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Geschrieben von Paeule am 24.09.2012 um 17:16:

1989er Sportster XLH 883 Restauration

Kam plötzlich an eine Sportster XLH 883 Bj. 1989 (kalifornischer Import) dran und entschloss mich kurzfristig, diese komplett zu restaurieren.

Zustand im Oktober 2011:
Garagenfund, bedingt funktionstüchtig, fährt noch, aber Batterie entlädt sich ständig, Motor läuft auch nicht sauber.

Also: klarer Fall für den Mopped-Doc!

D.h.: Komplett auseinanderbauen (außer Motor),
Rahmen pulverbeschichten und dann entscheiden, welche Teile erneuert werden müssen und was wieder verwendet wird.

Und dann soll sie ja auch noch einen gewissen Stil haben, also nicht wieder einfach alles zusammenschrauben wie gehabt.
Da ich mir vorher nie vorstellen konnte, jemals eine Harley zu fahren und das auch gar nicht unbedingt wollte (zu schwer, unsportlich, behäbig usw.), entschied ich mich dafür, die Sportster so zu gestalten, dass sie ihrem Namen gerecht wird: als sportliche Maschine mit dem urtümlichen Charme einer Harley Davidson.
Und nicht irgendwie dunkel-düster, schwarz, schwarz, schwarz …

Allerdings sollten jetzt erst mal außer Neulackierung der Blechteile, Pulverbeschichtung des Rahmens und Erneuerung der verschlissenen, abgenutzten Teile keine großen Investitionen in Richtung Customizing getan werden, vielmehr reizte es mich, die vorhandenen Teile aufzuarbeiten und so viel wie möglich davon neuwertig erscheinen zu lassen.

Inzwischen formierte sich bei mir auch eine Vorstellung, wie die Sporty mal aussehen könnte:
im Retro-Stil eines amerikanischen Muscle Cars, blau mit zwei silber-weißen Blockstreifen von vorne bis hinten.
Dazu hier mal eine „Vorher”- und eine „Nachher”-Darstellung (zu Beginn meiner Arbeiten, im Laufe der Zeit kamen und kommen noch immer wieder kleine Änderungen dazu).

Inzwischen, nach ca. einem Jahr Arbeit, bin ich immer noch dabei, die Sporty aufzubauen. Wenn denn Interesse von euch da ist, werde ich nach und nach einen textlich und fotografisch ziemlich detaillierten Bericht hier einstellen, just for fun, vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen von euch bei seiner eigenen Arbeit …


Geschrieben von Paeule am 25.09.2012 um 11:26:

Erst mal eine Bestandsaufnahme:
Alles mehr oder weniger vergammelt, der Lack absolut kaputt, aber keine kapitalen Schäden – eben 22 Jahre alt und nicht gepflegt.
Was mich als erstes stört, ist dieses kalifornische Abgassystem, das noch einen extra Behälter unter dem Schwingenlager hat und jede Menge zusätzlicher Schläuche – also, das brauchen wir hier nicht, das muss weg!


Geschrieben von diShmO am 25.09.2012 um 11:34:

Freue mich schon sehr auf den detailierten Bericht!! Ich glaube danach musst du hier nicht fragen ob das erwünscht ist! MACHEN!! Augenzwinkern


Geschrieben von Kalle66 am 25.09.2012 um 13:51:

Jepp, zeigen, was Du draus machst. Ist man immer gerne mit dabei. Viel Spaß und Erfolg.

__________________
Und schlägt der Arsch auch Falten - wir bleiben doch die Alten.


Geschrieben von alesu am 25.09.2012 um 13:54:

Freue mich schon auf eine schöne "vorher-nachher" Geschichte.


gruß


Geschrieben von AtzeWAF am 25.09.2012 um 14:25:

sehr sehr geil und cooles BJ

__________________
****************Rock 'N Roll****************


Geschrieben von Paeule am 25.09.2012 um 17:08:

Bei einigen Teilen stand von Anfang an fest, dass sie gegen neue gewechselt werden, z.B.:

• neuer verchromter Öltank
• neue Stahlflex Bremsleitungen, Kupplungs- und Gaszüge
• neue Griffe und Fußrasten

Da es mich nach den ersten Fahrten mit der Sporty störte, dass der Kupplungshebel scheinbar nur von XXL-Händen mit überdurchschnittlichen Kräften ohne anschließende Verkrampfung betätigt werden kann und das gleichzeitige Drücken des Blinkerknopfes nahezu unmöglich ist, suchte ich sofort im Web nach einer Lösung des Problems.

Ich entschied mich dann erst mal für neue Ergo-Griffe (http://www.my-twinparts.de/search.html?&sword=ergo&tt_products%5Bproduct%5D=326) und für die Kupplungshilfe zum Einbau auf der Primärantriebseite (http://www.my-twinparts.de/kupplungshilfen.html?&tt_products%5Bproduct%5D=11&tt_products%5Bcat%5D=1&cHash=7b04440eea68800e89f5e119af67851b).

Ich habe sie allerdings bis jetzt noch nicht eingebaut und bin noch nicht damit gefahren. Ob es dann wirklich die versprochene Erleichterung gibt, bleibt abzuwarten.


