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Die Grampian Mountains sind hinlänglich dafür bekannt, dass hier übermäßig viele Regentage pro Jahr vorkommen. Das prägt die Natur nachhaltig.
Insbesondere beeindruckten uns die Bäume am Strassenrand, die stark moosbewachsen sind und fast unrealistisch auf uns wirkten.
Das Wetter wurde nicht besser und so machten wir uns auf in den Norden. Über die Kessock Bridge befuhren ein Teilstück der A9 um dann der A836 in Richtung Bonnar Bridge zu folgen.
U.a. besuchten wir den "Million Dollar View", so genannt von der NY Times wegen des atemberaubenden Ausblicks bei schönem Wetter. Heute gab's dafür keinen Penny ;-)
Aber auch dieses Wetter hat in Alba seinen Reiz. Nur habe ich es in Schottland während unserer sieben Besuche zu allen möglichen Jahreszeiten selten so lange an einem Stück regnen sehen. Zudem wurde es in Richtung Norden zunehmend kälter und stürmiger ...
Ein sch... Fahrtag, aber was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten. Einige Tage später sollte es auf der Isle of Skye noch schlimmer kommen.
Zudem gab es noch Ärger mit Öl auf der Fahrbahn. Gut ein Dutzend Oldtimer grüssten uns freundlich unterwegs und verloren reichlich Öl. Bei Nässe verteilte es sich bald über die ganze Fahrbahn. Danke Jungs ...
Wir lagen mittlerweile bei 5 Grad, es stürmte auf dem Weg nach Bonnar Bridge.
Also legten wir einen Zwischenstopp in Bonnar Bridge ein und erlebten in einer kleinen Kneipe am Ende der Welt, was schottische Gastfreundschaft bedeutet.
Wir kamen rein, völlig durchnässt, abgekühlt, mit steifen Fingern. Zudem gegen 16 Uhr in der Pause der Wirtsleute zwischen Mittag- und Abendöffnungszeit. Irgendwie hatten wir hier das Gefühl, die Zeit war irgendwie in den 40ern stehen geblieben.
Aber die Inhaber waren grossartig. Sie gaben uns Shortbreads, Tee und eine warme Feuerstelle, damit wir ein wenig trocknen konnten. Das der Pub eigentlich geschlossen war stand gar nicht zur Diskussion. Man war da und so wurde uns geholfen ...
Ich glaube in einem solchen Land geht das gar nicht anders. Aber DAS macht für uns geradezu Schottland aus.
Ich habe schon aktuellere Portraits der Queen an den Wänden gesehen, auch habe ich lange nicht mehr Churchill's Victoryzeichen aus den 40ern an der Wand eines Pubs gesehen, aber auf welche Art und Weise hier Fremden die Tür geöffnet wurde, das war schon ein ganz besonderes Erlebnis.
Zudem hatten wir einen unterhaltsamen Aufenthalt. Denn auch unsere Gastwirtsleute setzten sich zu uns uns wollten alles Mögliche von uns wissen.
Endlich kamen wir in Tongue an. Die letzten Kilometer waren die Schlimmsten.
Gott, was für ein Tag. Selten erlebt in Alba. Üblich ist ja typisches Aprilwetter durchaus. Sonne, Wolken, kurze Regenschauer. Alle Jahreszeiten an einem Tag. Aber DAS war schon heftig, auch für schottische Verhältnisse.
Wie sagt der Schotte so gerne. Du willst Sonne ? Dann warte 5 Minuten !
So war's heute leider nicht. Aber jetzt wartete ein traumhaftes Landhotel in bester schottischer Manier auf uns. Das Tongue Hotel. Aber seht selbst ...
Der Laptop in der Bar war meiner. Endlich WiFi und ein gemütlicher Platz zum schreiben. Die neuesten Bilder wurden noch vor dem Essen auf Facebook hochgeladen.
Am nächsten Morgen zeigte uns ein Blick aus dem Fenster einen hellblauen Himmel. und so starteten wir unsere Tour nach einem ausgiebigem Frühstück auf der A836 in Richtung Thurso an der Küste entlang.
