deutschland kommt. 

Woran kann das Liegen?

Weil ich hier oft lese das die wohl alle Totalschaden sind.

LG