Geschrieben von Paeule am 26.09.2012 um 13:29:

Da ich ja weder die Sportster erfunden und entwickelt habe noch bei HD in der Schrauber-Ausbildung war, musste ich natürlich von irgendwo her Informationen und Anleitungen zu meinem Projekt haben.

Also rein ins Web.
Nach viel Google-Recherche stellte ich mir folgendes Hilfspaket zusammen:

1. Eine PDF-Datei des Harley Davidson Service Manual XL/XLH Sportster 1986-2003, zusammengeschnitten auf alle Kapitel/Abschnitte, die mein Modell (883 ccm, Bj. 1989) betreffen und mit Hilfe von Google in deutsch übersetzt. Dieses Handbuch ist schon sehr kompetent und ausführlich, wenn man dass genau befolgt, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.

2. Zur Bestimmung einzelner Teile, die ich neu kaufen möchte, suche ich die Original-HD-Teilenummer auf folgendem Weg:

a. Auf die Seite
http://partsfinder.onlinemicrofiche.com/ronnies//showmodel.asp?Type=12&make=hdmc&A=95&vehicleid=1989-Harley-Davidson-Street-Bike-XLH-SPORTSTER-883-STANDARD-(CA)
gehen.

b. Explosionszeichnung der entsprechenden Baugruppe aufrufen, Teil lokalisieren und unten in der Teileliste bei der entsprechenden Teilenummer eine beliebige Stückzahl eintragen. Doch dort steht zwar der Artikel bezeichnet, aber nicht die von mir gesuchte OEM-Teilenummer. Also weiter.

c. Unter jeder Teileliste steht ein Button „Add items to Parts List“. Draufdrücken und ein neuer Screen erscheint: „Parts List“. Immer noch die gleiche Information. Also weiter.

d. Button „Send to Cart“ drücken. Jetzt komme ich in den Shop (keine Angst, noch ist nichts gekauft). Und siehe da: Zu jeder Teilebezeichnung steht auch eine mehrstellige Ziffer, die HD OEM-Teilenummer!

e. Diese jetzt schnell kopieren bzw. aufschreiben und Fenster/Shop schließen (danke, Ronnie).

3. Und jetzt mit dieser OEM-Nummer entweder
– googlen
– im Motorcycle Storehouse Onlinekatalog suchen (http://www.motorcyclestorehouse.nl/catalogs)
– im Custom Chrome Katalog suchen (PDF runtergeladen)
– im W&W Onlineshop suchen

4. Und dann kaufen!
Ich persönlich mache es so, dass ich die Motorcycle Storehouse Artikelbezeichnungen und-nummern in einer Numbers- bzw. Excel-Liste aufschreibe und zur Eva von www.my-twinparts.de schicke (gute Preise, schnelle Lieferung, gute Beratung zu Alternativen).

So gewappnet, ging es jetzt ans Auseinanderschrauben.
Das Wichtigste für mich war von Anfang an, jeden Arbeitsschritt bzw. die Position jedes Teils zu fotografieren und auf den Computer zu kopieren.
Das habe ich auch so durchgezogen und inzwischen einige Hundert Fotos von meiner Baustelle auf dem iMac. Und es macht sich wirklich bezahlt: jetzt, beim Zusammenbau, gehe ich immer wieder an den Rechner und suche ein entsprechendes Foto heraus, das mir die Lage des Bauteils/Kabels/Schlauchs zeigt.

Dadurch zieht sich die Arbeit am Projekt zwar in die Länge, aber das für mich wichtigste erreiche ich damit:
Ich behalte stets den Überblick und eine gewisse Sicherheit bei meiner Arbeit.
Schlimm fände ich es, wenn mich irgendwann das Gefühl überkommen würde, ich komme nicht mehr zurecht, ich weiß nicht mehr weiter …

Und außerdem habe ich so das ganz Projekt dokumentiert und kann es hier zur Nachahmung reinstellen (aber wartet erst, bis ich alles wirklich zusammengebaut habe und die Sporty wieder einwandfrei fährt ;-))

Also, Sitzbank runter, Tank abnehmen, Batterie ausbauen (immer schön nach Anleitung des Handbuchs!) und dann ein erster Blick „in’s Innere“ der Sporty: Ein Gewirr von Kabeln und Schläuchen, ziemlich marode und bestimmt nicht mehr in Original-Verlegung. Da hat sich wohl schon ein anderer dran versucht ;-)


Geschrieben von Paeule am 26.09.2012 um 13:47:

Übrigens, ebenso wichtig ist das Beschriften und Verwahren der einzelnen abgebauten Teile!

Ich habe alle Teile bzw. kleinere Baugruppen in transparente Plastikbeutel mit Druckverschlussleiste gepackt und mit einem wasserfesten Edding beschrieben. Und dann in Klappkörbe nach Baugruppen geordnet. Eigentlich sollte bis zum Schluss alles gefunden werden, und das nicht erst nach stundenlanger Suche.

Organisation ist wichtig!