Wir haben in Schottland sicherlich schon spektakulärere Routen befahren. Man merkt schon am Zustand der Strassen, dass Thurso ein Handelszentrum für den Norden ist und dementsprechend eine Infrastruktur um die Stadt herum geschaffen wurde.
Ziel waren auch eigentlich die Orkney Inseln. Leider aber war das Fährboot defekt und so mussten wir diesen Plan schon frühzeitig zu unserem Bedauern begraben.
So änderten wir unsere Pläne und fuhren auf dem Rückweg erneut durch das Inland auf der Strecke (A897), die wir schon gestern, aber bei schlechte Wetter befahren waren.
Das Land zeigt sich so hoch im Norden recht karg. Kaum Bäume, eine extrem flache Landschaft und die Berge nur in weiter Entfernung. Es wirkte auf uns ein wenig wie eine Tour durch den amerikanischen Westen.
Durchwegs kleine Strassen und wie überall in Schottland gab es reichlich Schafe.
Auf dem Rückweg gab es dann noch eine Begegnung der besonderen Art.
Wir sind es aus unseren zahlreichen Besuchen durchaus gewohnt, freilaufende Schafe und Kühe auf der Strasse und am Strassenrand zu sehen. Aber den mächtigen Gallowayrindern urplötzlich auf der Strasse gegenüber zu stehen, das hatte schon etwas besonderes.
Unsere Aufmerksamkeit hatte eigentlich ein Bauernhof erregt, der sich in unmittelbarer Nähe zu den Klippen in einer atemberaubenden Lage befand. Ein Schild am Strassenrand wies alle an, nicht die Schafe zu verschrecken, damit diese nicht über die Klippen stürzen.
Also stellten wir mal kurz unsere Harleys ab und gingen ein paar Meter. Plötzllich standen sie da in voller Pracht ...
Meine Neugier war geweckt. Wenn der Bauer diese Riesen frei laufen lässt, müssten sie doch eigentlich friedlich sein ?
Wir wussten es nicht und die Hörner waren schon gewaltig. Aber mit ihren zotteligen Haaren sahen sie für mich irgendwie vertrauenserweckend aus. Meine besser Hälfte und Hilger waren sich da nicht so sicher und so wollten sie nur aus der Entfernung fotografieren .
Also näherte ich mich alleine vorsichtig den grossen Jungs und nahm Blickkontakt auf.
Sie waren ziemlich gleichmütig mir gegenüber, bestaunten den Ochsen mit den langen Haaren und blieben friedlich. Also begab ich mich in ihre Mitte. Es war ein unglaubliches Erlebnis hier so hoch im Norden ...
Eine zweite Nach blieben wir hier oben im Norden. Dann führte uns der Weg am nächsten Morgen an die Nord-West-Küste über Durness nach Lochinver.
Ein besonderes Highlight stand gleich am Anfang unserer Tagesetappe auf dem Programm:
Der Carribean Beach auf der A838 kurz vor Durness.
Vorher ging es allerdings auf kleine Strassen an der Küste entlang. Erneut zog uns diese wild wirkenden Landschaft in ihren Bann.
Der Carribean Beach ...
So etwas erwartet man nun so gar nicht hier im oben im hohen Norden, dafür aber um so eindrucksvoller.
Kurz vor Durness taucht er auf der A838 urplötzlich auf ...
Damit waren aber die Überraschungen für uns hier im hohen Norden noch nicht zu Ende.
Wir befuhren planmäßig eine Seitenstrasse in Durness selbst und waren auf dem Weg zu einer aussergewöhnlichen Location. Dem Friedhof Balnakeil direkt an der Steilküste, direkt neben dem Loch Croispol.
Am Strassenrand sahen wir urplötzlich ein Schild mit der Aufschrift "welcome to cocoa mountain".
Unsere Neugierde war geweckt ...
Wir fuhren ab und nach kurzer Strecke (ca. 1,6 km) tauchte eine ehemalige Militärkaserne auf, die einige Aussteiger für sich entdeckt und dort vor Jahren schon ein Künstlerdorf gegründet hatten.