Geschrieben von Paeule am 27.09.2012 um 13:44:

Beim Blick „hinter die Kulissen” zeigt sich immer mehr, dass eine komplette „Entkernung” und anschließender Neuaufbau die beste – die einzig richtige – Entscheidung ist.

Was mich nur immer mehr wunderte ist, dass die Sporty überhaupt noch so einigermaßen klaglos gefahren ist. Wo man auch hinschaut: durchgescheuerte Kabel, eingerissene Gummischläuche, blanke Kontaktstellen – weg damit!

Aber immer schön fotografieren und saubere beschriftet verpacken!


Geschrieben von Paeule am 27.09.2012 um 14:11:

Jetzt ist der Vergaser dran.

Also, Luftfilterdeckel, Luftfilter und Rückenplatte abbauen.
Jetzt sieht man auch die beiden Schläuche, die hinten in die Rückenplatte eingeführt werden. Rechts die Kurbelgehäuseentlüftung, kommt nachher wieder dran (als Stahlflexschlauch). Links die Verbindung zum kalifornischen Emissionsbehälter unter der Schwinge, brauch' ich nicht mehr – dieser Anschluss an der Rückenplatte muss vor dem Wiedereinbau verschlossen werden.

Am Vergaser alle Züge aushaken und Schläuche abziehen.
Dann den Vergaser vom Ansaugstutzen abziehen.
Achtung: eigentlich hat die 89-er Sporty einen Gummi-Ansaugstutzen und eine Befestigungsschelle. Bei meiner Maschine wurde dieser jedoch mal ausgetauscht und ist jetzt einer der nachfolgenden Baujahre!
Der Vergaser wird erst mal eingepackt und weggelegt, der ist später dran.

Bei der Gelegenheit wird auch gleich die Zündschloss/Choke-Montage abgemacht.

Das Chaos der Leitungen und Schläuche wird immer wilder, nur nicht entmutigen lassen!

Übrigens, schaut doch mal bei eurer Maschine hinter die Verkleidung und Abdeckungen – wer weiß, wie es da aussieht. Doch Vorsicht: Dann wird man unruhig und vielleicht sieht das Mopped dann auch bald so aus wie meins – komplett zerlegt.


Geschrieben von zena am 27.09.2012 um 15:56:

Also, Respekt vor deiner Arbeit die du dir damit machst!
Bei so was überlege ich immer, ob sich das tatsächlich lohnt so von der reinen Kostenseite betrachtet. Die zu ersetzenden Teile + Lackierung/Beschichtung... Ganz abgesehen von der Zeit und Arbeit die da drin steckt.

__________________
Gruß, zena


Geschrieben von Bobbes am 27.09.2012 um 16:08:

Der Weg ist das Ziel Augenzwinkern

__________________
Gruß
Bobbes

 


Geschrieben von Paeule am 27.09.2012 um 16:17:

Na gut, das ist 'ne Betrachtungsweise.

Die Kosten belaufen sich insgesamt so auf etwas über 2,5 Tsd. €.
Aber dafür hat man dann eine (bis auf den Motor, der hat 16 Tsd. runter) neuwertige Maschine, mit

– Lackierung in eigenem Design
– pulverbeschichteter Rahmen, Kettenschutz, Batterieträger, Bremssattel hinten usw. „Made in Germany”, also wirklich erstklassig
– hochwertig verchromte Austauschteile (Stahlflexschläuche, Chrom-Schlauchanschlüsse usw.)
– generalüberholte ursprüngliche Teile
– sämtliche Elektroanschlüsse mit Kupferpaste und mit Schrumpfschlauch isoliert
– alles mit entsprechendem Drehmoment zusammengeschraubt
usw.

Und außerdem ist das ja auch nicht eine rein kaufmännische Entscheidung gewesen, Auslöser dieses Projektes war ja die damit verbundene Erfahrung – wer, wenn er nicht gerade in Milwaukee wohnt, kann mal seinen Enkeln sagen, dass er mal 'ne Harley zusammengeschraubt hat? ;-)


Geschrieben von Paeule am 28.09.2012 um 13:58:

Der Lenker wird von den Bauteilen befreit und abgebaut. Dabei zeigt sich, das einige Inbusschrauben schon ziemlich ausgenudelte Köpfe haben. Also, Ausdreher kaufen und rausarbeiten.

Im Lampengehäuse treffen sich so einige Kabel und Anschlüsse. Hier befindet sich auch das Blinkrelais.

Ich entschließe mich, den Hauptkabelbaum selbst zu stricken.
Alle Kabel, die Steckverbinder an beiden Enden haben, sollen ersetzt werden. Die Kabel, die fest mit einem Bauteil verbunden sind, werden entweder überprüft und neu isoliert (z. B. Schrumpfschlauch) oder abgekniffen und mit einem neuen Kabel verbunden.
Den Schaltplan habe ich aus meinem Handbuch, daran würde ich mich orientieren.

Da ich keinerlei Erfahrung mit Löt- bzw. Verbindungstechniken habe, muss ich mir ein System suchen, das auch Laien verlegen können.
Also: Gerne lasse ich mir ein zuverlässiges Verbindungssystem für den Kabelbaum empfehlen und mich auch allgemein dazu beraten!