Die Gebäude waren schlicht, aber innen erwartete uns etwas, dass wir höchstens von einigen belgischen Chocolatiers erwartet hätten. Hier wurden Schokladen und Pralinen per Hand hergstellt.
Wir waren baff. Mitten in der Einöde, wer sollte hier kaufen ???
Die Inhaberinnen, zwei junge Mädels, gaben uns die Antwort. Beide haben ihre Ausbildung in Begien gemacht und sind dann zurück nach Schottland gegangen, weil für sie kein anderer Ort als Durness zum Leben in Frage kam. Und hier oben haben sie dann halt zu produzieren begonnen.
Und wenn der Kunde nicht zu ihnen kommt, dann kommen sie halt zum Kunden. Das world wide web macht's möglich ...
Man sieht wieder einmal: Gute ideen lassen sich mit Engagement fast überall durchsetzen.
... mal wieder ein Super Bericht!!
Danke da bekommt man echt Lust...
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Weiter ging die Reise nach Lochinver auf der A838 und A894.
Die Landschaft wurde noch wilder und ursprüglicher. Die Einsamkeit herrscht in diesem Bereich der Highlands in noch grösserem Ausmaß. Geht das eigenlich ? Ist ja an und für sich schon ein recht einsames Land.
Wir nutzten etliche Nebenstrassen für kleiner Abstecher und waren begeistert über so viel Natur.
Mal eine Anmerkung in eigener Sache am Rande. Von dieser Reise habe ich über 7.000 Bilder mit zurück gebracht. Die werden allerdings auch benötigt. Denn kurz vor unserem Urlaub erreichte mich die Rückmeldung eines Buchverlages, der an der Veröffentlichung eines Buches über unsere Harleyreisen interessiert ist nach dem Motto: "Mit der Harley unterwegs in Schottland".
Es soll kein Reiseführer im üblichen Sinne werden. Mehr eine Erzählung von Anekdoten über unsere Erlebnisse mit Land und Leuten gespickt mit vielen Fotos von unseren diversen Besuchen.
Das Buchcover steht mittlerweile, wie auch der meiste Text. Die passenden Bilder werden im Herbst, nach der Saison, ausgesucht. Die Veröffentlichung soll im Dezember erfolgen.
Ein besonderes Erlebnis erwartete uns bei unserem nächsten Übernachtungsstop.
Im Gegensatz zu unseren sonstigen Besuchen in den Highlands hatten wir dieses Mal lieber die Hotels vorgebucht, weil wir zu Dritt unterwegs waren und ich Hilger schon die Gewissheit geben wollte, dass jede Übernachtung gesichert ist.
Zumal ich ihm die schönsten Inns und Countryhotels auf der Reise zeigen wolle.
Die Inver Lodge allerdings war auch für uns neu im Programm. Hier oben, kurz hinter Ullapool hatten wir noch keinen Standort, zumal hier im hohen Nord-Westen die wenigsten Übernachtungsmöglichkeiten zu finden sind.
Die Inver Lodge ist ein ehemaliges Jagdhaus mit einem fantastischen Ausblick auf den Atlantischen Ozean. Finanziell passte es in unser Budget, also habe ich sie im Februar über booking.com gebucht.
Übersehen hatte ich die 5 Sterne des Hotels.
Da standen wir nun am Eingang der 5 Sterne-Herberge in Motorradklamotten, die die Kampfspuren unserer Reise deutlich trugen. Unser Gepäck wollte ein Page in Empfang nehmen. Der hatte allerings wohl noch nie Buffalo Ledertaschen, voll vom Dreck der Strasse, in die Hand genommen. Er drohte schmutzig zu werden :-)
Ansonsten war der Empfang herzlich. Die Empfangsdame nahm unseren Auftritt gelassen und lies sich nichts anmerken.
Das Publikum war in den Mittsiebzigern, die Ladies trugen Kostüme mit Hut und die Glentlemen Sakkos mit Krawatte und Einstecktuch. Man genoss gerade die Teetime und sah skeptisch dem Treiben um die Fremden zu ...
Wir checkten erst mal ein ...